Inhalt
Die jungen Touristen Sarah, Rachel und Kevin wollen in Jerusalem die Nächte durchtanzen und ihr Leben genießen. Während die pulsierende Metropole sie anfangs willkommen heißt, schlägt die Stimmung schnell um: Unheilvolle und unerklärliche Dinge geschehen, bis eines Nachts im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle losbricht. Die Apokalypse bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg durch die Heilige Stadt, die vom Militär hermetisch abgeriegelt wird. Unbarmherzig gejagt von dämonischen Monstern, müssen die Freunde so schnell wie möglich einen Ausweg finden ...
Kritik
Heutzutage muss der Horror-Fan schon wirklich sorgfältig wühlen und aussieben, um im Fahrwasser der immer gleich gestrickten und nach Schema F funktionierenden Genre-Ware etwas anderes zu finden als billig produziertes Found-Footage-Gepolter, generische Jump-Scare-Grusler, stumpfe Slasher-Reißer oder das Sequel zum Prequel des Remakes. Gerade im Bereich der Found-Footage-Horrorfilme kommen frische Impulse wie wahre Innovationen daher. Erst kürzlich zeigte die generell unterbewerteten Perle "Unknown User" beispielsweise aufgrund ihrer ebenso kreativ wie konsequent inszenierten Prämisse, den gesamten Film auf dem Desktop eines Macbooks spielen zu lassen, wie man Horror-Konventionen intelligent verdrehen und zu etwas gänzlich Neuartigem formen kann.
Das israelische Debüt "JeruZalem"der Brüder Doron und Yoav Paz lockt ebenfalls mit einem technischen Twist innerhalb des Subgenres, bei dem die beiden Regisseure den gesamten Film aus der First-Person-Sichtweise einer Hauptfigur inszenieren, welche sogenannte "Smart Glasses" trägt, ein fiktiver Ableger von "Google Glass". Nach einem recht düster-atmosphärischen Prolog widmet sich "JeruZalem"ganz konventionell einer überlang geratenen Einstiegsphase, in der zwei amerikanische Freundinnen nach Israel reisen, um dort die Clubs unsicher zu machen, Partys zu feiern und natürlich männliche Bekanntschaften zu knüpfen. Aufgelockert wird die erste Hälfte des Films durch das High-Tech-Gimmick der "Smart Glass", mit der die Regisseure ein paar nette optische Spielereien in das Geschehen bringen, während sich die zunächst durch kleine Zwischenfälle durchzogene Atmosphäre langsam bedrohlich zuspitzt.
Als es schließlich zu einem gewissen Höhepunkt kommt, bei dem in der israelischen Hauptstadt wortwörtlich die Hölle los ist, wandelt sich "JeruZalem" zu einem atemlosen, unübersichtlichen Terror-Stück, in dem mithilfe von laut ertönenden Sirenen, panischen Menschenmassen, hart durchgreifenden Militärtruppen und natürlich sporadisch auftauchenden, dämonischen Kreaturen auf relativ gelungene Weise ein plausibles Szenario erzeugt wird, in dem sich die Protagonisten einer scheinbar ausweglosen Bedrohung ausgeliefert sehen, die sämtliches rationales Verständnis übersteigt.
Von nun an verliert die High-Tech-Brille der Hauptfigur allerdings zunehmend an Bedeutung und es bestätigt sich der Verdacht, dass diese lediglich eine geschickt eingefädelte Ausrede war, um die ansonsten verwendete (Handy-)Kamera in üblichen Found-Footage-Vertretern durch ein anderes, als ungewöhnlich angepriesenes Element zu ersetzen. Ebenso enttäuschend wie dieses ungenutzte Potential bezüglich möglicher technischer Innovationen innerhalb eines beklemmenden Apokalpyse-Szenarios ist außerdem der Schlussakt geraten, in dem grelle Panik gegen ein nur allzu bekanntes Setting eingetauscht wird, in dem die Figuren durch eine schwach beleuchtete Höhle flüchten und letztlich nur noch plumpe Schockeffekte und eine mäßig klaustrophobisch wirkende Stimmung kreiert werden.
Fazit
Als leichter, recht schnell vergessener Horror-Snack für zwischendurch ist "JeruZalem" durchaus brauchbar. Das israelische Debüt erreicht zwischenzeitlich eine beachtliche atmosphärische Dichte hinsichtlich des panischen, apokalyptischen Settings, bietet darüber hinaus aber nicht viel erwähnenswertes. Das vorab angepriesene High-Tech-Element verkommt zum überflüssigen Gimmick und zum Ende hin versumpft die Atmosphäre in einem banalen Schlussakt, der fast nur aus schwacher Beleuchtung und einfallslosen Schreckeffekten besteht. Da wäre eindeutig mehr möglich gewesen.
Autor: Patrick Reinbott