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Inhalt

Der Bäcker und seine Frau wurden von einer Hexe mit einem Fluch belegt, durch den sie keine Kinder bekommen können. Um den Bann zu brechen, müssen sie verschiedene Aufgaben erfüllen: Sie müssen eine Kuh finden, die so weiß ist wie Milch, einen Mantel so rot wie Blut, Haar so blond wie Stroh und einen Schuh aus purem Gold.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Musicals für die große Leinwand zu adaptieren ist, aufgrund größerer Publikumsdistanz und fehlender Theateratmosphäre, eine schwierige Sache. Doch kann ein solches Vorhaben auch durchaus überzeugen, vor allem, wenn man es inszenatorisch und audiovisuell bewältigt, dem Muiscal einen kreativen, cineastischen Feinschliff zu verleihen. Dass das funktionieren kann, bewiesen vor einiger Zeit der Schmachtbrocken „Les Misérables“, als auch Tim Burtons Stephen Sondheim-Adaption „Sweeney Todd“. „Into the Woods“ ist nun ebenfalls eine Sondheim-Musical-Adaption für die große Leinwand und hat eben genau jenes Potenzial aus den märchenhaften Sets und zauberhaften Geschichten audiovisuell noch einiges mehr rauszuholen. Doch um jedwede Hoffnung gleich im Keim zu ersticken: „Into the Woods“ ist zwar hübsch anzusehen und gut gespielt, hat aber immense narrative Probleme und kann auch musikalisch einfach nicht so recht begeistern.

Ganz vorneweg gesagt: „Into the Woods“ ist durch und durch ein Musical. Das bedeutet selbstredend, dass jeder, der mit dieser Art des gesangslastigen Theaters nichts anfangen kann, natürlich auch keinen Spaß bei diesem Film haben wird. Doch auch andere Zuschauer, die sich bei „Into the Woods“ immerhin eine nette und spaßige Musical/Märchen-Adaption erwarten, werden enttäuscht. Das beginnt allein schon bei der Musik des Films. Der extrem langweiligen Musik. „Into the Woods“ hat das Problem, dass die Songs des Films einfach nicht sonderlich einprägsam oder eindringlich sind und der Film so als Musical schon nicht wirklich gut funktioniert. Der Großteil der Lieder wirkt absolut austauschbar, altbekannt und langweilig. 

Wo die Lieder bei „Sweeney Todd“ (dessen musikalischen Stil man im Ansatz mit „Into the Woods“ vergleichen kann) noch zur düsteren Atmosphäre des Films beitrugen und sich durch schöne, wiederkehrende Motive auszeichneten (die nebenbei auch einen ausgezeichneten Mehrwert für die Figuren aufwiesen), sind die Songs bei „Into the Woods“ zwar alle toll gesungen, bringen aber sonst keinen dieser positiven Aspekte mit sich. „Into the Woods“ wird so zu einem Film, der ohne seinen musikalischen Aspekt vermutlich besser funktioniert hätte. Und das ist für eine Musicaladaption ja irgendwie schon ein halber Genickbruch. 

Doch die austauschbaren Lieder sind nicht einmal das größte Problem des Films. Das ist eher seine nervige und ziellose Ambivalenz. Und zwar sowohl bei der Geschichte, als auch im Ton. „Into the Woods“ stellt eine Art Märchencrossover im verzauberten Wald dar und erzählt so circa fünf bis sechs (bekannte) Geschichten gleichzeitig, die lose miteinander verbunden sind und auf ein gemeinsames Ziel zusteuern. Das bringt natürlich große Schwierigkeiten mit sich, an denen der Film auch leider gänzlich scheitert: Den Geschichten um Cinderella, Rotkäppchen, Jack und die Bohnenranke, Rapunzel usw. wird einerseits weder etwas Frisches abgewonnen (obwohl das hier in humoristischen Ansätzen versucht wird), noch können sie den Zuschauer wirklich emotional involvieren oder gar packen. Führt der Film den Zuschauer anfangs noch nett und sympathisch ein, weiß „Into the Woods“ schon ab der Hälfte nicht mehr wirklich, was er mit den Figuren anfangen und überhaupt erzählen soll. 

