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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nachdem ihr Geliebter, ein Zauberkünstler, während eines Bühnentricks auf mysteriöse Weise spurlos verschwand, wird Louise (Elina Löwensohn) völlig aufgelöst in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Neun Monate später bringt sie dort einen kleinen Jungen zur Welt, dessen Existenz sie verschweigt, da er sich in einem wesentlichen Detail von anderen Babys unterscheidet: Er ist unsichtbar. „Mein Engel“, wie Louise ihn nennt, wächst geliebt und behütet auf, jedoch isoliert von seinen Mitmenschen. Eines Tages jedoch lernt er die gleichaltrige Madeleine (Fleur Geffrier) kennen. Sie ist die perfekte Gefährtin denn sie ist blind und da sie ihn mit ihren übrigen Sinnen spürt, sieht „Mein Engel“ keinen Anlass, ihr seine Unsichtbarkeit zu gestehen. Schon bald sind die beiden unzertrennlich. Doch dann kommt der Tag, an dem Madeleine ihm verkündet, dass eine bevorstehende Operation ihr Augenlicht wieder herstellen soll...

Kritik

Schon von den ersten Sekunden an hat Mein Engel von Regisseur und Autor Harry Cleven (Duplicity - Deine Familie gehört mir) eine gar schon magische Aura, die den Zuschauer ruhig und mit leicht nebligen Bildern durch den Film führt. Dabei ist die Ausgangslage ebenso faszinierend wie märchenhaft: Immerhin erleben wir die meiste Zeit des Filmes durch die Augen von Mein Engel (im Original von François Vincentelli gesprochen), der eben für alle anderen Menschen unsichtbar ist. Daher verstecken sich im Film dann auch durchaus poetische Motive sowie die Fragen nach Existenz und Erleben. Somit ist die belgische Romanze gleich zu Beginn bereits ein Kleinod, welches so noch nie das Licht der Welt erblickt hat. Doch kann die Geschichte auch die sehr kurzen 80 Minuten hindurch überzeugen? Nun, zum Teil. Denn während gerade Mein Engel zum roten Faden wird und den Zuschauer gekonnt durch die träumerischen Kulissen des Filmes führt, bleibt der Rest eher profillos und verkommt zum Selbstzweck. Zumindest auf der gefühlvollen Ebene funktioniert Mein Engel aber prächtig, was vor allem an den hervorragenden Darstellern liegt.

So sind es vor allem die verschiedenen Versionen von Madeleine (Fleur Geffrier, Maya Dory sowie Hannah Boudreau), die Mein Engel nicht nur seine Existenz geben, sondern im gefühlvollen Dialog immer wieder zu berühren wissen. Nach und nach entfaltet der Film so seine hervorragende intime Seite, die gerade zum Ende hin wahrlich überzeugend erzählt wird. Die Welt selbst jedoch, bleibt nur lückenhaft zurück und eher zweckmäßig: Weder wird die Frage gestellt, wie Mein Engel so lange vor der Welt versteckt bleiben konnte (bei der Geburt und als Baby in der Psychiatrie, als Kind ohne Kleidung und Essen und schließlich als Erwachsene ohne jeglichen Lebensmittelpunkt), noch wie er in selbiger agieren kann. Was bleibt ist der reine Fokus auf die Liebe zwischen Mein Engel und Madeleine, die über Jahre hinweg andauert und sogar jegliche Grenzen menschlicher Vorstellungskraft durchbricht. Dies kann über die Hälfte der Zeit den Film sogar zur philosophisch romantischen Kleinstudie machen, die trotz des fantasievollen Settings durch die Interaktion der beiden jederzeit authentisch wirkt. Denn scheinbar können beide nur gemeinsam miteinander existieren. Ohne viel Kitsch, ruhig und intensiv.

Dies wird zudem gelungen von der Inszenierung verstärkt: Regisseur Harry Cleven versteht es perfekt gemeinsam mit Kamerafrau Juliette Van Dormael die intime wie gefühlvolle Reise einzufangen. Mal fiebrig, mal träumerisch und mal gefangen in einem unglaublichen ruhigen Sog, bekommt der Zuschauer malerische Bilder offenbart, die trotz – oder gerade wegen – ihrer Einfachheit wunderschön daherkommen. Und auch die Unsichtbarkeit von Mein Engel verkommt nicht zum CGI-Desaster, sondern wird technisch fabelhaft in das Setting eingebaut. Dennoch: Mein Engel kann so nur ungefähr die Hälfte der gesamten (und schon sehr kurzen) Zeit mit seiner Geschichte fesseln. Wo A Ghost Story Fragen rund um Leben, Tod, Sehnsucht und Zeit aufwirft (und ebenfalls mit seiner ruhigen Kamera brilliert), fehlt hier einfach scheinbar ein großes Stück. Vielleicht ist es die Frage über die Liebe hinaus. Was Leben ausmacht und warum Mein Engel mit seiner Gabe (seinem Fluch) leben muss. Die konzentrierte Art hätte als Kurzfilm ein Meisterwerk erschaffen. Als Spielfilm wiederholen sich die Akzente dann aber doch zu stark. Am Ende ist zumindest die romantische Seite vollends erfüllt.

Fazit

"Mein Engel" überzeugt durch seine fantasievolle Geschichte verbunden mit seinen träumerischen Bildern sowie den fantastischen Darstellerinnen, die gerade die Liebe zwischen den Protagonisten regelrecht fühlbar werden lassen. Allerdings verliert sich der Film schnell in sich selbst und bleibt in seiner Einfachheit gefangen. Dennoch können Genre-Liebhaber durchaus einen Blick riskieren.

Kritik: Thomas Repenning

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