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Quelle: themoviedb.org

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Im Jahr 2004 erlebten Zuschauer auf der ganzen Welt voller Staunen eine der größten Überraschungen der Fußballgeschichte: Ein Team, das vor Beginn der Europameisterschaft in sämtlichen Wettbüros als absoluter Außenseiter gehandelt worden war und in einem großen Turnier noch nie ein Spiel gewonnen hatte, besiegte die Favoriten des internationalen Fußballs – und wurde aus dem Nichts heraus Europameister! Architekt dieses beispiellosen Triumphes war der legendäre deutsche Fußballtrainer „König” Otto Rehhagel. Nachdem Rehhagel im eigenen Land alle denkbaren Erfolge erzielt hatte, fasste er den gewagten Beschluss, alles hinter sich zu lassen und Trainer der bis dahin wenig erfolgreichen griechischen Nationalmannschaft zu werden.

Kritik

Otto Rehhagel war als Spieler für Hertha BSC bereits zum Start der Bundesliga 1963 am Ball und absolvierte als kompromissloser Verteidiger insgesamt 201 Bundesligaspiele. Nach dem Ende seiner Spielerkarriere wurde er Trainer, jedoch zunächst nicht besonders erfolgreich. So war er als Trainer für die noch heute höchste Niederlage in der Geschichte der Bundesliga verantwortlich (Borussia Dortmund – Borussia Mönchengladbach 0:12) und erhielt den Spitznamen Otto Torhagel. Mit Fortuna Düsseldorf konnte er 1980 den DFB-Pokal gewinnen und schaffte es dann 1981 Werder Bremen wieder in die Bundesliga zu führen. Dort stieg er zu „König Otto“ auf, was an seinen Erfolgen mit Werder in seiner Zeit zwischen 1981 und 1995 lag. Je zweimal konnte die Deutsche Meisterschaft (1988, 1993) und der DFB-Pokal (1991, 1994) gewonnen werden und 1992 gelang es den Europapokal der Pokalsieger zu erringen. Nach einer mehr oder weniger erfolgreichen Zwischenstation bei Bayern München, schaffte es Rehhagel 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern das Kunststück zu vollbringen als Aufsteiger unmittelbar den Meistertitel zu gewinnen. Noch beachtlicher war jedoch der Gewinn der Europameisterschaft 2004 mit dem absoluten Außenseiter Griechenland. 

Der Titel der Dokumentation King Otto mag zwar den Anschein erwecken, dass es sich um einen Rückblick auf das Gesamtlebenswerk Rehhagels handelt, jedoch konzentriert sich Christopher André Marks allein auf die Zeit Rehhagels als griechischer Nationaltrainer und zeichnet den Weg vom Beginn seines Engagements in Griechenland bis zum EM-Titel nach und lässt dabei neben Rehhagel selbst auch Spieler und Weggefährten, wie den damaligen Co-Trainer Ioannis Topalidis zu Wort kommen. Im Mittelpunkt steht dabei ganz klar Otto Rehhagel, der auch bewusst für das Interview auf einem goldenen Thron platziert wurde, um seinen Mythos noch zu verfestigen. Zu Beginn erhält man kurz einen Rückblick auf Rehhagels Kindheit und seine Spieler- und Trainerkarriere. Über den privaten Rehhagel erfährt man so gut wie nichts. Der Fokus liegt ganz klar auf dem erfolgreichen Turnier 2004 in Portugal und den Beginn dieser unglaublichen Geschichte. 

„Ich engagierte Otto Rehhagel, weil er Deutscher ist. Ich dachte nicht, dass er das Herz eines Griechen hat.“ Der damalige griechische Verbandspräsident Vassilis Gagatsis wollte das Chaos rund um die griechische Nationalmannschaft beseitigen, die eigentlich nur aus einer Ansammlung von Spielern aus rivalisierenden Clubs bestand, die ihre Rivalitäten auch mit zur Nationalmannschaft nahmen und für die es keine Ehre war, für ihr Land zu spielen. Mit einem deutschen Trainer glaubte er, würden die Spieler disziplinierter werden. Die Dokumentation widmet sich in der ersten Hälfte zunächst dem Zustand des griechischen Fußballs vor dem Amtsantritt von König Otto und zeigt dann die ersten Auftritte Rehhagels bis zur erfolgreichen EM-Qualifikation. Die zweite Hälfte steht dann ganz klar im Zeichen der Europameisterschaft. Für seine Dokumentation greift Marks neben aktuellen Interviews auf Fernseh- und Presseberichte, Pressekonferenzen und frühere Interviews zurück und verbindet diese mit Aufnahmen der jeweils relevanten Spiele mit den Originalkommentaren. Gerade die Spielausschnitte oder Bilder vom Training lockern die Interviewsequenzen auf und machen King Otto zu einer ordentlichen Fußballdokumentation und einer nostalgischen Reise ins Jahr 2004. 

