Mit Moon bescherte uns Regisseur Duncan Jones im Jahre 2009 einen ganz und gar klassischen Sci-Fi-Beitrag, wie er so schon lange nicht mehr im Kino zu sehen war. Das filmische Debüt des Newcomers bewies hierbei eindrucksvoll, dass es kein großes Budget bedarf, um eine schöne wie optisch ansehnliche Geschichte auf die Leinwand zu bringen, die von der ersten Minute an zu fesseln weiß. Auch Regisseur William Eubank feiert nun mit Angels & Airwaves – Love sein Debüt und offenbart dabei eine Sci-Fi-Story mit sichtlich geringem Budget (gerade einmal 500.000 Dollar), die sich rund um einen einsamen Astronauten dreht, der keine Hoffnung auf Rückkehr besitzt. Angst, Einsamkeit, Wahnsinn, Traum sowie Philosophie sind ähnlich, doch das Projekt von Eubank ist gegenüber Jones noch einmal spezieller. Denn eigentlich war Eubank nur als Videoclip-Regisseur für die Alternative-Rock-Band Angels & Airwaves engagiert worden, bis schließlich der Bandkopf Tom DeLonge so beeindruckt von der Geschichte war, dass er letztlich das Projekt finanziell ausstattete und auch den Soundtrack beisteuerte. Was folgte war eine unglaubliche Produktionsgeschichte sowie ein abgedrehter Space-Trip, der trotz kleinerer erzählerischer Mängel, ein Muss für jeden Science Fiction Fan darstellt.
In Bezug auf die Geschichte, ist indes Love nichts für einen erholsamen Abend nach einem anstrengenden Tag. Im Gegenteil, denn gerade die vielen perfekt inszenierten Bilder offenbaren eine Sprache, die eine Menge Aufmerksamkeit bedarf. Jede Minute ist wichtig, jeder Schnitt sowie jede Geste eine Aussage, die philosophisch gesehen, den Kern des menschlichen Daseins anpackt. Warum leben wir? Was definiert uns als Menschen? Die Aussage von Regisseur William Eubank ist hierbei eindeutig: Unsere Beziehung zu anderen Lebewesen. Denn sind wir eines Tages nur noch ein Abbild der Zeit, leben wir in anderen Menschen weiter. Wir bestimmen daher nicht nur unser Schicksal, sondern beeinflussen unzählige andere mit. Doch was passiert, wenn wir auf jede Kommunikation verzichten müssen? Genau in dieser Situation befindet sich Captain Lee Miller (überzeugend wie intensiv von Gunner Wright gespielt) in seinem kalten schwerelosen Gefängnis. Kein Kontakt zur Erde (die Gründe warum der Kontakt abgebrochen ist werden nicht erläutert), kein weiteres Lebewesen in der Nähe. Nichts außer einer alten Video-Botschaft von seinem Bruder oder Erinnerungen an seine vergangen Tage. Gerade hier präsentiert sich Love als fast schon hypnotische wie faszinierende Erzählung, die zu jeder Zeit vollends zu begeistern weiß. Genau daher ist es schade, dass Regisseur William Eubank dem Zuschauer selbst, nicht so viel in Bezug auf die intellektuellen Hintergründe zutraut. Denn immer wieder wird Millers Überlebenskampf von unpassenden Interviews unterbrochen, die wie aus einer Dokumentation zu sein scheinen. Und auch die Rückblicke auf Captain Briggs, am Anfang der Geschichte, sind, trotz einer visuell perfekten Sprache, gemessen am Rest eher unnötig. Die aufgesetzt wirkenden Off-Dialoge des Bürgerkriegssoldaten klingen langatmig, schwülstig sowie abgedreht. Hier hätte sich Eubank mehr auf sein visuelles Gespür verlassen müssen. Doch trotz dieser kleineren Schwächen, bietet gerade das spätere Finale einen Inhalt, der Stanley Kubrick mehr als stolz machen würde.
Überhaupt zitiert Regisseur William Eubank, auf stets respektvolle sowie kreative Weise, viele Klassiker des Sci-Fi-Genres. Angefangen von Solaris, was sich vornehmlich in Lees Visionen wiederspiegelt, über 2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen, bis hin zum Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum selbst. Und gerade in Bezug auf den Film von Meisterregisseur Stanley Kubrick, verbindet sich die Geschichte von Captain Lee Miller mit Captain Briggs zu einem eindrucksvollen Gesamtbild, welches für ein deutliches staunen sorgen wird (der mysteriöse Krater sowie der Monolith von Kubrick scheinen eins zu sein). Zwar sind die vielen Bilder am Ende von Love schwer zu deuten, doch gerade diese Offenheit sowie Interpretationsmöglichkeit gefällt. Und schließlich im Finale selbst, geht dann Lee auf seine letzte Reise mit gar klassischen Farbspielen sowie transzendierenden Lichtern, wodurch spätestens hier mehr als deutlich wird, dass Kubrick für William Eubank die hauptsächliche Inspirationsquelle war. Angesichts eines mehr als bescheidenen Budgets von gerade einmal 500.000 Dollar, muss man Eubank letztlich auch auf optischer Seite deutlich Respekt zollen. Der Soundtrack ist zwar passend sowie klanglich hervorragend von Angels & Airwaves spendiert, doch gerade die Kulissen, die Effekte und auch die Kamera, sind nahezu perfekt trotz dürftiger Mittel inszeniert. Regisseur, Autor und Kameramann Eubank hat gar die klaustrophobische Raumstation im eigenen Garten (teils aus Haushaltsmitteln) konstruiert und auch das Bürgerkriegsset, besteht vornehmlich aus reiner Improvisation. Doch dies genügt, zusammen mit Slo-Motion und einer dichten verspielten Kamera, um visuell das bestmögliche Ergebnisse zu kreieren. Entstanden sind pompöse wie kunstvolle Bilder, die in Erinnerung bleiben. Eine Leistung, die ordentlich gewürdigt werden muss.