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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere adoptiert Joan Crawford 1940 die drei Monate alte Christina, um die sich eine Kinderschwester kümmert. Joans Erfolgssucht kennt keine Grenzen. Sie terrorisiert Christina mit Reinlichkeitsfimmel und emotionalen Wechselbädern. Als ihre Karriere trotz Oscar-Gewinn 1946 und weiteren Nominierungen abnimmt, verfällt Crawford exzessivem Alkoholismus, den sie kaum zu übertünchen vermag. Ihre Wutausbrüche nehmen immer heftigere Formen an. Mutter und Tochter sind in inniger Hassliebe verbunden.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Über Jahrzehnte zählte Joan Crawford (Solange ein Herz schlägt) zu den größten Diven in Hollywood, um die sich heute noch zahlreichen Mythen und Legenden ranken. Markant und unbestreitbar einzigartig auf der Leinwand, gleichwohl exzentrisch, neurotisch und wahnsinnig kompliziert im wahren Leben. In den letzten Jahren ihrer Karriere sorgte vor allem die „Blutfehde“ mit ihrer Erzrivalin Bette Davis (2017 thematisiert in Feud) für Schlagzeilen, ehe sie sich 1970 endgültig vom Showgeschäft verabschiedete und 1977 schließlich im Alter von 72 Jahren verstarb. Kurz nach ihrem Tod veröffentlichte ihre Adoptivtochter Christina Crawford (Gesichter) das Buch Mommy Dearest, in welchem sie ihre traumatische Kindheit schilderte. Sie beschrieb ihre Adoptivmutter als psychisch gestörte Trinkerin, die sie und ihren Bruder Zeit ihres Lebens schwer körperlich und vor allem seelisch misshandelte.

Das Buch löste hitzige Diskussionen aus und bei Paramount witterte man den Stoff, aus dem die Oscar-Träume sind. Feuer und Flamme für das Projekt, schrieb der bis dato durch einige erfolgreiche und gelobte Filme aufgefallene Regisseur Frank Perry (Doc) sein erstes (und einziges) eigenes Drehbuch und durfte es im Auftrag des Studios – mit einem damals sehr stattlichen Budget von 39 Millionen $ - auch selbst realisieren. Für die Rolle von Joan Crawford wurde zunächst Anne Bancroft (Die Reifeprüfung) favorisiert, bis Faye Dunaway (Chinatown) sie sich mit einem furiosen Auftritt beim ersten Meeting quasi auf Anhieb sicherte. Sie erschien dort bereits voll in der Rolle der Crawford und überzeugte Frank Perry vom Fleck weg. Dieser war einer der wenigen, reinen Regisseure, der zuvor selbst am Lee Strasberg Theatre and Film Institute gelernt hatte und glühender Verfechter des Method Actings war. Seine Philosophie war, dass die darstellerische Leistung immer im Fokus der Inszenierung stehen sollte. Diesem Kredo entsprechend und angefixt von der Interpretation seines Stars, ließ er der Oscar-Preisträgerin beim Dreh mehr oder weniger freie Hand. Das Resultat spaltete Publikum und Kritik massiv, der angepeilte Hit blieb auf alle Fälle aus. Mit einem Boxoffice von 5 Millionen $ war der Film ein finanzieller Reinfall und die Karriere von Faye Dunaway – die ihren zweiten Academy-Award dafür wohl schon fest eingeplant hatte – nahm irreparablen Schaden. Bis heute werden in Interviews mit ihr Fragen zu dem Film ausdrücklich untersagt.

„Tina, bring me the axe!“

In der Szene, als Joan Crawford bei MGM praktisch vor die Tür gesetzt wird, beschwert sie sich verzweifelt, dass sie immer nur mit schlechten Drehbüchern und unfähigen Regisseuren arbeiten muss. Schon zu diesem Zeitpunkt, noch im ersten Drittel des Films, scheint dies bereits wie Meta-Galgenhumor. Als würde der Figur der Joan Crawford das gleiche Schicksal zu Teil wie der realen Person; als wenn es ein böser Fluch wäre, aus dem es kein entkommen gibt. Während er mit dem Drehbuch zu Meine liebe Rabenmutter dieser selbsterfüllenden Prophezeiung mehr als nur gerecht wurde, war Frank Perry nachweislich natürlich kein unfähiger Regisseur per se. Hier allerdings schien ihm das Ganze in dem Moment aus den Händen zu gleiten, als er seinem weiblichen Star alle Freiheiten gewährte und – ganz nach seinen persönlichen Vorstellungen – die komplette Inszenierung der exzessiven Darstellung unterordnete. So sieht der Film, trotz seines üppigen Budgets, oftmals nur aus wie eine aufwändige TV-Produktion. Was noch zu verkraften wäre, denn die großen Probleme liegen an ganz anderer Stelle.

