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Inhalt

Mitten im laufenden Schuljahr kommt ein Neuer in die Klasse: Théo. Wie Daniel ist auch er schnell ein Außenseiter in der Klasse: Daniel, introvertiert und immer vertieft in seine Zeichnungen, und Théo, der auf alles eine Antwort weiß und leidenschaftlich gerne tüftelt. Doch eins haben beide gemeinsam: Als die Sommerferien beginnen, will keiner die Zeit mit seiner Familie verbringen und zusammen schmieden sie einen Plan. Mit Hilfe eines Rasenmähermotors und einigen Brettern zimmern sie sich ein ebenso skurriles wie liebevoll gestaltetes und vor allem fahrbares Haus. Ein abenteuerlicher Roadtrip - mit maximal 20 km/h - über die französischen Landstraßen beginnt. Sie lernen neue Freunde kennen, liefern sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei und vor allem...machen das, was sie schon immer tun wollten: die Freiheit genießen, einen wundervollen Sommer lang!
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wenn Filmschaffende einen persönlichen Bezug zum Stoff ihres Films haben, ist das meist schon die halbe Miete. Der französische Autorenfilmer Michel Gondry hat sich entschieden, in seinem neuen Werk Mikro & Sprit aus dem Nähkästchen zu plaudern und erfüllt sich und den Zuschauern den ein oder anderen Kindheitstraum. Welcher Junge hat nicht schon einmal in einer Phase der Freiheitssehnsucht seiner Fantasie freien Lauf gelassen und Gedanken an ein eigenes motorisiertes Gefährt gehegt? In Gondrys bittersüßer Coming-of-age-Geschichte bauen sich die zwei vierzehnjährigen Sonderlinge Daniel und Théo ein Haus mit fahrbarem Untersatz und erobern damit die Straßen von Frankreich. Sie lassen alle Familienprobleme und Schulverpflichtungen hinter sich und begeben sich mit ihrer kreativen Karre auf die Flucht in die Freiheit – auch wenn sie damit nicht dem Erwachsenwerden entkommen können.

Daniel (gespielt von Ange Dargent) ist verträumt, mädchenhaft und von der Statur her klein, was ihm den Spitznamen Mikro eingebracht hat und ihn nie wirklich in der Klassengemeinschaft ankommen ließ. Doch als Théo (Théophile Baquet) eines Tages neben ihm sitzen muss, entwickelt sich eine echte Freundschaft zwischen den beiden. Denn Théo, das praktisch veranlagte Fantasiebündel mit dem Spitznamen Sprit, ergänzt auf wunderbare Weise die kreativen Fähigkeiten des sensiblen Denkers Daniel. Der Praktiker liefert hier den Willen zur Tat, der Theoretiker die zündende Idee. Zusammen gelingt es ihnen, den himmelhochjauchzenden Idealismus auf den Teppich zu bringen und ihre Idee in realistischem Rahmen zu verwirklichen. Offenherzig und unternehmungslustig gehen die beiden Freunde mit den Hürden des Alltags um und stürzen sich von einer irrwitzigen Situation in die nächste.

Die leicht autobiografische Note des Films wird vor allem in der liebevollen Machart und dem feinfühligen Umgang mit den Figuren deutlich. Gondry konzentriert sich ganz auf das wechselhafte Innenleben seiner jungen Charaktere, das gleichermaßen aus Gefühlschaos und leidenschaftlicher Lebenslust besteht. Mehr als in anderen Filmen über das Erwachsenwerden steht das Thema Sex im Vordergrund, was wohl oder übel das Klischee eines europäischen Independent-Films erfüllt. Dies tut dem Werk aber keinen Abbruch, denn es fügt sich authentisch in die Lebenswelt von Daniel und Théo.

Aufgrund quicklebendiger und farbenfroher Bilder, sowie einer originellen Erzählweise lässt Mikro & Sprit Erinnerungen an andere französische Filme aus den letzten Jahren, wie z. B. Die Karte meiner Träume, aufkommen. Im Vergleich fehlt es ihm aber etwas an Eloquenz und Detailverliebtheit, sodass die überbordenden kreativen Ergüsse weniger im Drehbuch als in den Handlungen der Figuren zu finden sind. So wirken einige Dialoge und Szenenabschnitte nicht ganz ausgereift, als ob die sehnsuchtsvollen Kindheitserinnerungen des Regisseurs zwar die Grundidee lieferten, jedoch für ein abgerundetes Drehbuch zu blass im Halbvergessen schwebten. Andere Szenen wiederum sind skurril, anrührend und einfach rundum gelungen, als ob Gondry sie allein für diesen Film aus einer Mischung aus sorgsam gepflegter Erinnerung und begnadeter Fantasie geschöpft hat. Wenn Théo mit einer frustrierten Galeristin durch den leeren Ausstellungsraum tanzt und so tut, als ob viele Gäste anwesend wären oder das Fußballspiel von Daniel und seinem Bruder über Mikrofon kommentiert und sie die Zeitlupen nachspielen, kommt der persönliche Bezug des Filmemachers zu seinem Stoff zum Tragen und der Zauber des Kinos entfaltet seine Wirkung.

Fazit

„Mikro & Sprit“ ist eine skurrile, farbenfrohe coming-of-age-Geschichte, die von der Freundschaft zweier Außenseiter handelt. Während die jungen Hauptdarsteller sich als ideale Besetzung herausstellen, wirkt das Drehbuch an manchen Stellen nicht ganz ausgereift. Trotzdem bietet der Film von „Vergiss mein nicht“-Regisseur Michel Gondry Szenen und Dialoge, die nicht nur für den Moment berühren, sondern im Gedächtnis haften bleiben. „Mikro & Sprit“ ist ein ausgelebter Kindheitstraum und eine jauchzende Ode an die jugendliche Unabhängigkeit.

Kritik: Jonas Göken

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