„Woods“ entwickelt so eine arg episodenhafte und oberflächliche Struktur: Die Märchen werden, ganz im Stile eines Zeitraffers, immer wieder kurz bei den wichtigsten Momenten besucht und dann schnell wieder fallen gelassen. Auch der „rote Faden“, in Form der großartigen Meryl Streep ("August: Osage County"), ist leider weder wirklich packend, noch in irgendeiner Form interessant und wirkt teils sogar arg forciert. „Into the Woods" wird im Laufe seiner Spielzeit so immer zielloser, unrunder und letztlich austauschbarer. Dies fällt vor allem in der letzten halben Stunde Films auf, in der eine neue, vollkommen unnötige Richtung eingeschlagen wird und die den Film nur nervig streckt.

Doch auch im Ton kann sich „Into the Woods“ nicht so recht entscheiden: Will der Film nun eine ironische und augenzwinkernde Märchensatire oder eine ernsthafte und emotionale Hommage an die Klassiker darstellen? Scheinbar beides: Denn „Into the Woods“ pendelt so oft und so plötzlich zwischen satirisch überzogenen und moralisch ernsthaften Szenen hin und her, dass weder das Eine, noch das Andere wirklich funktionieren will. Als Beispiel sei auf der einen Seite Chris Pine ("Kill the Boss 2") als durch und durch überzogener Prinz Charming genannt (Pine ist auf jeden Fall das Highlight des Films), ganz mit schmachtenden Gesangseinlagen, inklusive heroischer Zerreißung der eigenen Kleidung. Auf der anderen Seite steht am Ende des Films aber wieder eine absolut platte (und total ernstgemeinte) Moral. Und auch manch andere Storystränge im Märchenwirrwarr wirken zunächst augenzwinkernd und begeben sich dann unpassend blitzartig in ernste und dramatische Gefilde. Der Zuschauer wird durch diese darstellerische und gefühlsmäßige Unentschiedenheit leider komplett auf emotionaler Distanz gehalten. Und das bricht dem Film schließlich endgültig das Genick. 

Positiv an „Into the Woods“ kann man daher leider nur das Setting, als auch die Schauspieler hervorheben. Die märchenhafte Umgebung, als auch der düstere Wald, sehen umwerfend aus und wirken atmosphärisch absolut immersiv (zumindest bis man aufgrund der inhaltlichen Probleme und der einsetzenden Langeweile immer weiter abgestoßen wird). Und ob nun Meryl Streep als böse Hexe, Chris Pine als Prince Charming, Lilla Crawford als angenehm aufmüpfiges Rotkäppchen, oder Anna Kendrick ("The Voices") als bezaubernde Cinderella: Die nötige darstellerische und gesangliche Klasse bringen sie alle mit. Hier soll vor allem Johnny Depps kurzer Cameo als pädophilenäquivalent Mr. Wolf genannt werden, der (neben Pines erster Gesangsnummer) ganz klar zu den Highlights des Films gehört. Warum Depp allerdings so prominent auf dem Poster vorzufinden ist, bleibt genau so ein Rätsel wie die narrative Struktur dieses erzählerisch, musikalisch und atmosphärisch absolut undurchsichtigen Märchengewirrs.

Fazit

„Into the Woods“ wirkt wie ein zusammengewürfelter Märchenabriss, der seine Geschichten weder spannend, noch rund erzählt und sie keiner gemeinsam funktionierenden narrativen Struktur unterwerfen kann, wodurch das Filmerlebnis leider auf unangenehme Weise dem Orientierungsverlust innerhalb eines dunklen Waldes gleicht. Die Songs sind zudem (mit ein paar Ausnahmen) absolut austauschbar und haben nichts von der faszinierenden und pathetischen Düsternis eines „Sweeney Todd“ oder der persönlichen Eindringlichkeit eines „Les Misérables“. Die guten Schauspieler können den Film am Ende immerhin ein wenig retten, insgesamt verkommt „Woods“ im Laufe der 125 Minuten aber immer mehr zur Geduldsprobe: Zu lang, zu unrund, zu ziellos, zu episodenhaft und letztlich viel zu ambivalent im Ton.

Kritik: Thomas Söcker

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