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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Als die Zwillingsbrüder nach Hause kommen und feststellen, dass sich das Verhalten ihrer Mutter verändert hat und ihr Gesicht mit Verbänden bedeckt ist, beginnen sie zu vermuten, dass die Frau unter dem Verband nicht ihre Mutter ist.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit Ich seh, Ich seh gelang dem österreichischen Regie-Duo Veronika Franz & Severin Fiala (The Lodge) 2014 ein kleiner Paukenschlag in der sonst so stiefmütterlich behandelten, deutschsprachigen Genre-Landschaft. Ihr Spielfilmdebüt feierte seine Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig und sorgte europaweit für Aufsehen. Sogar bis in die USA schaffte es der von Ulrich Seidl (Paradies: Liebe) produzierte Film, wo er unter dem Titel Goodnight Mommy in einigen Kinos gezeigt wurde. Naturgemäß haben es die Amis nicht so mit dem Lesen von Untertiteln und so lief die perfide Kreuzung aus Familiendrama, Suspense-Thriller und Psycho-Horror beim breiten Publikum natürlich noch weit unter dem Radar. In der Regel gibt es dann ein US-Remake. Derer Beispiele sind zahlreich. Von Codename: Nina, über Let Me In bis hin zu Inside: Am Ende dreht man lieber einer eigene Fassung für den heimischen Markt, anstatt sich an den Qualitäten des Originals zu berauschen. Das geht selten gut, zumindest wenn man die zugrundeliegende Vorlage kennt. Im Idealfall funktioniert die neue Version noch unabhängig davon. Im schlimmsten Falle kommt so ein Verbrechen heraus, wie diese schauderhafte Verunstaltung für das Content-Regal von Amazon Prime Video.

Inhaltlich bleibt man zwar relativ nah am Original und manche Szenen sind mehr oder weniger 1:1 übernommen. Leider nur übertragen auf das Geschehen, nicht die Präsentation. Dort lag eine der ganz großen Qualitäten von Ich seh, Ich seh. In seiner unbehaglichen Stimmung; seiner fulminanten Kameraarbeit und der grandiosen Soundkulisse, die erst den Rahmen für das unvorstellbare Grauen erschufen, das sich von Anfang an wie ein nicht zu überhörendes Pochen seinen Weg durch die augenscheinlich klinisch saubere Oberfläche bahnte. Das hat wohl niemand der hier Beteiligten bemerkt oder – was angesichts dieser völligen Ignoranz diesbezüglich sogar im Bereich des Möglichen liegen könnte – man hat sich die Vorlage gar nicht angesehen, sondern rein das Skript abgefilmt. Sonst ist es mit gesundem Menschenverstand gar nicht zu erklären, wie desinteressiert an dieser Steilvorlage hier nur Dienst nach Vorschrift betrieben wird. Inszenatorisch ist das in allen Belangen ein desaströses Armutszeugnis. Keine Spur von der einst fantastischen Atmosphäre, die damals sehr bewusst den Zuschauer auch ein Stückweit von dem dicken Elefanten ablenken sollte, der zweifellos auch dort schon quer im Raum stand.

Was Ich seh, Ich seh seinerzeit mitunter kritisch vorgeworfen wurde, war eine nicht zu leugnenden Vorhersehbarkeit. Wenn man ihn als reinen Twist-Film betrachtet. Aber genau das war und ist er ja nicht. Der Twist steht gar nicht im Mittelpunkt bzw. ist sogar eher Mittel zum Zweck. Es war ab einem gewissen Punkt sogar erwünscht, dass das Publikum sehr genau weiß, was dort wirklich geschieht und was für fatale Konsequenzen dies nun unweigerlich mit sich bringen wird. Nicht umsonst fuchtelte er den Zuschauer*innen mit diversen Hinweisen so direkt vor der Nase herum, dass diese sich in ihrer Detektivarbeit früh bestätigt fühlten. Trotzdem funktionierte der Film aufgrund seiner gekonnten Inszenierung tadellos und es gelang ihm das noch viel größere Kunststück: Er entfaltete durch die (gewollte) Durchschaubarkeit der eigentlich furchtbar tragischen Familienkonstellation – in der ein schwerer Schicksalsschlag schleichend zur kompletten, beiderseitigen Entfremdung und tiefgehenden Traumatisierung führte – erst die unglaublich qualvolle Wirkung des Schlussdrittels, das einen Twist oder ähnliches längst nicht mehr benötigt. Sehenden Auges wird man mit einem Akt der puren, und leider sogar nachvollziehbaren, Grausamkeit konfrontiert, die einen sprach- und hilflos zurücklässt.

Und was macht Goodnight Mommy daraus? Nichts! Stattdessen wird bis zum Schluss beharrlich darauf gehofft, dass niemand die unzähligen Hinweise auf die Pointe durchschaut. Die sind hier sogar noch offensichtlicher als im Original, das wenigsten noch recht geschickt das Publikum manipulieren konnte und durch kleine, clevere Details die Illusion deutlich länger und besser aufrechterhielt. Hier muss man sich selbst ohne Kenntnis der Vorlage teilweise für komplett dumm verkauft vorkommen. Besonders da das zwischenmenschliche Drama keine große Rolle spielt und alles nur auf den „großen“ Aha-Effekt hinarbeitet, den natürlich schon jeder nach der ersten Viertelstunde geblickt haben sollte. Der so signifikante Tausch der Täter-Opfer-Rolle findet so gesehen gar nicht statt, auch weil man sich vor der drastischen Kompromisslosigkeit des Originals praktisch in die Hose scheißt. Das Finale ist in diesem Kontext eine einzige Frechheit. So überflüssig es in der Regel auch ist, aber hier wäre in der Tat ein stumpfes 1:1-Remake wie bei Funny Games U.S., bei dem Michael Haneke einfach seinen Film aus dem Jahr 1997 mit einer englischsprachigen Crew komplett neu abfilmte, die deutlich sinnvollere Wahl gewesen. Nicht für uns, aber für alle die, die Ich seh, Ich seh unter normalen Umständen kaum zu sehen bekommen würden. Damals wie hier ist erneut Naomi Watts (King Kong) mit an Bord, deren passable Leistung das Einzige ist, was bei Goodnight Mommy nicht beschämend ist.

Fazit

Was für ein furchtbares Remake. Wer das Original nicht kennt, findet vielleicht anhand der Story noch ein paar Gnadenpunkte mehr, allen anderen sei dringend vor dieser Unverschämtheit abgeraten. Alles, was „Ich seh, Ich seh“ auszeichnete, ist hier praktisch nicht vorhanden. Lieblos, uninspiriert und sogar schreiend dumm, da gar nicht erkannt wird, was den Vorgänger erst auszeichnete. In der Flop-Liste des Jahres jetzt schon einzementiert.

Kritik: Jacko Kunze

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