5.7

MB-Kritik

I Spit on Your Grave 2010

Horror, Thriller

5.7

Sarah Butler
Jeff Branson
Andrew Howard
Daniel Franzese
Rodney Eastman
Chad Lindberg
Tracey Walter
Mollie Milligan
Saxon Sharbino
Amber Dawn Landrum
Michelle Tonjes

Inhalt

Die Schriftstellerin Jennifer Hills zieht sich in eine kleine Waldhütte zurück, um an ihrem neuen Roman zu arbeiten. Doch die Großstädterin missfällt mit ihrer Attitüde einigen Bewohnern einer nahegelegenen Kleinstadt. Als diese losziehen, um der Autorin eine Lektion zu erteilen, ist das der Beginn eines Wettlaufs ums Überleben. Was die Männer nicht ahnen: es geht auch um ihr Überleben.

Kritik

Nach The Last House on the Left" das nächste Remake eines Rape & Revenge Klassikers der 70er Jahre. Leider auch mit den gleichen Problemen.

Die liegen nicht in der Geschichte, oder müssten es zumindest nicht. Bei Rape & Revenge ist das immer relativ simpel gestrickt, sagt ja schon die Bezeichnung. Auge um Auge, Zahn um Zahn, hier besonders wörtlich zu nehmen, eher im Plural. Das war damals nicht anders und ist es letztendlich doch. In Wirkung, in Herangehensweise, in Umsetzung, in fast jedem Punkt. Die Story bleibt nahezu unverändert. Wer jetzt Angst vor Spoilern hat, der dürfte schon bei Rape & Revenge alles wissen, mehr ist es ja schließlich nicht. Frau wird geschändet, Frau schlägt zurück. Die qualitativen Unterschiede zu dem nach wie vor umstrittenen Rohdiamant von Meir Zarchi (hier auch Produzent, von irgendwas muss er schließlich leben) aus dem Jahr 1978 sind in Details festzumachen, extrem deutlich sogar.

Das beginnt schon bei der Grundstimmung. Im Original wurde eine sonnige Idylle urplötzlich so zerstört wie die Protagonistin, quasi grausam vergewaltigt. Ohne direkt sein Erscheinungsbild zu ändern, es nur zu infiltrieren (wieder parallel zu "The Last House on the Left", Original und Remake). Das schockte, war grausam, verstörend. Hier ist alles Grau in Grau, optisch wie atmosphärisch. Das Remake will nicht infiltrieren, es ist von Anfang bis Ende trist. Matt. Beliebig. Dann wird auch konsequent der Rape-Modus gefahren, nur bringt es nicht das flaue Gefühl in der Magengegend – trotz expliziter Grausamkeit – wie einst dieses böse Low-Budget-Filmchen.

Deutlich verkackt das Remake im Revenge-Part. Was damals die große Stärke war und diesen eigentlichen „Schmuddelfilm“ sogar bei einigen Feministinnen beliebt machte, verkommt zur reinen Folter-Show im Stil der späteren „Saw“-Filme. Statt sich ihrer Weiblichkeit als Waffe zu bedienen, quasi mit den vorherigen „Schwächen“ bzw. Angriffsflächen gnadenlos zurück zuschlagen, mutiert das Opfer plötzlich zur sadistischen Domina. Da ist mehr Genuss als Vergeltung zu spüren. Statt perfide und nachvollziehbar-effektiv Rache zu üben, werden wahrhaft kranke Fallen gestellt, das Leid zelebriert und man könnte fast glauben, Madame wird dabei richtig geil. Das beißt sich so eklatant mit dem, wofür das Original stand und bis heute steht. Eine auf 108 Minuten (übrigens, etwas sehr lang) ausgedehnte Gore-Parade, die kaum noch den Geist der Vorlage atmet und trotz aller Brutalität nie so in die Eier tritt.

Immerhin, handwerklich ist das voll okay. Die Darsteller sind bemüht, Kamera und Schnitt teils richtig gut, im Kern existiert noch dieses exploitative Etwas, nur anders vorgetragen. Statt einer leicht amateurhaften Inszenierung sieht jetzt alles recht schick aus. Gut und schön, nur das ist heute keine große Leistung mehr. Gerade diese ungehobelte, tabubrechende, dabei sogar (ungewollt?) wichtige Wirkung des Originals erreicht der neue Grabspucker niemals. Der spuckt sicher nicht auf die Vorlage, nur mag sie nicht sinngemäß wiedergeben, was z.B. dem Remake von „The Hills Have Eyes“ wunderbar gelang. Einerseits nicht so schlecht, nur leider an den entscheidenden Stellen nicht aufgepasst und sich dem Zeitgeist angepasst, was hier fatal ist. Schade drum.

Fazit

Radikaler Härteanstieg und „schickere“ Optik machen keinen Film besser, verwässern ihn in diesem Fall nur. Dieses Remake spielt zudem die falschen Töne, verkauft sie aber gerade noch brauchbar, da es den Kern des Originals noch erkennen lässt. Trotzdem, auf jedem Fall zu der Version von 1978 greifen. Wer sich das traut.

Autor: Jacko Kunze
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