Inhalt
In der sechsten Klasse schubst Ishida die gehörlose Nishimiya gnadenlos herum, bis diese die Schule verlässt. Nach diesem Vorfall wenden seine Freunde sich von ihm ab und Ishida wird selbst Opfer von Ausgrenzung und Häme. Einige Jahre später trifft er Nishimiya wieder und hat nun die Gelegenheit seine vergangenen Fehler wieder auszugleichen.
Kritik
Wenn man hierzulande von Animes hört, denkt man zunächst an überdrehte Stories von Leuten mit Superkräften wie Dragon Ball oder One Piece. Vielleicht auch an die wunderbaren Filme Hayao Miyazakis, die Zaubermärchen ähneln oder an futuristische Thriller á la Ghost in the Shell oder Cowboy Bebop.
Weniger bekannt, aber durchaus weit verbreitet sind auch noch eine ganze Reihe sehr realistisch gehaltener Sozialdramen und in diese Kategorie fällt auch A Silent Voice. Hier wird der ganze Bombast planetenerschütternder Explosionen gegen eine stärkere Emotionalität eingetauscht. Überzeichnung findet eigentlich nur statt, um Konzepte von Erinnerung oder sozialen Verhältnissen darzustellen. So werden beispielsweise über weite Strecken des Films alle Leute, die Hauptcharakter Ishida nicht als Vertraute empfindet mit einem großen Kreuz über dem Gesicht dargestellt. Die restlichen Ereignisse, von Landschaften und Handlungen, bis zur Gestensprache sind zwar durchaus kunstvoll aber sehr realistisch gehalten.
Entgegen der Erwartungen, die man aus der Inhaltsangabe ziehen könnte, geht es in dem Film um mehr als nur die Ungerechtigkeit von Mobbing darzustellen und das "arme" taubstumme Mädchen einzubinden um anschließend alle glücklich werden zu lassen. Der Film behandelt zudem eine ganze Reihe persönlicher Probleme seiner Charaktere.
Interssanterweise ist auch die charakterliche Wandlung Ishidas kein großer Teil des Films. Üblicherweise würde man erwarten, dass die Entwicklung von Empathie gegenüber der Außenseiterin und damit der Übergang vom raufenden Teenie zum jungen Mann der Schwerpunkt des Films ist. Allerdings wird diese Entwicklung ziemlich schnell abgehakt: Ishida wird früh im Film selbst zum Außenseiter gemacht und der Film springt mehrere Jahre zu einem Zeitpunkt, da er seine Lektion längst gelernt hat. Stattdessen geht es darum, sich vor den Augen anderer zu rehabilitieren, Freundschaft zu gewinnen und sich auch selbst mit seiner Vergangenheit zu versöhnen.
Dieser weite Fokus gibt A Silent Voice eine Vielschichtigkeit und genug Platz für seine diversen Charaktere. Das bedeutet aber auch, dass sich über die Laufzeit von 129 Minuten, die eine oder andere Länge einschleicht, zumal einige der persönlichen Konflikte und Probleme der Charaktere aus westlicher Sicht nur schwer nachzuvollziehen sind, da sie mit ein klein wenig Offenheit sehr schnell gelöst werden könnten.
Fazit
"A Silent Voice" ist schön gezeichnet, realistisch und hat einen überraschend weite Perspektive, der seiner Coming-of-Age-Story sehr gut tut. Gerade durch diesen letzten Aspekte schafft er es auch seine zeitweise Langatmigkeit auszugleichen, die mitunter auch dadurch entsteht, dass einige Problematiken exklusiv im Hintergrund japanischer Kultur funktionieren können.