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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Stille Vorweihnachtszeit. Alles freut sich aufs Fest, letzte Vorbereitungen werden getroffen. Im Studentenwohnheim Sigma Lamba Chi herrscht eine fröhliche Feiertagsstimmung. Doch mit einem Mal ist der Friede dahin, ein Mädchen ist spurlos verschwunden. Die Polizei nimmt den Fall zuerst nicht besonders ernst. Doch dann kommen immer wieder obszöne Anrufe, die die Mädchen erschrecken, und eine keuchende Stimme endet stets mit derselben Drohung: “Ich werde euch alle ermorden.” Da geschieht auch schon ein Verbrechen. Die Heimleiterin wird aufgefunden, und auch das verschwundene Mädchen: beide tot! Die Polizei ist ratlos. Hauptverdächtiger ist ein junger Student, der mit einem Mädchen, Jessy, ein Verhältnis hatte. Als sie ein Kind von ihm erwartete und mit dem Gedanken an Abtreibung spielte, obwohl er sie heiraten wollte, kam es zum Bruch. Die Polizei ermittelt fieberhaft, doch ein Mädchen nach dem anderen stirbt…
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Moviebreak Horroctober: 01.10.2015 (Slasher)

Die farbenfrohe Festtagesbeleuchtung schimmert einem noch recht sanft entgegen, freilich schmückt ein Kranz die Eingangstür der Studentenverbindung Sigma Lamba Chi und der Chor, der auf der Tonspur „Holy Night“ intoniert, zwingt dann quasi auch endgültig zur Besinnlichkeit: In „Jessy – Die Treppe in den Tod“ von Bob Clark weihnachtet es jedenfalls sehr. Doch anstatt klingenden Glöckchen und leise rieselnden Schneeflocken bekommt es der Zuschauer mit einem schnaubenden Psychopathen zu tun, der sich über die Außenfassade Zugang zum Anwesen der Schwesternschaft verschafft und von dort an auf dem hiesigen Dachboden lungert, um seinem Wahnsinn in gezielten Gewaltakten Ausdruck zu verleihen. Diese Prämisse steht im Besitz eines der großen nordamerikanischen Slasher-Urgesteine, welches über all die Jahren in genreaffinen Zirkeln Klassikerstatus erreicht hat und als Inspirationsquelle für viele, viele folgende Subgenre-Streifen (nicht zuletzt auch John Carpenters Meilenstein „Halloween – Die Nacht des Grauens“ von 1978) angeführt wird.

Wenngleich man „Jessy – Die Treppe in den Tod“ nicht unbedingt als exklusiven Urknall des Slasher-Films anführen möchte (dafür muss man seinen Blick dann wohl doch etwas mehr dem italienischen Genre-Kino der frühen 1970er Jahre zuneigen, da, wo sich Mario Bava, Dario Argento und Sergio Martino gute Nacht sagen), als Blaupause des modernen Slashers aber darf „Jessy – Die Treppe in den Tod“ gerne herangezogen werden. Nicht nur, dass Bob Clark und A. Roy Moore ihre Geschichte an ein festes Feiertagsdatum sowie eine klare Räumlichkeit koppeln, auch das genreinhärente Herausarbeiten des Final Girl darf man anhand von Jessy Bradford (Olivia Hussey, „Psycho IV – The Beginning“) beobachten, wenngleich in diesem Fall noch nicht in der charakterlichen Ausrichtung porträtiert, wie sie später Usus in diesem Sujet werden sollte. Jessy nämlich ist eine selbstbestimmte junge Frau, die vorehelichen Sex genauso pflegt, wie sie auch in der Lage ist, eine Abtreibung in Erwägung zu ziehen.

Ironischerweise – kontextualisiert mit der Historie des Slashers – ist es hier ausgerechnet die repressive Jungfrau, die dem Killer als erstes ins Netz geht und einen äußerst qualvollen Tod erleiden muss. Und da wird einem (auch) gewahr, warum „Jessy – Die Treppe in den Tod“ zu einem wahren Must-See für Horror-Liebhaber avanciert ist, wird einem bei der Sichtung des Filmes doch immer wieder klar, dass man hier wahrlich miterlebt, wie die strukturellen Eckpfeiler eines Subgenres geschmiedet werden, anstatt nur nach einem strengen Verfahrensmuster schabloniert. Wirklich Eindruck schindet Bob Clark indes durch sein kinematographisches Verständnis in Sachen Stilistik: Die famose Kameraarbeit von Reginald H. Morris schleicht aufmerksam durch das Setting; beobachtet, vergegenwärtigt die einnehmende Atmosphäre als umherstreifendes Auge des Schreckens. Dass „Jessy – Die Treppe in den Tod“ den Irren niemals entlarvt, sondern durchweg als identitätslosen Gestörten vom Dachboden skizziert, erweist sich für die dargebotene Grundanspannung natürlich als ein äußerst zuträglicher Umstand.

Durch die wiederholt verwendete Point-of-View-Einstellung werden wir in die Rolle des Täters gezwängt, er selbst dominiert das Suspense-Szenario als Silhouette, als aufgerissenes Auge im Schlüsselloch, als hervorschießende Hand in den Haaren der Protagonistin, als ordinär grunzend-röchelnde Stimme im Telefon. Mit dem abstoßenden Telefonterror, der von seiner Person ausgeht, behandelt „Jessy – Die Treppe in den Tod“ am Rande, sehr schwammig, wohl gemerkt, dass das Böse von nun an nicht mehr länger auf eine übersinnliche Provenienz zurückzuführen sein muss, sondern als ein von der Gesellschaft verstoßener, derangierter, sexuell fehlgeprägter Wahnsinniger zu verstehen ist. Das Grauen kommt aus unserer Mitte, und womöglich tragen wir an der bestialischen Veräußerlichung seiner Psychopathologie eine Teilschuld, weil wir ihm nicht die Aufmerksamkeit haben zukommen lassen, die ihm eigentlich gebührt hätte. Man muss allerdings so ehrlich sein und sagen, dass „Jessy – Die Treppe in den Tod“ gerade im Mittelteil einige Hänger aufweist, was die Stimmung zwar nicht zerstört, aber ihn zeitweise ein wenig aus seinem Flow hebelt.

Fazit

„Jessy – Die Treppe in den Tod“ zählt heute zu den Klassikern des Slasher-Kinos, sicherlich nicht so renommiert wie ein „Halloween – Die Nacht des Grauens“ und auch nicht als der Urknall des Subgenres zu werten (aber doch als Blaupause des nordamerikanischen Sektors), besticht Bob Clarkes Inszenierung gerade durch seine stilistische Feinheit. Die Kamera fungiert hier als Auge des Schreckens, saugt auf und vergegenwärtigt, während der identitätslose Irre auf dem Dachboden einer Studentenverbindung seinen blutigen Terror ausleben darf. Eine atmosphärische Perle, immer noch.

Kritik: Pascal Reis

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