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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In einer von Liliputanern bewohnten Erziehungsanstalt in einer abgelegenen kargen Landschaft. Während der Direktor und die meisten Insassen auf einem Ausflug sind, proben die restlichen Zwerge den Aufstand. Sie schlagen einiges zu Klump, sperren die beiden kleinsten Zwerge ein, verbrennen Blumentöpfe, veranstalten eine schwarze Prozession. Der Aufsicht führende Erzieher verschanzt sich mit einem der Rädelsführer, seine Drohungen führen zu weiterem Vandalismus. Die Revolte scheitert. Im Schlussbild steht der kleinste Zwerg vor einem halb aufgerichteten Kamel und lacht minutenlang.

Kritik

„Der ist schon wieder stiften gegangen, der Pusemuckel da!“

Irgendwo im ruralen Niemandsland soll sie endlich beginnen, die flammende Revolte gegen die Willkür der Obrigkeiten und der Ausbruch aus den hierarchischen Machtstrukturen. Mit „Auch Zwerge haben klein angefangen“ dokumentiert Werner Herzog („Aguirre, der Zorn Gottes“) das Aufbegehren des Menschen, regungslose Konventionen zu zerschlagen, um sich letzten Endes doch wieder im Kern neuer Konventionen zu entdecken. Seiner Zeit löste „Auch Zwerge haben klein angefangen“ einen nicht gerade kurzlebigen Skandal aus, entschied sich Werner Herzog doch, den Film ausschließlich mit kleinwüchsigen Laiendarstellern zu besetzen. Dabei ist diese Herangehensweise unabdingbar für die motivische Wirkung des Films: Es musste der Eindruck erweckt werden, dass die Welt den Menschen endgültig über den Kopf gewachsen ist; dass der Mensch nicht mehr in der Lage ist, sich mit den Problemen jener Tage standesgemäß auseinanderzusetzen und ihnen dementsprechend in heilloser Überforderung ausgeliefert scheint. Dabei muss man sagen, dass „Auch Zwerge haben klein angefangen“ einer von Herzogs kulturpessimistischen Filme geworden ist.

In einer Erziehungsanstalt stand zwar ein Ausflug auf der Tagesagenda, eine Gruppe der Bewohner muss jedoch vor Ort bleiben, um die disziplinarischen Maßnahmen in voller Tragweite zu spüren zu bekommen. Anlass genug, um das Ordnungssystem der Einrichtung zu destruieren und zu entkräften. Und zu Anfang hat es tatsächlich etwas leicht Erfrischendes, wenn die Bewohner über die Anlage tollen, die neugewonnen Freiheit ausschöpfen und einem Aufseher, der sich mit einem der randalierenden Revoluzzer in seinem Büro verschanzt hat, das Leben schwer machen. Schon hier wird aber ersichtlich, dass der Umsturzversuch der vorherrschenden Organisation nicht den ersehnten individuellen Freischlag aus dem Herrschaftskorsett der Verwaltung nach sich ziehen wird, sondern vielmehr das Gegenteil bewirkt: Der Zwergenaufstand gebiert eine neue Hackordnung, in der sich nicht mehr die allgemeine Gleichheit untereinander entfalten kann, sondern durch Gewalt bestimmt wird, wer das Sagen hat – und wie er sich das Recht herausnehmen darf, sein Umfeld davon nachhaltig in Kenntnis zu setzen.

Zuerst sind es die Tiere und Insekten, die unter der Randale der Bewohner leiden müssen: Eine Sau wird da grundlos umgebracht, Insekten müssen für eine abstruse Hochzeitsgesellschaft herhalten und ein Kapuzineräffchen wird zum Schluss wie Jesus Christus ans Kreuz geschlagen, um das absolute Chaos zum Ausdruck zu bringen. „Auch Zwerge haben klein angefangen“ veranschaulicht dabei, wie die menschliche Natur funktioniert: Eine Aufbruchstimmung ist nur solang erfrischend, wie sich der Einzelne im Bunde noch nicht darüber im Klaren ist, dass er es sein könnte, der den Umsturz anführt. Werner Herzogs gesellschafts- respektive sozialkritisches Frühwerk strömt durch seinen permanenten Surrealismus eine durchaus irritierend-bedrängende Aura aus, mit der man sich arrangieren muss, anstatt darauf zu warten, dass sie einen an der Hand nimmt und durch das Geschehen führt. Charakteristisch für das  Gesamtwerk von Werner Herzog ist ja bekanntlich, dass man sich nicht selten in den Film hineinkämpfen muss, anstatt den Universalschlüssel für alle Türen überreicht zu bekommen. Hier ist das nicht anders.

Fazit

Gesellschafts- respektive sozialkritisches Experimentalkino aus der Frühphase des Werner-Herzog-Output: Die Welt ist den Menschen über den Kopf gewachsen, wir, die Liliputaner, versuchen auf die Unterdrückung durch hierarchische Machtstrukturen mit Rebellion zu reagieren und bemerken nicht, wie unsere Revolution nur ein neues und damit erneut entmachtendes Ordnungsprinzip aufbaut. Ohne erkennbare Handlung, versucht Herzog den Mnschen durch ein verzerrtes Bild seiner eigenen Natur auf sich selbst zurückzuwerfen. Und das ist surreal, subversiv und auf Dauer sehr anstrengend.

Kritik: Pascal Reis

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