Der fünfzehnjährige Jonas und die gleichaltrige Casey stammen beide aus dysfunktionalen Familien und beschließen eines Tages abzuhauen, nachdem der Junge Caseys Vater, einem korrupten Cop, eine Tasche mit schmutzigem Drogengeld gestohlen hat. Sie fliehen daraufhin und werden gnadenlos gejagt.
Es gibt einige Phrasen, die sich nicht erst seit kurzem erschöpft haben, wenn es darum geht einen Film zu beschreiben, bzw. zu loben. Die Phrase etwa, dass das Werk visuell wunderschön ist und man den Film jeder Zeit anhalten könne, um sich davon ein Poster zu machen, ist so eine. In einigen Fällen passt es aber. So wie bei Mean Dreams, dem Drama von Regisseur Nathan Morlando. Er und sein Kameramann Steve Cosens kleiden ihre deutlich an Badlands angelegte Geschichte in eine Optik, die atemberaubend ist. Nicht wegen ihrer Opulenz, sondern wegen ihrer Zwiespältigkeit.
Die Szenerien in der Natur spiegeln kunstvoll, aber niemals aufgesetzt, die Gefühlslage der beiden Hauptprotagonisten wider. Ein bisschen Sommer lässt sich erkennen, aber der Herbst und kalte, lebensverschlingende Winter zeigt immer wieder deutlich ihre Spuren. Es ist ein exaktes Sinnbild für die frische Beziehung zwischen den Teenagern Jonas (Josh Wiggins) und Casey (Sophie Nélisse), die aus ihrem tristen und (emotional) brutalen Leben und Trott zu fliehen versuchen. Dabei gelingt es dem Regisseur ihre Liebe authentisch und mitreißend wiederzugeben, auch weil er auf große Gesten verzichtet. Ein rasch gesagtes „Ich liebe dich“ wirkt hier so viel kraftvoller und ehrlicher, als Liebesbekundungen mit buntem Feuerwerk im Hintergrund.
Gekoppelt ist das Alles an eine recht formelhafte Geschichte. Die wirkt roh und reduziert, im Kontext zu restlichen Inszenierung entwickelt sich aber ein durchaus einprägsame Poesie, hinter der aber stets die geballte Faust wartet, um etwaige Luftschlösser wieder einzustampfen.
In Sachen Besetzung macht Mean Dreams auch keine großen Fehler. Der viel zu früh verstorbene Bill Paxton glänzt als aggressiver Polizeivater und doch gelingt es dem Darsteller immer wieder seine auf offene oder unterschwellige Aggressionen limitierte Figur einen Hauch Menschlichkeit zu einzuverleiben. Diese sorgt mit dafür, dass seine Rolle noch etwas kraftvoller und bedrohlicher wirkt, wenn hinter der Fassade des besitzergreifenden Schlägers immer wieder Funken von Selbstzweifeln und emotionaler Ohnmacht zu erkennen sind. Die beiden Hauptprotagonisten entwickeln derweil rasch eine gute Harmonie miteinander und als Zuschauer hegt man stets den Wunsch, dass ihre Flucht für sie gut endet, was natürlich der Spannung zuträglich ist.
Mean Dreams ist ein durch und durch funktioneller Film, dessen größte und einzig wirklich nennenswerte Schwäche wohl seine Formelhaftigkeit ist. Aus seinem festgelegten Korsett oder eine klar erkennbaren Marschrouten bricht die Produktion niemals aus. Dass ist bedauerlich, denn gerade mit seiner visuellen Intensität und Verve hätte so etwas erfrischend und eindrucksvoll eigenständig entstehen können. So ist Mean Dreams ein guter Film, der sein volles Potenzial nicht genutzt hat.
Fazit
Die Geschichte ist recht formelhaft und frei von wirklichen Eigenheiten, doch vor allem dank der stetig spürbaren Poesie aus Rohheit und zarter Romantik verfügt der Film über einen nicht zu unterschätzenden Sog. Dem kann und sollte man sich hingeben.
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