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Kritik

Takashi Miike wechselt so häufig das Genre, wie manch einer seine Unterwäsche. Ob satirische Gewaltorgie, anspruchsvoller Kunstfilm oder überdreht verrückter Kinderfilm - es gibt kaum ein Genre, dass sich in seiner Filmographie nicht wiederfindet. Trotz dieser Vielfalt wurde es in den letzten Jahren ruhig um den japanischen Regisseur. Nach dem sowohl von Zuschauern als auch Kritikern gelobten "13 Assassins", folgten nur noch wenig aufregende Filme. Ob "Zebraman – Vengeful Zebra City", "Hara-Kiri: Death of a Samurai", "Ace Attorney" oder "Ai to Makoto" - all diese Filme haben ihre Fangemeinde und sind auch nicht unbedingt schlecht, doch bleibt ihnen der Hype oder gar Kultstatus seiner älteren Filme verwehrt. Die Hoffnung, dass sich Miike auf seine alten Stärken zurückbesinnt und wieder bitterböse Satiren dreht, schien schon fast verloren. Doch kehrte er 2012 mit der Romanverfilmung "Lesson of the Evil" zu eben diesen Stärken zurück und ließ die Herzen der "Ichi the Killer" und "Visitor Q" Fans höher schlagen.

Lehrer Hasumi Seiji ist sowohl bei Schülern als auch bei Kollegen beliebt wie kein zweiter. Doch hinter seiner Fassade schlummert ein gestörter Soziopath. Mitgefühl und Gewissen sind ihm fremd. Als an seiner Schule immer mehr Probleme auftauchen, die von Gemeinheiten über Quälereien bis hin zu sexuellen Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler reichen, schreitet er ein. Er erpresst, foltert und ermordet sowohl Schüler und Eltern als auch Kollegen um die Ordnung wieder herzustellen. Als seine Taten aufzufliegen drohen, richtet der Lehrer ein riesiges Massaker an, vor dem kein Schüler verschont bleiben soll.

Miike selbst schrieb das Drehbuch zur grotesken Splatter-Komödie, die auf dem gleichnamigen Roman von Yusuke Kishi basiert. Es gelingt ihm dabei den großen Umfang des vielfach gelobten Romans auf seine Essenz herunterzubrechen und um einige intelligente Einfälle zu erweitern. Vor allem bei den scharfzüngigen, witzigen oder auch schockierenden Dialogen kommt sein Können zur Geltung. Durch ihre überzogene, fast schon comichafte Art lassen sie keine Zweifel daran, dass sein Werk sich nicht zu ernst nimmt. Auch die Handlung bettet er gekonnt in den Kontext des Films ein. Dabei verliert Miike trotz der vielen Charaktere nie den Überblick. Jeder der Schüler spielt dabei zumindest eine kleine Rolle und wird durch seine Eigenheiten Erinnerung bleiben. Vor ihm hat das in diesem Ausmaß bisher nur Kinji Fukasaku mit "Battle Royale" gemeistert.

Auch bei der Inszenierung macht Miike alles richtig. Fast schon so steril wie in Tetsuya Nakashimas "Geständnisse" werden uns die Schule und ihre "Insassen" präsentiert, so kalt und steril wie der Protagonist selbst. Mit seiner Wandlung im Film scheint sich auch seine Umgebung mit zu verändern. Dank der Erfahrung, die Miike in "Crows Zero" mit dem Schulsetting sammeln konnte, bewegt er sich hier gekonnt durch die Räume und weiß dabei seine Umgebung eindrucksvoll zu nutzen. Im Spannungsaufbau ähnelt der Film einem der bekanntesten Miike Streifen - "Audition". Über seine komplette Laufzeit baut dieser eine subtile Spannung auf, die sich am Ende in einem nie gesehenen Gewaltexzess entlädt. Zwar ist der Spannungsaufbau in "Lesson of the Evil" deutlich weniger subtil, doch ist der Gewaltexzess am Ende nicht minder erschreckend. An dieser Stelle kann Miike eine weitere seiner Stärken unter Beweis stellen. Die Gewalt ist größtenteils handgemacht. Hier sieht man kein umherfliegendes CGI Blut oder ähnlichen Quatsch, der in solchen Filmen nichts verloren hat. Blutfontänen wie in den alten Exploitationfilmen und Waffen mit einer ähnlichen Durchschlagskraft wie der von Djangos Revolver sind ein Hochgenuss für Genrefans und hätten kaltblütiger nicht in Szene gesetzt werden können. Musikalisch begleitet wird das ganze – passender könnte es nicht sein – von "Die Mirtat von Mackie Messer" - einfach nur genial!

In "Lesson of the Evil" schart Miike einige großartige und bekannte Darsteller um sich. Unter den Kinderdarstellern dürften die bekanntesten wohl Shota Sometani und Fumi Nikaido sein. Beide begeisterten schon in Sion Sonos "Himizu" mit einer herausragenden Leistung. Aufgrund der immensen Unterschiede der Rollen, ist ihre Leistung zwar kaum vergleichbar, doch verliehen sie auch hier ihren Charakteren wieder eine besondere Aura, die sie von den anderen Schülern abgrenzt. Doch sind diese dadurch nicht gleichzeitig schlecht(er). Alle Schüler haben etwas ganz eigenes und ihre Darsteller sind unglaublich talentiert. Das bei "Battle Royale" häuftig kritisierte Overacting der jungen Darsteller sucht man hier vergebens. Am meisten beeindruckt jedoch Hauptdarsteller Hideaki Ito, mit dem Miike schon bei "Sukiyaki Western Django" zusammenarbeitete. Ito gelingt es die psychotischen Anwandlungen des Lehrers sehr subtil zu transportieren. Er hat ein Gespür dafür, was für seine Rolle wichtig ist und welche noch so kleinen Nuancen in der jeweiligen Situation wichtig sind. Leider geht der großartige Takayuki Yamda bei all den Darstellern und Charakteren etwas unter. Im Film hat er kaum etwas zu sagen, schaut mit dem immer gleichen Blick drein. Zwar zeigt sein Mitwirken, dass Miike auch die kleinen Rollen prominent und gut besetzt, doch sollte man einen guten Darsteller nicht so verschwenden.

Am Ende bleibt die Frage, ob eine schwarzhumorige Komödie über ein Highschool-Blutbad angesichts des noch nicht allzu lange vergangenen Breivik Massakers unbedingt von Nöten ist. Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass Miike mit "Lesson of the Evil" nicht pietätlos ist oder sein will.

Fazit

Miike besinnt sich auf alte Stärken und frönt dem Gewaltexzess, dem er seinen weltweiten Ruhm zu verdanken hat. Excellent!

Kritik: Tobias Bangemann

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