Inhalt
Als die amerikanische Backpackerin Jane sich in Hongkong erfolgreich gegen drei Räuber zur Wehr setzt, erregt dies die Aufmerksamkeit von Shu, einer Kampfsportmeisterin. Beeindruckt von Janes Fähigkeiten, rekrutiert und trainiert sie die junge Frau, damit sie an einem harten Underground-Turnier teilnehmen kann. Nach Monaten kräftezehrenden Trainings ist Jane endlich bereit, sich den tödlichsten weiblichen Kämpferinnen der Welt zu stellen. Zu diesen gehört auch Ling, die Schülerin von Shus Erzfeindin Wai. Neben dem Wettkampf muss sich Jane auch anderen Gefahren stellen, die sie durch Hongkongs düstere Unterwelt führen ...
Kritik
„Ich bat um einen Drachen und bekomme eine Barbie.“
Diese Äußerung von der Meisterin Shu (Muriel Hofmann, Die Wächter der Träume) kann man als Zuschauer durchaus verstehen. Wer sich für den Actionfilm Lady Bloodfight entschieden hat, tat dies mit sehr großer Wahrscheinlichkeit unter der Erwartung einen Kampfsportfilm zu bekommen, in dem sich begabte Kampfkünstlerinnen vor der Kamera behaupten. Im Grunde bietet die Produktionen auch genau das. Doch auch wenn der Inhalt grob das liefert, was das Gesamtpaket verspricht, so enttäuscht Lady Bloodfight dennoch auf ganzer Linie. Der Grund: Die Präsentation ist schlicht und ergreifend ein Debakel.
Gerade bei Actionfilmen und vor allem bei Werken aus dem Martial-Arts-Bereich ist die Inszenierung unglaublich wichtig. Doch Lady Bloodfight versagt hier in allen Rubriken. Die zweckmäßige Geschichte wird immer wieder unnötig aufgebläht und dazu wird ein Erzählfluss und -Tempo verfolgt, dass ächzend und stotternd nie wirklich in Fahrt kommen will. Stattfinden tut das Ganze auch nur in fünf oder sechs öden Sets. Der durchaus realistische Ansatz (im Kontext zum Genre) des Films erhält dazu unpassend erscheinende, mystische Versatzstücke, die gegen Ende des Films fast schon eine komödiantische Qualität erreicht. Das wird eigentlich nur noch dadurch unterboten, dass der Fokus der Handlung alle paar Minuten wechselt. Im Grunde ist Lady Bloodfight ein Film, der aus drei dünnen Geschichten eine noch dünnere erstellt. Auch eine Leistung.
Der alle größte Makel des Films ist aber die Inszenierung der Action. Regisseur Chris Nahon drehte in der Vergangenheit den recht ansehnlichen Kiss of the Dragon mit Jet Li in der Hauptrolle. Sieht man sich nun seinen Lady Bloodfight an, wird man das Gefühl nicht los der Franzose hätte hier zum ersten Mal auf dem Regiestuhl gesessen und Kampfszenen inszeniert. Weder besitzen die Aufeinandertreffen der Kämpferinnen die Eleganz eines Ip Man, noch die Durchschlagskraft von The Raid oder die Physis der Undisputed-Sequels. Dabei sind die Darstellerinnen im Bereich des Kampfsports äußerst talentiert. Hauptdarstellerin Amy Johnston (Accident Man) die normalerweise mehr im Stunt-Bereich tätig ist, gehört zu den besten ihres Fachs. Ihr Talent zerstört Nahon aber durch eine undynamische Kamera und vor allem miese Montagen.
Die enttäuschenden Kampfszenen gepaart mit dem ungelenken Umgang mit der Story machen aus Lady Bloodfight schließlich eine durch und durch ärgerliche Enttäuschung. Ärgerlich, ,weil vor der Kamera durchaus Talent verfügbar ist und es durchaus schön ist, dass es einen Actionfilm gibt, der Frauen ins Zentrum stellt, ohne diese als Projektionsfläche für Gewaltphantasien zu verwenden, wie es etwa der scheußliche Raze einst getan hat. Das ändert aber nichts daran, dass Lady Bloodfight so einnehmend, unterhaltsam und begeisternd ist, wie ein Sandsack ohne Schläger. Das einzige was reizvoll an dem Film ist, wäre sich vorzustellen wie er wäre wenn Isaac Florentine (Ninja - Revenge will rise) oder Gareth Evans (The Raid 2) ihn gemacht hätte.
Fazit
Das Talent vor der Kamera hilft nichts, wenn hinter der Kamera stümperhaft gearbeitet wird. „Lady Bloodfight“ hätte ein geradliniger, fokussierter und durchschlagender Martial-Arts-Film werden können. Wegen seiner mangelhaften Inszenierung ist aber aber vor allem eins: Ein grober Schlag ins Gesicht für Actionfans und vor allem für die Kampfkünstlerinnen, die hier zu sehen sind.
Autor: Sebastian Groß