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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Deutschland kurz vor der Jahrtausendwende. Sebastian Zöllner, Kunstjournalist und Meister der Selbstüberschätzung, plant seinen großen Coup: ein Enthüllungsbuch über den legendären, aber fast vergessenen Maler Manuel Kaminski, Schüler von Matisse und Freund von Picasso, der einst als "blinder Maler" Berühmtheit erlangte. Der skrupellose und ehrgeizige Karrierist macht sich auf den Weg zu dem entlegenen Chalet hoch oben in den Alpen, wo der greise Künstler zurückgezogen und von Vertrauten abgeschirmt lebt. Er dringt in Kaminskis Haus, Leben und Vergangenheit ein und nimmt ihn kurzerhand mit auf eine halsbrecherische und irrwitzige Reise zu dessen tot geglaubter Jugendliebe. Unterwegs will er ihm mit List und Dreistigkeit seine Geheimnisse entlocken. Aber bald muss er feststellen, dass er dem Alten, ob blind oder nicht, in keiner Weise gewachsen ist.

Kritik

Seit „Good Bye, Lenin!“ hat es Daniel Brühl weit gebracht. Zahlreiche internationale Rollen in hochwertigen Filmen wie „Rush“ oder „Inglorious Basterds“ sind nur zwei Beispiele seiner florierenden Karriere. Anders steht es da um Regisseur Wolfgang Becker. Seit dem gemeinsamen Hit aus dem Jahre 2003 (eben „Good Bye, Lenin“) hat sich der Künstler rar gemacht. Umso schöner, dass Brühl und Becker mit „Ich und Kaminski“ wieder zueinander gefunden haben.

Schon zu Beginn fällt auf: „Ich und Kaminski“ ist anders. Der Film verschränkt sich dem mutlosen deutschen Filmeinerlei und schreitet ohne Kompromisse voran. In faszinierenden Bildern bringt er dem Zuschauer das Leben des bedeutenden Malers Kaminski näher, wühlt sich durch Jahrzehnte der Popkultur und mutet an wie die Collage eines aufregenden Lebens. Erst später betritt die eigentliche Hauptfigur das Feld.

Brühl brilliert in der Rolle des Unsympathen Zöllners, der das Geschehen auf gehässige Art und Weise aus dem Off kommentiert. Bahnangestellte werden zu Vollidioten degradiert, die Geliebte eiskalt manipuliert und das Objekt seiner (beruflichen) Begierde – der Maler Manuel Kaminski – ausgenutzt. Angereichert wird dies durch zahlreiche surreale Fantasien und Träume seitens Zöllners, die Regisseur Becker genüsslich miteinfließen lässt.

Die Figur Brühls ist es auch, die den Einstieg in „Ich und Kaminski“ erschwert. Sie ist derart unsympathisch, arrogant und selbstüberzeugt, dass man sich abwenden möchte. Allerdings bietet der Film genügend Alleinstellungsmerkmale um nicht vorzeitig das Handtuch zu werfen. Daniel Kehlmann – auf dessen gleichnamigem Buch der Film beruht – entwarf seine Vorlage als Satire auf die Kunstszene. Dieser Einfluss ist in der filmischen Umsetzung immer noch spürbar. Da werden Kunstinstallationen unwissentlich zerstört, Künstler persifliert und die Szene torpediert.

Doch Obacht – das ist bei weitem nicht alles! Hinter diesen grotesken Szenen steckt ein wahrer, berührender Kern. Mit fortschreitender Laufzeit offenbart sich „Ich und Kaminski“ als hochinteressante Reflexion auf das Künstlerleben. Gerade Zöllner – der gerne als Autor gefeiert werden möchte – bildet Gedankengänge eines werden Künstlers sehr genau und nachvollziehbar nach. Der Größenwahn, der Wunsch, gemocht (und vergöttert?) zu werden, genau wie die Selbstüberschätzung sind alles Zutaten, die auf jeden Nachwuchsautor/Maler/Regisseur etc. zutreffen.

Gerade die gemeinsamen Szenen mit Zöllner und Kaminski (ganz toll: Jesper Christensen) sind es, die nachdenklich stimmen. Was bedeutet Kunst für uns? Und was tun wir, wenn wir das wertvollste verlieren? „Ich und Kaminski“ bildet urplötzlich einen dramatischen Kern, der jegliche Längen vergessen macht. Die tragische Figur des Kaminskis ist es, die die emotionale Bindung zum Zuschauer herstellt und aufrechterhält.

Dank der geschliffenen und so gut wie immer zitierfähigen Dialoge entsteht eine feine Beobachtung über das Altern des Menschen, wie es uns verändert, wie wir damit umgehen können. Aus der Satire wird ein feines Drama mit Roadmovie-Elementen, währenddessen sich die zwei ungleichen Männer näher kommen. Wer hier 08/15-Wendungen seitens Zöllner oder Kaminski erwartet, ist fehl am Platz. Sie sind immer noch sie selbst, mit all ihren Stärken und Schwächen. Doch hinterlässt die Reise ihre feinen Spuren. Genau wie der Film.

Fazit

Ich und Kaminski“ beginnt als teils aufsehenerregendes, teils anstrengendes Potrait eines ungehobelten Möchtegernkünstlers. Doch was folgt, ist visuell aufregend, im besten Sinne fordernd und rührend. Ein bisschen Satire auf die Kunstszene, doch im Herzen eine Auseinandersetzung mit dem Innenleben eines Künstlers und dem Älterwerden.

Kritik: Niklas N.

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