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Inhalt

Eine Stadt in Deutschland. Deutschland im Herbst 1957. Wirtschaftswunder. Adenauer-Ära. Eine Stadt im Aufwind des Wiederaufbaus. Jeder, so scheint es, hat einen Nutzen davon. Vor allem Herr Schuckert, der erfolgreiche, joviale, lebenslustige Baulöwe der Stadt. Er ist der heimliche Herrscher. Er hat alle in der Tasche und steckt das meiste in seine Tasche. Alle Honorationen tanzen nach seiner Pfeife, denn Schuckert läßt sie teilhaben am Bauboom, so sind alle zufrieden. Die Honoratioren der Stadt treffen sich nächstens heimlich in der Villa der Frau Fink, um sich zu amüsieren. Madame und ihre Mädchen sind hingebungsvoll um das Wohlergehen ihrer Gäste bemüht. Auch hier gibt Herr Schuckert den Ton an. Star der "Villa Fink" ist Lola, die eigentlich Marie-Louise heißt und eine kleine Tochter, Mariechen, hat. Die Männer umschwirren Lola, wenn sie tanzt und singt. Ein verführerisches Wesen. Und Herr Esslin begleitet sie - nicht nur am Klavier...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Irritation. Wenn Rainer Werner Fassbinder (Ich will doch nur, dass ihr mich liebt) es mit Lola versteht, einen Zustand heraufzubeschwören, dann ist der einer ausgeprägten Irritation. Eigentlich nicht unüblich, wenn man sich das Kinoverständnis des mit 37 Jahren verstorbenen Genies zu Gemüte führt: Alles musste der Wirklichkeit entrückt sein, um sich ernsthaft mit der Wirklichkeit auseinandersetzen zu können. In Lola allerdings kommen neue Ebenen der Irritation hinzu: Denn, auch wenn es in vorherigen Werken von Fassbinder bereits immer wieder Augenblicke gab, in denen durchaus geschmunzelt werden durfte, sticht Lola durch seine Zugewandtheit dem Humor gegenüber schon ein Stück weit aus dem umfangreichen Output der Ikone des Neuen Deutschen Films heraus. Ja, hier darf hier darf man sich reinen Gewissen amüsieren. Und, gelegentlich, auch mal herzhaft lachen.

Dieser Humor schwebt allerdings nicht über den Dingen, sondern ist den Mechanismen der Epoche ins Fundament eingemeißelt, in der sich Lola entfaltet. Als Abschlussteil der BRD-Trilogie finden wir uns im Nachkriegsdeutschland wieder. Wir finden uns im Rausch des Wirtschaftswunder wieder. Wir finden uns in der Hochkonjunktur feiernden Korruption innerhalb der Adenauer-Ära wieder. In der bayerischen Kleinstadt arbeitet man gemeinschaftlich daran, den eigenen Wohlstand auszubauen, Geschäftliches wird bei reichlich Alkohol im örtlichen Bordell geklärt und das meiste Sagen hat hier der Baudirektor Herr Schuckert (Mario Adorf, Die Blechtrommel), der sich als Paradebeispiel für das Naturell des Wirtschaftswunders veranschaulicht: Er bemüht eine Einkommensquelle ohne eine entsprechende Leistung dafür abzulegen. Natürlich zählt dieser Mann zur Machtelite der Provinz, eben weil er die Zeiten des Aufbruchs für sich zu nutzen weiß.

Mit von Bohm (Armin Mueller-Stahl, Tödliche Versprechen), einem ambitionierten Moralisten, scheint die traute Vetternwirtschaft in Coburg aber ihr baldiges Ende gefunden zu haben, würde sich dieser rechtschaffene Baudezernat nicht postwendend in die wahrlich anziehende Lola (Barbara Sukowa, Vor der Morgenröte) vergucken. Sie ist der Star des hiesigen Bordells und der Privatbesitz von Schuckert. Natürlich weiß von Bohm nichts von Lolas nächtlichen Aktivitäten – natürlich aber bekommt Schuckert schnell Wind davon, dass er von Bohm an seinem wunden Punkt in die entsprechende, für ihn angenehmste Richtung lenken an: Nämlich bei der seiner Liebe zu Lola. Und es ist eine wahre Freude, diesen drei Giganten des deutschen Films, Mueller-Stahl, Sukowa und Adorf, dabei zuzusehen, wie sie alle versuchen, das für sich Beste aus dem Wirtschaftswunder herauszuholen.

Und obgleich Rainer Werner Fassbinder dieser gewisse Schalk im Nacken zu haften scheint, der es ihm auch erlaubt, sich über das Wirtschaftswunder und die in dieses involvierte Marionetten lustig zu machen, ist Lola ein Film, der irgendwann keine andere Wahl mehr hat. Irgendwann muss dieser Film explodieren, derartig staut er all die Ungerechtigkeit, all die unausgesprochenen Konflikte, all die verdrängten Wunden in seinem Inneren an. Und wenn Lola schließlich explodiert, wenn sich Barbara Sukowa den Sehnsuchtsschlager Capri Fischer als Akt der Selbstoffenbarung von der Seele schreit, dann resultiert daraus einer der denkwürdigsten Momente der deutschen Filmgeschichte. Gerade in Verbindung mit dieser unfassbar grellen Farbästhetik. Ein permanentes Farbenspiel schlägt hier auf die Charaktere ein, schmiert sie zu, pinselt sie über, verzerrt sie, um sie am Ende dann doch ganz zu sich zu führen und viel Kluges über die Bundesrepublik zu berichten. Über die Scheinheiligkeit. Über die leeren Versprechungen.

Fazit

Als knallige Satire auf die Hochkonjunktur feiernde Korruption der Adenauer-Ära darf man bei "Lola" ordentlich lachen, um anschließend aus diesem Panoptikum an Heuchlern, Betrügern, Scharlatanen und cleveren Geschäftsleuten wieder jede Menge Kluges über die Bundesrepublik herauszuziehen. Über die Biederkeit. Über die allgegenwärtigen Illusionen eines Aufschwungs. Über den Menschen und seine Sehnsüchte. Eine Sinneserfahrung. Und brillant gespielt.

Kritik: Pascal Reis

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