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"Dom" Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein Ass, wenn es darum geht, in Träumen von Menschen zu wühlen. Durch das "Traum-Sharing-Verfahren" gelingt es ihm und seinem Team illegalerweise, an tief gehütete Geheimnisse im Unterbewusstsein der Zielpersonen zu gelangen. Doch als man ihm den Auftrag erteilt, beim Konzernchef Robert Fischer (Cillian Murphy) zur Verhinderung einer Monopolstellung eine Erinnerung zu verpflanzen, steht ihm nicht nur die theoretische Unmöglichkeit dieser geplanten "Inception" im Weg, sondern auch seine verstorbene Frau Mal (Marion Cotillard), die ihm in den Traumebenen regelmäßig ins Handwerk pfuscht...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Christopher Nolan ist durchaus berühmt-berüchtigt, wenn es um die Verfilmung komplexer Stoffe und tiefgründiger Fragestellungen auf metaphysischer Ebene geht. Dies bewies er schon sehr eindrucksvoll im Thriller "Memento" und führte diese Form auch in seinem 2006er "Prestige"-Movie fort. Doch mit "Inception" wagte er sich auf vollkommen unberührtes Terrain und stellte sich wohl die eigentlich simple Frage: "Wie lässt sich das Träumen filmisch spannend umsetzen?"

Wer "Inception" beginnt zu schauen, wird zuerst einmal verwirrt sein um die Begebenheit, die recht direkt in die Materie einsteigt, beginnend auf der ersten von zwei Traumebenen während eines Jobs, und erst zum Abschluss offenbart sich die wahre Umgebung in einem Zugabteil - uff! Interessanterweise wird man als aufmerksamer Zuseher dann doch nicht komplett damit erschlagen, sondern ahnt, was hier vor sich geht. Eine passende Deklaration wird erst mit der Einführung der Studentin Ariadne mitgeliefert.

Abgesehen vom Traumfängerteam spielen die Figuren keine klar definierte Rolle, sondern sind eher als Metaphern gedacht. Auf den Traumebenen haben nur Cobb, seine Mannen und die Zielperson eine klar definierte Aufgabe zu erfüllen, die restlichen haben schon fast etwas von Dekoration. So ist Mal lediglich der Störfaktor aus "Doms" Unterbewusstsein, die schießwütige Armee nur das Ergebnis eines Gegentrainings und sonstige Passanten die Zugabe zum Aufbau einer Traumwelt sowie Projektionen aus Erinnerungen. Das wirkt teils etwas schachbretthaft, erfüllt jedoch mehr als nur seinen Zweck und somit keineswegs konstruiert.

Als wäre das nicht schon genug, entpuppt sich der eigentliche Job und Hauptaufhänger des Filmes als wahres Komplexitätsmonster, der noch eine Schippe (hier: eine Traumebene) draufpackt und gleichzeitig Cobbs Frau als wegweisende Schlüsselfigur hineinsetzt. Somit ist das Werk nicht nur in seiner Erzählstruktur nichts für einfache Kinogemüter, sondern auch im Aufbau der narrativen Ebenen. Immer wieder offenbaren sich neue Aspekte in diesem vielschichtig konzipierten Traumszenario, was Gefahr lief, sich selbst an die Wand zu fahren. So verliert der Film nicht selten an Dynamik, da immer wieder ein erklärender Dialog gesetzt werden musste, was vor allem zum Ende hin ein bisschen "too much" ist. Was letztlich hängen bleibt, ist vielleicht ein erstes Stirnrunzeln, aber auch die Freude, das Interesse nach dem Abspann nicht verloren zu haben.

