Eine Stadt im südlichen China, eine Tasche mit einer Million Yuan, die Menschen mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund und jeweils eigenen Motiven in einen blutigen Konflikt reißt. Philosophierende Gangsterbosse, in die Jahre gekommenen Auftragsmörder, vom Überlebenskampf ermüdete Männer und Frauen – wer immer die Tasche gerade in der Hand hat, hält sie fest umklammert, als sei sie der letzte Halt.
Die Leute wollen ihr Schicksal ändern. Aber am Ende ändert das Schicksal sie. Der lakonische Austausch zwischen zweien kriminellen Elementen in Liu Jians Animationsfilms könnte eine Kurzfassung des Plots abgeben - zur Hälfte. Die verkommenen Protagonisten wollen ihr Schicksal ändern. Das galt für den chancenlosen Haufen in seinem Debütwerk Piercing, das als Poster im Hintergrund präsent ist, und heute nichts an Gültigkeit verloren. Vielmehr ist der episodische Gangster-Streifen noch stärker fundiert in Skrupellosigkeit und kleinbürgerlichen Motiven. Eines zu haben ist schon bemerkenswert viel Charakterisierung für den chinesischen Filmemacher. Er legt das dreckige halbe Dutzend psychologisch noch flächiger an als zeichnerisch.
Die von Jians Studium der chinesischen Landschaftsmalerei geprägte Szenerien erstreckt sich gleich einer antiken Bildrolle im Hintergrund, der einen ernüchternden Kontrast zu den harmonischen Naturpanoramen traditioneller Zeichner darstellt. Eine Handvoll schäbiger Orte in einer chinesischen Provinzstadt sind die elendigen Eckpunkte der Handlungskapitel. Es sind keine dramatischen Akte, eher Level in einem Computerspiel aus den 90ern, als die kulturelle Abschottung gegen den Westen noch intakter war. Am Ende jeder Runde steht immer Game Over für die abgewrackten Figuren.
Ein junger Typ, der beim Versuch Geld aufzutreiben, zu leichtsinnig wird. Techniker Yellow Eye (Cao Kou), dessen bizarre Erfindungen einen grotesken Science-Fiction-Faktor in die gewalttätigen Unternehmungen bringen. Seine Partnerin, die mit den übrigen weiblichen Gestalten den charakterlichen Bodensatz des gesellschaftlichen Abschaums abgibt. Gangsterboss Onkel Liu (Yang Siming), der sie mit seinem Schläger im Schlepptau jagt. Eine geklaute Tasche mit einer Million Yuan ist einmal mehr der McGuffin dieser satirischen Abrechnung mit einem gescheiterten Staatssystem, das alle seine Bürger im Minus zurücklässt.
Fazit
Wen es aus der Riege gierigen Versager als Nächsten erwischt, interessiert so wenig wie der Ausgang der Zeichentrickmontage abgegriffener Crime-Motive. Mit einem der Westentaschen-Sprüche: Nur Dummköpfe sind zufrieden damit, was sie haben. Für die filmische Pulp Novel, deren karger Reiz in der karikaturesken Überlagerung kommunistischer Propaganda und greller Reklame der US-Unterhaltungsindustrie mit kapitalistischen Wohlstandsversprechen liegt, wohl wahr.
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