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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Jeder hat eine große Liebe verdient, aber bei Simon ist es kompliziert. Er hat niemandem verraten, dass er schwul ist, und er selbst kennt auch nicht den unbekannten Klassenkameraden, in den er sich online verliebt hat. Die Auflösung dieser Mysterien ist urkomisch, manchmal auch beängstigend und für Simon eine Sache, die sein ganzes Leben verändert.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Insbesondere das gegenwärtige Blockbusterkino mag sich trotz vehement beteuerter Vorhaben noch schwer tun mit LGBTQ-Charakteren, der Einzug schwuler und lesbischer Liebesfilme in den Independent-Mainstream-Bereich aber hat mit großartigen Filmen wie Todd Haynes' Carol, Luca Guadagninos Call Me by Your Name oder Sebastian LelioUna mujer fantástica längst seinen Lauf genommen. Infolge der behutsamen Neuausrichtung der dort präsentierten Liebesbeziehungen, die die Gefühle ihrer Figuren nicht nur in unerfülltem Schmerz ausgedrückt sehen, sondern sie auch zelebrieren und lustvoll ausgelebt sein lassen, scheint der Weg für das Queer Cinema in den Mainstream geebnet zu sein - ein Weg, den Greg Berlantis' Love, Simon nun beherzt beschreitet.

Die Adaption des Romans "Simon vs. The Homo Sapiens Agenda" bricht die gängigen perspektivischen Strukturen des amerikanischen Teeniefilms auf, in dem schwule Jungsfiguren meist Randpositionen einnehmen müssen, obwohl sie das Gesamtbild liberal-amerikanischer Schul- und Coming-of-Age-Kultur stets in unverzichtbarem Ausmaß mitkonstituieren. In Lady Bird erwischt die Hauptprotagonistin ihren ersten Freund beim Rumknutschen mit einem Jungen, in The Perks of Being a Wallflower erreichen den Hauptprotagonisten irgendwann Annäherungsversuche seines besten Freundes. Nichts liegt mir ferner als eine Diskreditierung dieser beiden wunderbaren Filme, nur erscheinen sie symptomatisch für das Problem, aus dem heraus ein eigentlich so unbedeutend erscheinendes Filmchen wie Love, Simon plötzlich Welten zu bewegen scheint.

Denn Love, Simon denkt diese filmisch bewährte Adoleszenzerfahrung um, in dem er sie aus der queeren Perspektive heraus erzählt. Hauptprotagonist Simon ist schwul und aus diesem Umstand ergibt sich der Film, dem es im bewundernswerten Ausmaß gelingt, erschöpfte Stationen einer Coming-Out-Erfahrung auf nonchalante Weise gleichzeitig zu bestätigen wie auch zu unterwandern - etwa in einer geträumten Musical-Sequenz, in der sich Simon als Teil einer Gay-Pride-Parade auf dem College imaginiert, oder eine wunderbare Montage, in der sein Gedankenspiel, warum es eigentlich keine heterosexuellen Coming-Outs gibt, vom Film umgehend visualisiert wird. Mit solchen unendlich charmanten, aber nie inflationär eingesetzten Cut-Away-Gags spielt sich Love, Simon direkt in die Herzen und Köpfe seines Publikums.

Einigen dem Genre scheinbar inhärenten Klischees, schwule Perspektive hin und her, kann sich der Film dabei nicht entziehen - der Plot um Erpressung und die Liebeleien innerhalb von Simons Freundeskreis wirken schon reichlich routiniert. Dass seine Coming-Out-Erfahrung als weißer, durchaus beliebter Wohlstandsbursche (an den Nick Robinson entsprechend seinen athletischen Körper und sein keimfreies Gesicht verleiht) durchaus eine privilegierte ist, stößt zuweilen etwas sauer auf, wird vom Film aber auch klug auf den eigenen Diskurs um Angst und Ausgrenzung angewendet. Letztere äußert sich nicht nur in den offenen Verhöhnungen homophober Mitschüler, sondern auch in ahnungslosen Witzeleien des eigenen Vaters oder Lügengeschichten der Mutter über imaginäre Freundinnen, wie Simon im Gespräch mit dem einzigen offen schwulen Jungen an seiner Schule erfährt.

Seine klügste und wichtigste Entscheidung trifft der Film aber erst zum Schluss, wenn der Moment des Coming-Outs für Simon quasi unfreiwillig gekommen ist. Sülzigen Pathos und salzige Tränen gab es zu erwarten, aber der Film sträubt sich gegen die Extreme, entscheidet sich gegen den erträumten, idealisierten Moment und auch gegen das Schreckensszenario. "Ich bin schwul" als knappes und zeitlich ungeschickt abgepasstes Geständnis, das erstmal nur in irritierter Stille mündet. Die sanfte und liebevolle Katharsis für Simon (und auch andere Figuren) ermöglicht der Film dann erst im Nachspiel dieses alles entscheidenden Moments, für das er viel Zeit einräumt und das vor allem Jennifer Garner und Josh Duhamel noch einmal die Möglichkeit bietet, sich als tollstes Filmelternpaar seit Stanley Tucci und Patricia Clarkson in Easy A zu beweisen.

Fazit

Coming-of-Age goes Coming-Out: "Love, Simon" bezaubert mit Riesenradromantik, allerlei charmanten Ideen und einer frischen, unverbrauchten Perspektive auf das Teeniefilmgenre. Außerdem: Josh Duhamel als heißer Dad mit angegrautem Bart! Happy Pride Month 2018!

Kritik: Nikolas Friedrich

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