Wenn die Regisseurin Shirin Neshat (Women Without Men) sich vorgenommen hatte, dass ihr Film ein ungelöstes Rätsel bleibt, dann hat sie mit Land of Dreams ihr Ziel definitiv erreicht. Sie hatte offenbar eine bestimmte Vision in ihrem Kopf, die sie gerne mit der Außenwelt teilen wollte, nur leider sind ihre Vorstellungen in ihrem Kopf geblieben. Vermutlich will sie darauf hinaus, dass die USA für all das Böse in dieser Welt verantwortlich sind, aber diese Gedanken streut sie nur bruchstückhaft und zusammenhanglos in einen Film, der selbst nichts weiter als ein belangloser und wirrer Traum zu sein scheint. Wenn man schon die USA kritisieren will, dann sollte man es richtig tun. Volle Kraft voraus, ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn man sich stattdessen hinter den verworrenen Bildern des vermeintlich kunstvollen Schaffens versteckt, dann begibt man sich schnell in den Bereich der Einöde und kommt da nur schwer wieder raus.
Land of Dreams schreit nahezu: „Interpretiere mich, zerdenke mich, erfreue dich an meiner intellektuellen Überlegenheit!“ Dabei gibt der Film einem nichts weiter als Brotkrümmel statt einer vollwertigen Mahlzeit. Wer davon satt wird, soll mit Land of Dreams glücklich werden, alle anderen werden ihn unerträglich finden. Das Überraschende an Land of Dreams ist, dass es sich offenbar um eine Komödie handeln soll. Seltsam ist nur, dass das einzig Lustige an diesem Film der politische Witz ist, den Alan (Matt Dillon, Verrückt nach Mary) in einer Bar erzählt. Als Matt Dillon endlich auftaucht, hat man eine leise Hoffnung, dass der Film besser wird, doch diese Hoffnung wird gnadenlos zerschmettert, weil in Land of Dreams absolut nichts weiter passiert außer die Befragungen über die Träume. Meistens werden die „bösen Amerikaner“ zu ihren Träumen befragt. Diese „Unmenschen“, die Angst vor Migranten haben und diese entweder offen oder unbewusst verachten. Das war's auch schon. Die Hauptfigur Simin (Sheila Vand, Undone) fährt mit dem Auto durch die Gegend und stellt völlig sinnlose Fragen. Für einen Kurzfilm wäre die Handlung bestimmt ausreichend, aber bei einem Film mit einer normalen Laufzeit darf es ruhig etwas mehr Substanz sein.
Wenn alle Schauspieler gut schauspielern können und man sie mit dem Drehbuch ins offene Messer laufen lässt, dann ist es einfach eine Verschwendung der schauspielerischen Fähigkeiten. So ist es bei Land of Dreams geschehen, denn alle Darsteller sind gut, aber müssen mit diesem zusammenhanglosen Drehbuch klarkommen. Anscheinend wollte die Regisseurin damit ihre eigenen Erfahrungen als iranische Immigrantin in den USA verarbeiten. Das erklärt wohl ihre Zaghaftigkeit im Hinblick auf die Kritik, die sie an den USA übt. Sie streut mal hier, mal da etwas ein, aber will zu keinem Zeitpunkt, dass der Film direkt Stellung bezieht, als würde sich die Regisseurin gar nicht trauen, die Trump-Anhänger offen zu kritisieren, was ihr verstecktes Anliegen sein könnte. Das Blöde daran ist nur, dass keiner von den Trump-Anhängern ihre pseudointellektuelle Kritik verstehen wird. Dann kann man sich das Ganze auch sparen, wenn man nicht mutig genug ist, zu sagen, was man wirklich denkt und sich nur hinter den kunstvollen Bildern versteckt.
Der Film, der zur Sichtung vorlag, enthält mehrere Szenen auf Farsi, die in der deutschen Fassung nicht übersetzt wurden. Unter anderem ist sogar ein längerer Dialog zwischen zwei Protagonisten komplett auf Farsi. Land of Dreams ist sowieso schon verwirrend genug, aber wenn man noch bedenkt, dass er teilweise auch noch auf Farsi ist, dann ist es nicht gerade von Vorteil für das Verständnis. Die Originalfassung, die ebenfalls zur Verfügung gestellt wurde, enthält zum Glück dauerhaft Untertitel, sodass man sich den Inhalt doch noch einigermaßen zusammenreimen kann. Nicht, dass es viel zu erzählen gäbe, aber wenigstens ist man sich nach der Sichtung mit Untertiteln sicher, dass man gar nichts verpasst hat. Im Klartext: Die Regisseurin verarbeitet in diesem Film ihre Schuldgefühle, weil sie ihr Heimatland verlassen und sich so gut in den USA eingelebt hat, dass sie fast eine von den „bösen Amerikanern“ geworden ist.