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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Stavros betreibt einen kleinen Laden in einer mehr als ruhigen Straße von Athen. Das heißt eigentlich besteht seine Tätigkeit daraus, morgens einen Tisch mit vier Stühlen vor den Laden zustellen, um zusammen mit seinen drei Freunden dem Tag beim Verstreichen zuzusehen. Mit gespieltem Interesse nehmen sie das emsige Treiben der Chinesen zur Kenntnis, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen kleinen Laden umbauen oder empören sich, weshalb ausgerechnet in ihrer kleinen Straße ein Denkmal für die "Interkulturelle Solidarität" gebaut werden soll.Doch als eines Tages ein Mann namens Marengelen (was die Zusammenziehung von "Marx, Engels, Lenin" ist) auftaucht und Stavros' betagte und demente Mutter in ihm ihren lang verlorenen Sohn wiederzuerkennen glaubt, gerät Stavros Leben aus dem Gleichgewicht…

Kritik

Die Wirtschaftskrise wird in Filippos Tsitos Tragikomödie zur Identitätskrise. So unscheinbar inszeniert der griechische Regisseur seine melancholisch-komische Alltagsgeschichte, dass man fast übersieht, wie viel sich darin wandelt. Am Ende wird weiter rumgehangen. Nur einer mehr hockt jetzt in der Runde, ein Plastikbecher extra steht auf dem Tisch und weder Hund noch Hundehalter knurren. Seine kulturellen Wurzeln und einen Freund findet der störrische Hauptcharakter Stavros (Antonis Kafetzopoluos) dort, wo er es am wenigsten vermutet. Nämlich bei den anderen, von denen der heruntergekommene Tabakladenbesitzer und seine Kumpels Marenglen (Anastasis Kozdine) und Nikos (Giorgos Souxes) sich markig abgrenzen. Sie wollen unter sich sein, selbst, wenn sie bloß die Zeit totschlagen. Alle drei haben einen Eckladen am gleichen Platz und fast nichts zu tun. 

Wenn sich nichtmal mehr Zigaretten und Alkohol gut verkaufen, sieht es ökonomisch finster aus. Dass es in der Realität noch schlimmer kommen sollte, ahnte Tsitos wohl nicht. Trotzdem zeichnet sich für sein raues Ensemble ein Hoffnungsschimmer am Horizont ab. Wenn auch nur ein blasser. Zu Beginn sind die Aussichten deprimierend trübe. Stavros Ex-Partnerin Dina (Maria Zorba) will schon lange nichts mehr von ihm wissen, die greise Mutter (Titika Saringouli) driftet der Senilität zu und erkennt ihren Sohn immer seltener. Da kann ihn schon mal ein Hund ankläffen. Der von Marenglen zum Beispiel, obwohl der angeblich nur Albaner anbellt. Solidarität ist den schäbigen Gestalten ein Fremdwort, Interkulturalität erst recht. Folglich passt es ihnen gar nicht, dass für beides auf ihrem Stammplatz ein Denkmal errichtet werden soll. Lieber beklagen sie sich über die Asiaten, die gegenüber einen neuen Laden eröffnen, oder schimpfen auf Albaner.

Entsprechend erschüttert ist Stavros, dass eines Tages Argyris (Konstas Koronaios) auf seiner Couch sitzt und von seiner Mutter als verlorener Sohn bewirtet wird. Marenglens Hund weiß auch schon bescheid und knurrt. Argyris wird Dauergast, Mutti spricht albanisch und die Kumpel gucken auch Stavros mit ihrem für Fremde reservierten schiefen Blick an. Die vom Titel angekündigten Wunder gibt es in der Sozialstudie en miniatur nicht, es sei denn, die Charaktere schaffen sie sich selbst. Das einzige Wunder, das greifbar ist, entpuppt sich als Irrtum. Da, wo anfangs eine Mauer ist, öffnet sich zum Ende eine Tür. Die greise Mutter, deren Alster auch Erkenntnisfähigkeit birgt, muss Stavros die Augen öffnen. Mit ihr stirbt auch der Glaube an die leibliche Bruderschaft. Doch Wahlverwandtschaft ist in auch Verwandtschaft. Argyris ist Stavros Bruder im intellektuellen Sinne. Auf diese höhere, wenn nur minimal höhere, geistige Stufe spielt der Originaltitel an: In der Akademie des Platon.

Fazit

Die ruppige Komödie hält den Protagonisten, die der Regisseur „infiziert mit der Krankheit des Nationalstolzes“ nannte, ein hehres humanistisches Ideal vor. Doch die Kernaussage des bisweilen zu forschen Figurentheaters ist, dass sie es gar nicht erreichen müssen. Wenn jeder sich ein bisschen nach mehr Mitmenschlichkeit streckt, genügt das schon. Dass ein missmutiges Quartett von Antihelden es schafft, grenzt tatsächlich an ein Wunder.

Kritik: Lida Bach

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