Inhalt
SpongeBob Schwammkopf begibt sich auf eine Rettungsmission, die sich gewaschen hat: Er muss sein über alles geliebtes Haustier, Schnecke Gary, aus den Flossen des fiesen Meereskönigs Poseidon retten! Jetzt heißt es: raus aus Bikini Bottom und rein in ein brandneues Abenteuer! Alleine ist der fröhliche Schwamm natürlich nicht - seine allerbesten Freunde aus Bikini Bottom sind allzeit zur Hilfe bereit! Doch schaffen sie es, Gary zurück nach Hause zu bringen?
Kritik
Seit 1999 läuft die Trickserie Spongebob Schwammkopf bei Nickelodeon. Die vom 2018 verstorbenen Comiczeichner und Meeresbiologen Stephen Hillenburg (Rocko's Modern Life) erdachte Figur war eine lange Zeit lang das Nonplusultra im Bereich der animierten Serien. Es gab kein Weg um den gelben Schwamm vorbei. Mittlerweile ist der Hype spürbar abgeflacht, was nicht bedeutet, dass sich keine Zuschauer mehr finden. Die Relevanz ist zwar dank Übersättigung futsch, die Nachfrage aber noch vorhanden. Produziert wird also immer noch, auch wenn Fans der ersten Stunde mit Recht monieren, dass die Qualität der ersten Staffeln schon lange nicht mehr erreicht wird. Waren die wahnwitzigen Exzesse einst noch verwoben in massive, narrative Konstrukte, hieß es irgendwann nur noch ‚Hauptsache durchgeknallt‘. Ein Paradebeispiel dafür ist der zweite Kinofilm, der sich schwertat sein Abenteuer irgendwie in eine funktionelle Geschichte zu packen.
Der dritte Kinofilm zur Serie, der wegen Corona die Leinwände auslässt und direkt auf Netflix erscheint (zumindest in großen Teilen der Welt, darunter Deutschland) macht es etwas besser. Zwar dauert es auch hier zu lang, bis die Geschichte endlich so richtig ins Rollen gerät, insgesamt besitzt der von Tim Hill (Immer Ärger mit Grandpa ) inszenierte und mitverfasste Film aber einen soliden Erzählrhythmus, in dem SpongeBob und sein Freund Seestern Patrick einen Roadtrip unternehmen. Nicht aus Spaß, sondern um SpongeBobs Hausschnecke Gary zu finden, die durch eine Intrige von Finsterling Plankton von Meeresgott Poseidon entführt wurde, um ihm dermatologisch zu Dienste zu sein. Wer jetzt nur Bahnhof versteht, der hat wohl noch nie einen der vorherigen Filme oder eine Episode gesehen. Diese Zuschauer sollten Abstand von SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung halten, denn zweifelsfrei ist die Produktion nur für diejenigen geeignet die sich im SpongeBob-Universum auskennen.
Genau die bekommen einen annehmbar amüsanten, vollgestopft mit Figuren, aberwitzigen Situationen und Gaststars ausgestatteten Reigen serviert, der gerne auch Live-Action-Szenen integriert, u. a. John Wick-Darsteller Keanu Reeves als weiser Busch, der übrigens mehr Screentime hat als angenommen. Dieser ganze dargebotenen Wahnsinn nutzt sich allerdings auch irgendwann ab. Die Welt von SpongeBob ist einfach ideal für eine 22minütige Serienfolge, für einen ganzen Kinofilm fehlt dem Schwamm aus Bikini Bottom aber dann doch ein erzählerisches Konzept, dass eineinhalb Stunden überzeugend abliefert, ohne zu stagnieren. Auch SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung stagniert nach einiger Zeit und dass im dritten Akt als Revue Origin-Stories aneinander gekleistert werden, ist auch nicht gerade ein Beweis dafür, dass SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung mehr ist als ein insgesamt – trotz vorhandener Qualitäten – verzichtbarer und nicht durchgängig überzeugender Film, der wahrscheinlich als Doppelfolge wesentlich besser funktioniert hätte.
Noch ein paar Worte zum Look. Bereits in einigen Phasen von Spongebob Schwammkopf 3D aus dem Jahre 2015 vertrauten Paramount und Nickelodeon auf computeranimierte Optik. In SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung ist für klassische Trickfilm-Stilistik überhaupt kein Platz mehr. Das ist durchaus schade, denn auch wenn Teil 3 sich Mühe gibt, so wirkt das Gezeigte visuell immer etwas zu poliert. Anders gesagt: Der Charme geht ein gutes Stück flöten. Zum Ausgleich bietet der Film in der Originalversion aber die bekannten Sprecher sowie einige durchaus nette bis famose Gaststimmen. Klares Highlight ist der britische Schauspieler und Komiker Matt Berry (What We Do in the Shadows) als Poseidon.
Fazit
An die glorreichen Glanzzeiten des Schwamms aus Bikini Bottom reicht der dritte Film nicht heran. Das liegt nicht am durchgängig computeranimierten und viel zu glatten Look, sondern hauptsächlich daran, dass der bunte Unterwasser-Wahnsinn nach und nach stagniert. Auch farbenfroher und herzlicher Unsinn erschöpft sich schnell, wenn dahinter nur eine halbgare und gestreckte Geschichte steckt.
Autor: Sebastian Groß