Der Film eignet sich nämlich durchaus zum mehrmaligen Ansehen, um alle Details in der Story und der metaphysischen Ebene zu ergründen, und hier hat sich Nolan ein paar tolle Kniffe offen gehalten. Denn ob die Realitätsebenen oberflächlich betrachtet auch so für sich wirksam sind, wird nie richtig geklärt. Da ist selbst oder erst recht die letzte Einstellung des Films kein Garant für eine wahre Auflösung, was wiederum einen Bogen zum Rest der Story schlägt. Man wird also als Verfechter von klarem Storyaufbau mit Anfang und Ende recht enttäuscht sein dürfen.

Auch im handwerklichen Bereich versuchte sich Nolan nicht mit Blockbusterkonkurrenten zu messen. Wo diese wohl jeden Cent in aufwändige Kulissen und Effekte gesteckt hätten, begnügt sich der Brite meist mit eindeutigen und technisch sparsamen Bildern oder gleich harten Cuts. Dadurch wirken die Sinne verwirrenden Ideen wie die riesigen Spiegeltüren weniger effekthaschend und um so imposanter, ganz zu schweigen natürlich von der äußerst beeindruckenden Effektszene des sich verbiegenden Straßenbildes. So mutet vor allem der erwähnte Einführungskurs wie ein Spielplatz der unbegrenzten Möglichkeiten des Unterbewusstseins an, um dann später doch wieder auf Sparflamme zu schalten, damit sich die Geschichte entsprechend entfalten kann. Ähnlich verhält es sich mit Hans Zimmers Soundtrack, der sich erstaunlich zurückhält und in seiner Schlichtheit einen großen Bogen über den Film schlägt - ein paar umspielte Noten reichten da aus, um über die große Teile der Spielzeit langsam, aber sicher, zum Ohrwurm zu wachsen, bis er schlussendlich pointiert das für Zimmer übliche Epos auspackt, kontrapunktiert zum Chanson, den die Teammitglieder für ihre Aufgabe anstimmen.

Wenn man solche Elemente nur zu hören bekommt, kann einem wohl leicht schummrig werden, und die Gefahr bestand auch bei der Schauspielperformance, in der sich reihenweise die Akteure am Stoff die Hände aufgerissen hätten. Doch mit Nolans Stammbelegschaft, etwa Joseph Gordon-Levitt, Cillian Murphy oder Michael Caine, konnte das einfach nicht schiefgehen. Ganz zu schweigen von Leonardo DiCaprio, der auch abseits seines Scorsese-Stammplatzes eine top Figur abgibt und sich sichtlich in diesem komplexen Storygebilde wohlfühlt. Abseits des Teams und wohl gesetzten Schlüsselfiguren lässt sich eine Bewertung des Casts schwer in Worte fassen; zumindest erfüllt jeder Part seinen Zweck, ohne dass man gesondert darüber Worte verliert - Mission erfüllt.

Fazit

Schwitzend und sichtlich angespannt verließ wohl der eine oder andere Kinogänger diesen SciFi-Heist-Actionthriller-Cocktail, der gar noch komplexer im Inhalt war als es die Genrebeschreibung vermuten ließ. Das hochphilosophische Thema ist an sich schon eine Wucht, doch dachte Nolan da noch etliche Schritte weiter und spielte mit dem thematischen Gedanken auf ganz anderen Ebenen. Hochspannend, dynamisch und komplexer denn je fesselt der Film in die Sitze, bietet hier und da wahre Kinnladenöffner, ohne jedoch zu dick aufzutragen. Dennoch lässt sich der allerletzte Funke nicht entzünden, weil das Thema fast zu vielschichtig ist, um es in einen Thriller diesen Ausmaßes zu packen. Wer es jedoch schafft, die Filmkultur durch seine Einfälle auf ein neues Niveau zu hieven, muss auch nicht wegen kleiner Fehler als Versager gebrandmarkt werden. Das würde Christopher Nolans Schatz an Ideenreichtum auch gar nicht gerecht - somit hat der Brite beim Zuschauer eine dicke Erinnerung in des Zuschauers Hirn verpflanzt, die ihn so schnell nicht mehr loslässt.

Kritik: Sascha Wuttke

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