Das plakative Skript schafft weder ein Verständnis für diese komplizierte, ambivalente (Adoptiv)Mutter-Tochter-Beziehung, noch gelingt ihm eine tiefgehende Charakterisierung der kontroversen wie aufregenden Person Joan Crawford. Diese strahlte allein durch ihr Auftreten schon eine besondere Faszination aus und wirkte, besonders in ihren späteren Jahren, beinah schon wie eine tragische Karikatur ihrer selbst. Ein großer Star, der am lebendigen Leibe und vor den Augen der Öffentlichkeit langsam und grausam verglühte. Doch hier verkommt sie zur hysterischen Witzfigur und der Film versetzt das Publikum mehr als einmal in die irritierende, zuweilen wirklich unkomfortable Situation, das theoretisch unwahrscheinlich grausame Momente von physischer wie psychischer Kindesmisshandlung gezeigt werden – und man aus dem Lachen kaum noch rauskommt. Wie im Rausch und scheinbar vollkommen ungebremst durch den Regisseur dreht Faye Dunaway komplett durch und liefert ihr eine stellenweise geistesgestörte Performance ab. Sicher war auch die echte Joan Crawford nah an diesem Wahnsinn, doch das hier sprengt definitiv jeden Rahmen.

„What’s wire hangers doing in this closet, when I told you NO WIRE HANGERS…EVER!!!“

Einige Wochen nach dem Kinostart merkte man bei Paramount erst, was man da angerichtet hatte, und startete einen beispiellosen Versuch der „Schadensregulierung“. So wurde der Film fortan als eine Art Komödie beworben, was angesichts der Ambitionen und vor allem des tatsächlichen Inhalts natürlich schon geschmacklos ist. Doch da war das Kind schon längst in den Brunnen gefallen. Es beschreibt aber auf eine gewisse Weise doch ganz gut, wie kolossal gescheitert dieses ganze Projekt ist und was es trotzdem so faszinierend gestaltet. Genau genommen ist es eine Frechheit, wie dieses brisante und wichtige Thema als spleenige Freakshow verschandelt wird. Wie sich eine geachtete und talentierte Darstellerin voller Inbrunst und Leidenschaft um Kopf und Kragen spielt und – wahrscheinlich angestachelt durch bedingungslosen Zuspruch und jedwede Form von behütender Regulierung – damit ihre Karriere wild kreischend aus dem Fenster wirft. Wie Joan Crawford – ungeachtet ihrer eigenen Schuld – hier wie eine absurde Kirmessau durchs Dorf getrieben wird, ohne dass man auch nur versucht, ihre eigene, schwer angeschlagene Psyche genauer zu durchleuchten und vielleicht etwas Verständnis - keine Entschuldigungen - für ihr grausames Verhalten zu schaffen. Das alles kann und muss man Meine liebe Rabenmutter vorwerfen, aber, so widersinnig und scheinheilig es klingen mag, manche Momente muss man fast gesehen haben. Faye Dunaway hat mit dieser Performance ein Stück Filmgeschichte geschrieben. Von der sie selbst nichts mehr wissen will. Aus ihrer Sicht absolut nachvollziehbar.

Fazit

Des Wahnsinns fette Beute. Die massiv verunglückte Adaption der Skandalbiographie gilt heutzutage in gewissen Kreisen als Kultfilm und wird von einigen der daran Beteiligten immer noch beschämt verschwiegen. Beides ist irgendwie nachvollziehbar, dennoch ist „Meine liebe Rabenmutter“ in erster Linie ein praktisch katastrophales Biopic, welches bedauernswert, verabscheuungswürdig und, auf eine sehr sonderbare Art, manchmal auch unterhaltsam zugleich ist. Irgendwie wird er auf diesen Umwegen seiner Hauptfigur dann doch wieder ein kleines Stück gerecht.

Kritik: Jacko Kunze

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