Eine Expedition in die Arktis unternehmen, auf einer Eisscholle schlafen, mit einem Bären ringen – ein ganz normaler Tag im Leben von Coline Morel, einer Forscherin und Polarexpertin. Eines Tages taucht sie unangekündigt in ihrem Heimatdorf im Jura-Gebirge auf, um ihre Brüder Basile und Lolo zu besuchen, die sie seit Jahren nicht gesehen hat.
Kritik
Eingerahmt von einer pelzbesetzten Kapuze das eisbedeckte Gesicht einer Frau, die scheinbar erfroren ist. Hat sie sich zu weit raus gewagt in die einsame Weite Grönlands, wo die zweite Hälfte Sébastien Betbeders (2 Herbste 3 Winter) kantigen Charakterporträts spielt? Nicht ganz, denn was das Ende sein könnte, ist erst der Anfang des tragikomischen Wegs der eigensinnigen Titelfigur. Coline Morel (Blanche Gardin, Smoking Causes Caughing) geht öfter zu weit, nicht nur auf ihren Expeditionen ins aufgrund der Klimakatastrophe keineswegs mehr ewige Eis.
Ihr Talent dafür, ihr Umfeld vor den Kopf zu stoßen, beweist die forsche Protagonistin nach ihrer unerwarteten Rückkehr in ihren Heimatort im ländlichen Jura ununterbrochen. Am meisten gegenüber ihrer Jugendliebe Christophe (Laurent Papot, The Survivor). Der Schullehrer führt inzwischen ein zufriedenes Familienleben mit einer anderen Frau, von der Coline eine Entschuldigung fordert. Wofür, das bleibt unklar. Der von Ihr genannte Grund widerspricht der unmittelbar davor gelieferten Exposition über ihre Vergangenheit, die Betbeder Stück für Stück enthüllt.
Die Frage, was die gescheiterte Forscherin vor Jahrzehnten aufbrechen ließ, und warum sie unvermittelt wieder auftaucht, ist das Momentum der ungelenken Inszenierung. Allerdings ist Coline eine jener Personen, von denen man umso weniger wissen will, je mehr man von ihnen erfährt. Ihr zwischen unverständlich und unsympathisch schwankendes Verhalten wirkt auf kuriose Art wie das antiquierte Klischee einer emanzipierten Frau, die sich mit dem Ablehnen konservativer Werte selbst um ihr Glück gebracht hat.
Fazit
5.0
Dass Kameramann Pierre-Hubert Marti in der malerischen Naturkulisse Grönlands einige adrette Bilder findet, hilft der unebenen Dramödie wenig. Sébastien Betbeder konstruiert die trivialen Episoden um eine Figur, die weder als Sympathieträgerin noch als Antiheldin funktioniert. Ihre egozentrische Aufdringlichkeit ist statt amüsant schlicht anstrengend. Der Schicksalsschlag, der ihrer Geschichte Gewicht geben soll, ist ähnlich banal wie die unebene Handlung. Diese wirkt wie zwei notdürftig zusammengesetzte Kurzfilm-Konzepte. Schauspiel und Szenenbild sind auf Niveau eines Vorabend-TV-Pogramms, wo Betbeders jüngstes Werk besser aufgehoben wäre.
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