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Quelle: themoviedb.org

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Lenny Bruce tingelt in den 1950ern als erfolgloser Stand Up Comedian durch die Clubs. Erst als er sein Programm radikal ändert und mit provokanter wie obszöner Satire auftritt, erntet er Aufmerksamkeit. Allerdings auch von Justiz und Sittenwächtern, die ihn mehrfach vor Gericht schleppen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Lenny Bruce war einer der kontroversesten und gleichzeitig revolutionärsten Stand Up Comedian der USA. Zu Beginn seiner Karriere sah dies allerdings noch ganz anders aus. Anfang der 1950er bestand sein Programm aus harmlosen Witzen und Imitationen, mit denen er kaum ein müdes Lächeln erntete. Sein Leben änderte sich radikal, als er die Stripperin Honey kennenlernte und nach wenigen Tagen bereits heiratete. Gemeinsam zogen sie durch die Clubs und Lenny erkannte, dass er auffallen musste, um sich von der Masse abzuheben. Fortan wurde seine Zunge schärfer, sein Humor bissiger und vor allem brach er am laufenden Band Tabus. In den 50ern war dies natürlich unlängst leichter als heutzutage, damit einhergehend aber auch deutlich riskanter. Anfang der 60er verdiente er mehrere tausend Dollar pro Woche, lehnte selbst gut dotierte Fernsehangebote ab und galt als Enfant Terrible der Nachtclub-Bühnen, verfiel aber gleichzeitig dem Heroin und geriet ins Visier der Sittenwächter. Mehrfach wurde er verhaftet, vor Gericht gestellt und verurteilt, erhielt in etlichen Städten Auftrittsverbot, trotzdem ließ er sich nicht verbiegen und sein Ruhm wuchs und wuchs. Bis er sich im Alter von nur 40 Jahren schließlich den goldenen Schuss setzte.

Regisseur Bob Fosse (Hinter dem Rampenlicht) setzt Lenny Bruce ein filmisches Denkmal und begeht dabei nicht den Kardinalfehler, diese zurecht sehr streitbare Figur über Gebühr zu idealisieren. Lenny Bruce war kein einfacher Zeitgenosse. Ein Egoist und Provokateur, womöglich auch ein Narzisst, der sich und seine Meinung über alles stellte und keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nahm. Gleichzeitig war er aber auch ein unerschütterlicher Vertreter der Redefreiheit, der sich auf seine eigene Art für die Gleichstellung von Minderheiten einsetzte und die Bigotterie einer prüden und scheinheiligen Gesellschaft unverblümt und extrem angriffslustig entlarvte. Er war ganz klar kein fehlerfreier oder vorbildlicher Mensch, aber ein sehr mutiger und überaus intelligenter, der sich von nichts und niemanden einschränken ließ. Speziell das Private und Zwischenmenschliche kann und soll dabei genauso kritisch und ehrlich beleuchtet werden, wie es Lenny Bruce mit seinen Themen auf der Bühne anging. Im Prinzip verarbeitet er sogar alle seine persönlichen Verfehlungen in seinen Programmen, was immer wieder durch narrative Gegenschnitte verdeutlicht wird.

Ganze sechs Oscarnominierungen in den wichtigsten Kategorien standen 1975 für Lenny zu Buche, am Ende ging er dort komplett leer aus. Angesichts der Konkurrenz wie Der Pate 2, Chinatown oder Der Weiße Hai ist das sicherlich zu erklären, dass er mit der Zeit beinah in Vergessenheit geraten ist hingegen kaum. In Schwarz-Weiß inszeniertes, unangepasstes und mitreißendes New Hollywood-Kino, das nicht den Krankheiten üblicher Biopics erliegt und zum statischen Abklappern oder zur unreflektierten Lobhudelei verkommt. Wie sein Protagonist nimmt der Film kein Blatt vor den Mund und dürfte damit sehr im dessen Sinne gewesen sein, schützt ihn im Gegenzug jedoch nicht vor der ebenso ungeschönten Darstellung seines verkorksten Privatlebens. Bob Fosse inszeniert das sehr unmittelbar und ohne überflüssiges Tamtam, ist dadurch unglaublich intensiv und gefühlt immer mittendrin, anstatt nur oberflächlich Details und Eckpfeiler aufzuzählen. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um Fühlen und Begreifen. Damit kommt er dieser komplizierten Figur Lenny Bruce viel näher als es viele vermutlich je geschafft hätten – was natürlich auch an dem fabelhaften Dustin Hoffman (Die Unbestechlichen) liegt. Dieser spielt mit einer Hingabe, einer Energie, mit einem Funkeln in den Augen, dass man kurzzeitig vergessen kann, dass es nur eine Rolle ist. Kein geringeres Lob gebührt Valerie Perrine (Superman), die in der tragischen Figur der Honey vielleicht die Rolle ihres Lebens verkörpert.

Fazit

Ein schroffes, scharfzüngiges und wahnsinnig lebendiges Biopic, das sich wie seine Hauptfigur nicht in eine Schablone pressen lässt und lieber seinen eigenen Weg geht. Der nichts beschönigt, aber auch keinen Stock im Arsch hat und selbigen lieber mit einem Ruck aus dem von anderen herauszieht. Und eindeutig eine der besten Performances von Dustin Hoffman, was gerade in den 70ern die Latte unfassbar hochlegt.

Kritik: Jacko Kunze

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