Sofija hat sich ihre Ferien anders vorgestellt. Anstatt mit ihrer besten Freundin und ihrem heimlichen Schwarm zu campen, muss sie die Ferien mit ihrer strengen Oma bei ihrer schrulligen Tante in Kroatien verbringen. Sofija sehnt sich nach ihrem ersten Kuss, fühlt sich unverstanden und fürchtet einen Sommer voller Langeweile. Das ändert sich jedoch, als sie auf die Fährte eines lang gehüteten Familiengeheimnisses stößt und einen Teil ihrer Familie kennenlernt, von dem sie nicht einmal wusste, dass es ihn gibt.
Dass Radivoje Andrić seine Adaption Jasminka Petrovics gleichnamigen Kinderbuchs um die Lektion baut, dass selbst suboptimale Bedingungen ein bereicherndes Erlebnis schaffen können, aber seinerseits trotz solider Voraussetzungen keinen überzeugenden Film zustande bringt, ist schon irgendwie komisch. Jedenfalls komischer als die Mischung Kritzeln-Animationen und Klamauk in seiner Kinder-Klamotte, der mehr Ernsthaftigkeit gut getan hätte. Doch statt Humor und Tragik dramaturgisch auszubalancieren, zeigt sich der Regisseur so gleichgültig wie die unerträgliche Hauptfigur.
Die dreizehnjährige Sofia (Klara Hrvanovic), die in den Sommerferien mit Großmutter Maria (Olga Odanović, Kelti) deren Schwester Luce (Snjezana Sinovcic) auf einer kroatischen Insel besuchen muss, soll laut Synopsis eine abenteuerlustige, humorvolle Großstadt-Jugendliche sein. Doch mit ihrer egozentrischen Eitelkeit, dauerbeleidigten Streitlust und fanatischen Fixierung auf ihre sexuelle Initiation, für die jeder Junge recht scheint, wirkt sie wie die herablassende Karikatur einer Heranwachsenden, erdacht von einem halb neidvollen, halb notgeilen alten Mann.
Während die männlichen Figuren normal auftreten, sind Sofias nervende Mutter und überbehütende Oma ähnlich sexistische Zerrbilder. Ihr Verhalten wirkt durch das theatralische Schauspiel und die aufgesetzten Dialoge wie eine patriarchalische Parodie weiblicher Beziehungen, die hier eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten. Deren spezifische Dynamik entzieht sich dem Regisseur genauso wie Sensibilität für die anhaltenden Traumata des Krieges, der für wohlfeile Sentimentalität heraufbeschworen wird. Hübsche Landschaftskulissen können da auch nichts mehr retten.
Fazit
Es gibt Filme, die wie ein Kurzurlaub sind. Und Filme, nach denen man einen braucht. Radivoje Andrić gehässige Verfilmung einer Buchvorlage Jasminka Petrovics zählt leider zur zweiten Sorte. Die anstrengenden Protagonistinnen bezeugen den kaum verhohlenen Chauvinismus und die altväterliche Distanz der schematischen Sommerkomödie. Deren repetitive Witze basieren bisweilen auf Body Shaming, Peer Pressure und Inzest. Dass überzogene Spiel der Darstellerinnen wirkt da fast wie stiller Protest gegen den paternalistischen Plot.
Es liegen noch keinerlei Meinungen und Kritiken für diesen Film vor. Sei der Erste und schreib deine Meinung zu Der Sommer, als ich fliegen lernte auf.
Jetzt deine Kritik verfassen