{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Während die Teenager Shawn, Tate, Claude und Peaches in ihrem Skatepark frei und unbeschwert sein können, erwartet sie zuhause Resigniertheit, Aggressivität, religiöser Fanatismus, Alkoholismus und sexuelle Ausbeutung.

Kritik

Ein Tag wie jeder andere in Visalia, Kalifornien. Ken Park (Adam Chubbuck), ein Jugendlicher wie jeder andere, ist auf dem Weg zu einem Skatepark in der Nähe. Dort angekommen dreht er eine Runde die Halfpipe entlang, um dann mitten auf der Bahn Platz zu nehmen und einen Camcorder sowie eine Handfeuerwaffe aus seinem Rucksack hervorzuholen. Sein Blick wandert noch einmal über das Areal und die anwesenden Skater, bis er sich die Waffe an die Schläfe hält und sich mit einem Grinsen auf den Lippen in den Kopf schießt. Ein Tag wie jeder andere in Visalia, Kalifornien. Tatsächlich zählt dieses schockierende Opening, diese auch nach der zehnten Sichtung immer noch Mark und Bein durchdringende Ouvertüre, zu den eindringlichsten Eröffnungen des amerikanischen Kinos der letzten zwanzig Jahre.

Enfant terrible Larry Clark, der mit seinem Debütwerk Kids 1995 für viel Aufsehen sorgte, aber gleichermaßen Unverständnis gegenüber seinem Blick auf die Welt sowie seinen Abbildungsformen dieser evozierte, um dann mit Bully – Diese Kids schockten Amerika 2001 einen nächsten Fausthieb in die Magengrube nachzulegen, scheint sich mit Ken Park ein weiteres Mal selbst übertroffen zu haben. Hier scheinen all die Vorwürfe, die Clark Zeit seines Schaffens widerfahren sind, und die unverkennbaren Stärken der beiden zuvor erwähnten Werke eine außerordentlich explosive und ebenso intime Mischung zu ergeben, die Ken Park vor allem zu einer Sache machen: Unvergesslich. In Episoden vergliedert verfolgen wir den Alltag diverser Jugendlicher, die sich in einem Zirkelschluss aus Sexualität und Gewalt bewegen und allesamt auf ihre Weise versuchen, einen Weg zu finden, um nicht zu zerbrechen.

Larry Clark, der zusammen mit Spring Breakers-Regisseur Harmony Korine das Drehbuch schrieb und inszenatorische Unterstützung von Edward Lachman erhielt, der sich zuvor als Kameramann für Steven Soderbergh verdient gemacht hat, findet in diesem kalifornischen Kleinstadtkosmos vor allem Desorientierung, Demütigung und Hilflosigkeit. Aggressionen und Depressionen gehen hier stärker denn je Hand in Hand in Clarks Kino, hat er sich doch hier auch zum ersten Mal dafür interessiert, auch die Perspektive der Erwachsenen zu berücksichtigen, anstatt sich nur den pubertären Befindlichkeiten seiner Protagonistin zu widmen. Somit erweitert Ken Park seine stoffliche Dimension nicht nur in die tragische Tiefe, sondern auch in die Breite, wenn er Anhand der Gegenüberstellung von Generationen aufzeigt, dass die so erdrückende Suche nach Liebe keine Altersbeschränkung kennt. Die amerikanische Vorstadtseele jedenfalls ist eine generell in sich verlorene.

Ken Park aber wird seine jugendlichen Akteure, die hier natürlich immer noch das erzählerische Zentrum bilden, nach Kids und Bully – Diese Kids schockten Amerika nicht noch einmal untergehen lassen. Stattdessen entwächst dem Film zusehends eine einnehmende, zuweilen fast schon sinnliche Zuneigungsgabe, die den unverstellten Blick in die Schluchten der Einsamkeit, der Unterdrückung und des häuslichen Missbrauchs auf einer Idee von Hoffnung federn. Denn wo sich die Eltern den Abgründen von Alkoholmissbrauch, Selbsthass, emotionaler Verlotterung und der manisch-pervertierten Abhängigkeit ihrer Kinder nach und nach unweigerlich selbst zerstören, finden die Jugendlichen in der sexuelle Annäherung zueinander eine besänftigende Verknüpfungsmöglichkeit, um halbwegs mit erhobenem Haupt durch das Leben zu schreiten. All die physische Gewalt, die sie erfahren, scheinen sie in körperliche Liebe umzuwandeln. Und genau dort wird auf einmal alles schwerelos und zuversichtlich.


Fazit

Larry Clarks Opus magnum? Womöglich. Ausgefeilter und intensiver hat sich der skandalträchtige Filmemacher jedenfalls bisher noch nicht den Zerrüttungen innerhalb der emotional verkümmerten Americana-Seele angenommen. In "Ken Park" ist Clark nun auch an dem Punkt angekommen, an dem er seine Protagonisten nicht mehr in Gänze untergehen lässt, sondern ihnen eine Idee von Hoffnung entgegenbringt. Erschütternd und dennoch zuversichtlich. Ein wichtiger Film.

Kritik: Pascal Reis

Wird geladen...

×