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Oklahoma 1889: Aufgrund der Staatenlosigkeit des Indianergebietes Oklahoma, ist es ein Zufluchtsort für Gesindel aller Art. Von Viehdieben, Mördern, Halsabschneidern bis Abenteurern ist darunter alles, was der Westen so zu bieten hat. Marschalls sind in der Unterzahl, das Gesetz kaum durchzusetzen. Jeden Tag kommt es deshalb zum sogenannten Lynchmord, wenn die Bevölkerung das Recht in die eigene Hand nimmt. Auch Viehzüchter Jed Cooper (Clint Eastwood) bekommt so die Schlinge von neun selbsterklärten Gesetzeshütern um den Hals. Das Problem: Der Cowboy ist eigentlich unschuldig. In letzter Sekunde wird er von einem Marschall abgeschnitten und vor Gericht gebracht. Nachdem sich die Verwechselung aufgeklärt hat, bekommt Cooper die Chance auf Rache. Allerdings nur über das Gesetz, denn Richter Adam Fenton (Pat Hingle), der das komplette Gebiet alleine abdeckt, will die Männer lebend haben, damit sie vor ein ehrenwertes Gericht gestellt werden können. Cooper willigt ein und macht sich so auf in die raue Wildnis, um die neun einer nach dem anderen ihrer gerechten Strafe zukommen zu lassen…
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nachdem Clint Eastwood mit der außerordentlichen erfolgreichen Dollar-Trilogie, unter der Regie von Sergio Leone, Mitte der 60er seinen internationalen Durchbruch feierte, galt es nur noch eins zu erobern, dass amerikanische Kino selbst. Dafür kehrte der neuerliche Westernstar nach vier Jahren Abstinenz zurück in die USA, um dort das erste Filmprojekt auf eigenem Boden umzusetzen. Unter der Regie von Ted Post, mit dem Eastwood schon in der Serie "Cowboys" zusammengearbeitet hatte, ließ der nächste Film auch nicht lange auf sich warten. Bereits zwei Jahre nach "Zwei glorreiche Halunken", stand mit "Hängt ihn höher" wieder ein echter amerikanischer Western in den Kinos. Das Risiko war hoch, doch die Mischung aus rauer Italo-Mentalität und amerikanischen Ideologie-Western, funktionierte wunderbar und ebnete Eastwood spielend den Weg zum Hollywood-Olymp.

Trotz seiner offensichtlichen Rache-Elemente, könnte "Hängt ihn höher" tatsächlich als einer der wenigen sozialkritischen Western der damaligen Zeit gewertet werden. Hier steht nicht die unnachgiebige Vendetta im Vordergrund, auch wird nicht brutal jeder niedergeschossen der sich Cooper in den Weg stellt, sondern die Frage nach der gerechten Strafe steht im Hauptaugenmerk. Selbst Cooper muss sich damit auseinander setzen. Was ist Recht, Gerechtigkeit und wie eng stehen Leben und Tod wirklich beieinander? Dreh- und Angelpunkt ist hierbei Richter Adam Fenton, der durch seine wahnsinnige Macht stets über selbiges entscheidet. Sein großer Sechs-Personen-Galgen, der bei Gebrauch ein wahres Volksfest mit Essen und Bier auslöst, ist dabei seine größte Waffe. Aber auch seine größte Bürde, denn wenn eine sechzehnjährige Seele ihrem Schöpfer überführt wird, steht Fenton fast innerlich zerrissen vor Schmerzen an seinem Fenster und bereut jede Sekunde seiner tödlichen Entscheidung. Doch das Gesetz hat gesprochen.

Bedenkt man die historischen Aspekte von "Hängt ihn höher", wird dies sogar noch deutlicher. Denn es gab, wie Richter Fenton, tatsächlich ein Richter namens Isaac Charles Parker, der für das gesamte Gebiet Oklahomas sprach. Er führte als erster sogenannte "rollende Gefängniswagen" ein und ließ einen Sechs-Personen-Galgen aufstellen. Die Verbrechensrate ging zurück und trotz der offensichtlichen Härte von Richter Parker, ist dieser schlussendlich an seiner Arbeit zerbrochen. Als Scheusal oder Barbar wurde er beschimpft, allerdings führte sein Krieg gegen die Verbrecher zum Erfolg. Den wahren Preis für diese Arbeit bezahlten jedoch seine Marschalls. Nach dem Motto "Erst schießen, dann Fragen", streiften sie durch die Wildnis, um den Abschaum der Gesellschaft zu stellen und zu verhaften. Insgesamt wurden hierbei 68 US-Deputy-Marshalls bei der Ausübung ihrer Pflicht getötet.