Für Fußballenthusiasten ist diese Dokumentation sehenswert und wer nicht gerade Experte im griechischen Fußball ist, wird auch noch einige interessante Fakten und Hintergründe zum EM-Triumph und Rehhagels Zeit in Griechenland erfahren. In mancher Hinsicht bleibt King Otto aber leider das ein oder andere Mal oberflächlich, gerade wenn es darum geht diesen unfassbaren Erfolg der Griechen zu erklären. Man erhält zwar einen Eindruck, wie es Rehhagel geschafft hat aus der Truppe der Individualisten eine Einheit zu formen, die trotz ihrer beschränkten Fähigkeiten das Maximum aus sich herausgeholt haben, aber gerade als Fußball-Fan wünscht man sich vielleicht auch mehr Informationen über die taktischen Raffinessen und Trainingsmethoden. King Otto fehlt in gewisser Weise auch die Emotionalität, die man bei einer Sportdokumentation erwarten darf. Diese ist gerade in der zweiten Hälfte vorhanden, resultiert aber eher aus den Spielausschnitten aus dem erfolgreichen Turnier und aus den Bildern der jubelnden Fans auf der ganzen Welt. 

Die zu Wort kommenden Protagonisten schildern die damaligen Ereignisse oft sehr nüchtern, wodurch der Film dann etwas entzaubert wird. Wenn man beispielsweise an Sönke WortmannsDeutschland. Ein Sommermärchen über die Weltmeisterschaft 2006 denkt, erkennt man den Unterschied, was aber auch daran liegt, dass Wortmanns für seinen Film viel näher an der Mannschaft war und natürlich ohne zeitlichen Abstand seine Aufnahmen fertigen konnte. Man kann also die beiden Filme aber insoweit nicht direkt vergleichen, da King Otto eher auf Archivmaterial zurückgreifen musste, da die Griechen während der Euro 2004 kein Kamerateam durchgängig begleitet hat und die Interviews rund 16 Jahre nach dem EM-Sieg aufgenommen wurden. Punkten kann King Otto jedenfalls mit einem durchgängig sympathischen Otto Rehhagel und seinen Tricks, die Spieler zu motivieren, die von den Spielern ausführlich geschildert werden. Rehhagel hat es aber nicht nur geschafft seinen Spielern mehr Selbstvertrauen zu geben, sondern hat im ganzen Land Interesse für die Nationalmannschaft geweckt und durch die Europameisterschaft eine Welle der Euphorie losgetreten, die das ganze Land erfasste. Letztendlich vermittelt der Film auch ein Verständnis vom Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Kulturen und wie es Rehhagel schaffte, mithilfe seines Co-Trainers Topalidis, der auch als Dolmetscher fungierte und in dieser Funktion so manche Anweisung Rehhagels mit „Zuckerguss“ versah, den Griechen deutsche Tugenden beizubringen und wie er zugleich selbst die griechische Mentalität verinnerlichte und so ein Team formen konnte, das trotz seiner limitierten Möglichkeiten über sich hinaus wuchs.

Fazit

„King Otto“ setzt Otto Rehhagel und der erfolgreichen griechischen Nationalmannschaft, die 2004 als krasser Außenseiter Europameister wurde, ein filmisches Denkmal. Der Film ist eine Zeitreise in das Jahr 2004 und zeigt durch interessante Wortbeiträge von Rehhagel, Spielern und anderen Beteiligten, wie es Rehhagel geschafft hat, die Herzen der Griechen zu erobern und zu einer Art Nationalheld zu werden. Trotz einer stellenweise vorhandenen Oberflächlichkeit ist der Film für Fußballfans gleichermaßen wie für ein Publikum ohne große Fußballaffinität geeignet.

Kritik: Andy Mieland

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