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Quelle: themoviedb.org

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US-Horrorfilm aus dem Jahr 1963. In einer alten Villa, dem Hill House, soll es spuken. Schon mehrere mysteriöse Todesfälle sind zu verzeichnen. Da machen sich vier Menschen auf, die unheimlichen Geschehnisse zu untersuchen, darunter auch Dr. John Markway (Richard Johnson). Basiernd auf einem Roman von Shirley Jackson.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Moviebreak Horroctober: 13.10.2015 (Haunted House)

Martin Scorsese („The Wolf of Wall Street“) ist bekannt für eine Vielzahl von Dingen. Die meisten davon haben etwas mit dem Medium Film zu tun. So ist er nicht nur als Meister seines Fachs anerkannt, sondern auch branchenintern als einer der Menschen, der über das meiste Wissen über die Geschichte des Filmes im In- und Ausland verfügt. Hin und wieder taucht auch der Name Quentin Tarantino („Inglourious Basterds“) in dieser Diskussion auf, aber die Hingabe für die Erschließung neuer Grenzen und Restauration neuer Filme, die Scorsese an den Tag legt, ist wohl ungebrochen. Seine mehrstündigen Dokumentationen über Filmgeschichte sind dabei ebenso wichtig, wie seine aktive Teilnahme an der Restauration von Werken wie David Leans „Lawrence von Arabien“. Sobald also ein Mann wie Scorsese eine Liste mit sehenswerten Filmen veröffentlicht, dann sollte man alles stehen und liegen lassen und diese Liste abklappern. „Bis das Blut gefriert“ ist auf Platz 1 der Liste, die die besten Horrorfilme zeigen soll.

Wenn das noch nicht neugierig genug macht, dann wird diese Kritik hoffentlich auch den letzten Zweifler überzeugen. Das Horror-Subgenre der Haunted-House-Filme ist eines, welches früher (in den 50ern und 60ern) außerordentlich beliebt war und dann ein wenig in der Versenkung verschwand. Heutzutage ist es wieder einigermaßen präsent und wird mal mehr („The Innkeepers“) mal weniger („Demonic“) gut genutzt. Heute gilt „Bis das Blut gefriert“ als einer der größten, besten, tollsten, gruseligsten Horrorfilme aller Zeiten. Und das hat mehrere Gründe.

Der Regisseur Robert Wise stellt hier etwas Interessantes mit dem Genre an, indem er die übernatürlichen Aspekte und menschenfremde Wesen komplett aus dem Film streichen lässt, die bis dahin des Öfteren in derartigen Gruselfilmen auftauchten. Hier jedoch ist das Haus der Star des Films - etwas, was später von mehreren meisterhaften Regisseuren in meisterhaften Filmen übernommen wurde. Das Haus ist der Ursprung alle Übels und der Gefahr für den Menschen. Damit entzieht Wise den Figuren und dem Zuschauer das letzte Bisschen Gewissheit auf Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Das „Aber was, wenn“, das Gruselfilme so effektiv machen kann und das die Figuren in diesem Film schrittweise in ihr eigenes Verhalten aufnehmen; es greift auf den Zuschauer über. Das Paranormale ist hier am Werk - jene Kraft, bei der man nie weiß, ob etwas im Haus ist, oder man verrückt wird. Und auch nicht weiß, was davon eigentlich besser wäre.

Die Atmosphäre, die Wise im Haus aufbauen und halten kann (generell ist der Film hervorragend gealtert) ist zum Schneiden dick. Das gelingt vor allem durch die subjektive Kameraführung, die das Haus personifiziert, zu einem unerwünschten Charakter macht. Das allumgebende Haus, das eigentlich zum engen Vertrauenskreis des Menschen gehört und hier so konsequent gruselig inszeniert wird, dass die „Aber was, wenn“-Taktik alsbald auf den Zuschauer übergehen wird. Es ist nur ein Film, aber was, wenn… Das ist wahrscheinlich das größte Kompliment, das man einem Gruselfilm machen kann. Dass die Grenze zwischen Fiktion und Realität derart verschwimmt, dass der Zuschauer gar nicht mehr weiß, was er glauben sollte und möchte. „The Haunting“ hat dieses Kompliment verdient.

Die wirkliche Intensität erreicht der Film zudem durch die Einbeziehung des Zuschauers. Die Brücke zu den Figuren wird schnell gebaut und durch die Monologe der Protagonistin unterstützt. Sie lässt den Zuschauer stets an ihren Gedanken teilhaben. Und dabei spricht sie mehr als einmal aus, was der Zuschauer denkt, weil sie etwas fühlt, das der Zuschauer auch in diesem Moment fühlt. In diesen Momenten erreicht die Arbeit von Robert Wise eine Klasse, die (man entschuldige die Wortwahl) unheimlich ist. Denn dann gelingt dem Film etwas, was eigentlich keinem Film möglich sein sollte. Es wirkt beinahe so, als würde der Film auf den Zuschauer reagieren, als wäre der Zuschauer nur eine weitere Variable, die sich dem Werk unterordnet. Man wird unweigerlich eingesogen und ebenso wie die Figuren im Haus zu einem Beobachter, der auch beobachtet wird.

Wir werden Opfer des Hauses und versucht gleichzeitig, es zu durchschauen. Wir sind beängstigend und verängstigt. Verunsichernd und verunsichert, Täter und Opfer. Das Spiel der Gegensätze, das Robert Wise hier immer wieder auf geniale Art und Weise auf die Spitze treibt, sei es mit schnellen Schnitten und festen Einstellungen, mit hellen Zimmern und dunklen Schatten und mit dieser einfach unheimlich lauten Stille; es lässt dieses Filmwerk transformieren und zu etwas werden, das weder Anfang noch Ende zu haben scheint, weder Sinn noch Unsinn zu kennen scheint. Ähnlich der Wendeltreppe, die übrigens fast identisch in Martin Scorseses „Shutter Island“ zu finden ist. Marty weiß eben, wem Ehre gebührt.

Fazit

Robert Wise hat mit „Bis das Blut gefriert“ einen außergewöhnlichen Gruselfilm geschaffen. Die ältere Version des Haunted-House-Subgenres bekam hier im Jahr 1963 neue Impulse und ein Werk, an dem sich seit jeher neue Vertreter der Gattung messen müssen. Zwei Jahre vor seinem Regie-Erfolg mit „The Sound of Music“ und zwei Jahre nach seinem Regie-Erfolg mit „West Side Story“ (zwei Filme der seichteren Gangart) schafft Wise ein Monstrum von Film, vor dem man sich verneigen muss und für den man sich die Zeit nehmen sollte. Einmalig.

Kritik: Levin Günther

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