Berücksichtigt man also diese historische Korrektheit, wird noch deutlicher mit welch einem Geschick Regisseur Ted Post an seine Geschichte heranging. Zwar gibt es an der einen oder anderen Stelle offensichtliche Längen und auch der Geschichtsverlauf ist durch große Sprünge gekennzeichnet, doch die Botschaft bleibt klar. Als Pluspunkt lässt sich weiterhin die Italowestern Elemente identifizieren. Die Charaktere sind rau, dreckig, wortkarg aber doch keine so schlimmen Scheusale wie es in vielen anderen Western der Zeit üblich war. Meist lief etwas in ihrem Leben schief oder sie haben irgendwann die falschen Entscheidungen getroffen. So bleibt die Waage zwischen hartem Italowestern und amerikanischen Western stets ausgeglichen. Auch die Figur von Clint Eastwood ist daher eine Mischung aus dem namenlosen Revolverhelden der Dollar-Trilogie und ein wenig Gary Cooper. Stets Zigarillo rauchend, finster guckend, doch ebenso fähig für Reue sowie Heldenbewusstsein. Wenn Cooper also gegen seine einstigen Häscher vorgeht, dann können diese sogar Gnade von ihm erwarten. Die neun gesuchten indes, werden wenig originell präsentiert. Meist besteht ihr einziges Verbrechen darin, an dem vermeintlichen Tag dabei gewesen zu sein. Als sich die Hälfte auflöst, beschließen sie sogar Cooper endgültig den Gar auszumachen, ohne dabei zu bedenken, dass aus versuchtem Mord nun Mord werden würde. Die Haftbefehle würden also bleiben.

Neben der Geschichte um Recht und Ordnung, bietet "Hängt ihn höher" auch ein paar andere interessante Aspekte. So sind schwarze die Aufseher des Gefängnisses oder es wird eine kurze komplette Gerichtsverhandlung mit Jury gezeigt. Nimmt man all diese Aspekte zusammen, ergibt sich ein wunderbares Gesamtbild eines klassischen Western, der durchaus als Klassiker gelten kann. Auch die Musik sorgt für eine passende Stimmung. Weniger gelungen sind allerdings die verschiedenen Kulissen. Zwar können diese überzeugen und geben ein gutes Bild ab, doch weite Aufnahmen von Prärie oder Steppe fehlen. Auch wirkt die Stadt rund um Richter Fenton ein wenig zu neu und unverbraucht.

Clint Eastwood kann nahtlos an seine genialen Auftritte als namenloser Anti-Held aus der Dollar-Trilogie anknüpfen und zeigt sich wieder von seiner besten Seite. Zwar dauert es etwas bevor er den Stern an die Brust heften kann, doch von da an ist er in seinem Element. Stets den Hut etwas schief, eine Zigarillo im Mundwinkel sowie wortkarg und unnachgiebig. Eastwood gibt einen coolen Cowboy ab, der sich von nichts und niemanden aufhalten lässt, nicht mal vom Tod. Neben Eastwood, kann sich nur noch Pat Hingle, vielen bekannt als Commissioner James Gordon aus "Batman", als Richter Fenton von seiner guten Seite zeigen. Die innere Zerrissenheit die sein Charakter verlangt, meistert er mit einer spielerischen Leichtigkeit. Mal aufbrausend, dann aber auch wieder reumütig, ja sogar verletzt. Interessant ist noch ein kleiner Kurzauftritt von Dennis Hopper als wahnsinniger Gefangener, der sich leider gegen einen Marschall stellt.

Fazit

Clint Eastwoods Rückkehr nach Amerika hätte kaum erfolgreicher verlaufen können. Zwar kehrte er schnell zum Western zurück, doch die Entscheidung war die richtige. Unter der Regie von Genre-Profi Ted Post, wurde "Hängt ihn höher" ein einzigartiger und in erster Linie auch klassischer Vertreter des Western, der aber durch seine vielen Eigenheiten Überzeugen konnte. Die Frage nach Gerechtigkeit wurde nie mehr beleuchtet als durch Marshall Jed Cooper. Noch im selben Jahr veröffentlichte Clint Eastwood auch den Agenten-Thriller "Agenten sterben einsam", der ihn für immer zum absoluten Star machen sollte.

Kritik: Thomas Repenning

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