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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Juno, eine unangepasste 16-jährige aus bescheidenen Verhältnissen, ist schwanger. Ungeplant und ungewollt, versteht sich, also muss das Kind weg. Nachdem sie anfängliche Abtreibungspläne schnell verwirft und ihre Eltern sowie den Erzeuger von dem Unfall informiert hat, beschließt sie, das Kind auszutragen. In dem Yuppiepärchen Vanessa und Mark Loring gerfindet sie die scheinbar perfekten Ersatzeltern.

Kritik

Ebenso wie der ähnlich gelagerte und kurz zuvor erschienene Little Miss Sunshine markierte Jason Reitmans (Up in the AirJuno im Jahr 2007 einen ungeahnten Aufwärtsschub für den amerikanischen Independent-Film. Bei einem Budget, das vergleichsweise niedrige 6-8 Millionen Dollar betrug, spielte die Tragikomödie insgesamt über 200 Millionen Dollar ein. Reitmans Film war somit der handfeste Beweis, dass sich auch kleinere Werke abseits von überteuerten Blockbuster-Produktionen noch als Box-Office-Segen erweisen konnten und bescherte dem Indie-Genre einen völlig neuen Aufschwung.

Abgesehen von seinem ikonischen Status, durch den sich Juno zurecht als einflussreicher Wegbereiter zahlreicher nachfolgender, nach einer gewissen Erfolgsformel gestrickter Filme rühmen darf, ist Reitmans Film für sich betrachtet jedoch voller problematischer Stolpersteine sowie eklatanter Mängel. Dem Regisseur, der mit Thank You for Smoking zuvor erst gezeigt hatte, dass er bissige Spitzen mit ernsthaftem Anspruch zu einem sehenswerten Gesamtwerk verschmelzen kann, will man diese Mängel nur schwer zum Vorwurf machen. Wohl aber dem Skript von Diablo Cody (Jennifer's Body - Jungs nach ihrem Geschmack), die mit ihrem Debüt als Drehbuchautorin unverständlicherweise auch noch mit dem Oscar prämiert wurde. 

Mit ihrer Geschichte über die Schülerin Juno, die im Alter von 16 Jahren ungeplant schwanger wird, wagt sich die Autorin an eine ebenso brisante wie, zumindest in den prüden USA, unterrepräsentierte Thematik. Die vielschichtigen Aspekte einer ungewollten Teenager-Schwangerschaft werden in Juno hingegen frühzeitig zugunsten seichter Wohlfühl-Bausteine unter den Tisch gekehrt. Dass sich die Hauptfigur unverzüglich gegen das Kind entscheidet und vor dem Entschluss, ihr Neugeborenes zur Adoption freizugeben, kurzzeitig sogar eine Abtreibung in Erwägung zieht, verleiht dem Streifen zusammen mit der unbekümmerten Lebenseinstellung von Juno selbst zunächst eine widerspenstige, angeraute Atmosphäre, die so gar nicht zum inszenatorischen Stil von Reitman passen mag.

Der Regisseur kleidet das Werk in knallige, bonbonfarbene Bilder, die zusammen mit dem fast schon penetrant eingesetzten Soundtrack, welcher ausschließlich aus akustischen Stücken besteht, eine markante Ästhetik hervorbringen, die bis heute verschiedenen Filmemachern dieses Genres als Blaupause dient. Mit den Figuren und Dialogen, die Cody in ihr Drehbuch geschrieben hat, harmoniert dieser Stil aber dafür umso weniger. Beinahe alle Charaktere in Juno, vor allem die Jugendlichen, sprechen in einer Art, die sich nur als realitätsfremd beschreiben lässt. Altkluge Referenzen durch die Kunst- und Kulturgeschichte, Vorlieben für längst vergessene oder gerne übersehene Schätze aus dem Film- oder Musikbereich sowie gestelzte, aufgesetzt wirkende Ausdrücke sind viel mehr das Resultat einer Autorin, die ihren Kreationen Worte in den Mund legt, welche sie selbst gerne äußert oder hören würde. 

Wirkliche, greifbare Probleme der Hauptfigur bleiben dabei kaum mehr als angerissene Randnotizen, über die die Drehbuchautorin ihre verzerrte Vorstellung einer mehr als fragwürdigen Realität stülpt. In dieser lösen sich Konflikte nach nur wenigen Minuten in Luft auf oder reagieren Väter nach der Schwangerschaftsbeichte ihrer minderjährigen Tochter mit einem flotten Witz auf den Lippen, während ganz am Ende, vor dem sich zumindest für kurze Zeit so etwas wie glaubwürdige Dramatik einstellt, ein versöhnlicher Ausgang wartet, in dem alle verbleibenden Fragen zugunsten einer schlichten Gitarren- und Gesangseinlage über den Haufen geworfen werden.

Fazit

Trotz vielversprechender sowie talentierter Schauspieler wie Ellen Page oder J.K. Simmons, einer charmanten Inszenierung und der interessanten Ausgangslage krankt Jason Reitmans Indie-Sensationshit „Juno“ an einem haarsträubenden Drehbuch. Die von Diablo Cody entworfenen Figuren, Dialoge und Situationen lassen sich an gekünstelter Prätention, weltfremder Unglaubwürdigkeit und seichtem Wohlgefallen nur schwer überbieten, so dass der durchschlagende Erfolg dieses inhaltlich fragwürdigen und weitestgehend missratenen Films umso mehr irritiert. Wieder einmal zeigt sich, dass Publikumswirksamkeit und Qualität nicht immer Hand in Hand gehen müssen.

Kritik: Patrick Reinbott

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