Autorin und College-Professorin Elle hat sich gerade erst von ihrer 35 Jahre jüngeren Freundin getrennt, als unversehens ihre Enkeltochter Sage auf der Matte steht und sie bittet, ihr 600 Dollar für eine Abtreibung auszulegen. Leider ist Elle gerade gar nicht flüssig, und da die Zeit drängt, brechen sie und Sage auf zu einer Tour durch Elles Freundeskreis, bzw. dem, was davon nach allerhand offenen Worten noch übrig ist, um sich den notwendigen Zaster dort Stück für Stück zusammen zu borgen. Dabei kommt es zu unerwarteten Begegnungen.
Mit der Comedyserie „Grace & Frankie“ feierte Darstellerin Lily Tomlin an der Seite der Hollywood-Legende Jane Fonda ein kleines Comeback. Zu vor war Tomlin zwar nicht untätig, wirklich in den Fokus der Öffentlichkeit, in dem sie in den 1980ern und auch in Teilen der 1990er Jahren agierte, stand ich seit einigen Jahren aber nicht mehr und eigentlich scheint die 1939 geborene Darstellerin daran auch eigentlich nicht interessiert zu sein. Sie ist eine Schauspielerin, die für ihre Rollen lebt, nicht für den Rummel der Filme oder den Hall von Klatsch und Tratsch.
Mit „Grandma“ kehrt Tomlin, die auch als Autorin und vor allem Komikerin aktiv ist, nach langer Pause (stolze 27 Jahren) wieder als Hauptdarstellerin in einem Film zurück. Als früher gefeierte Poetin Elle, die sich gerade von ihrer Jüngerin Freundin getrennt hat und immer noch den Tod ihrer langjährigen Ehefrau verarbeitet, hilft sie ihrer18jährigen Enkelin Paige dabei, innerhalb weniger Stunden 600 US-Dollar aufzutreiben, damit sich diese einer Abtreibung unterziehen kann. Daraus resultiert eine in sechs Kapiteln unterteilte Reise durch das Mikrokosmos von Elles Vergangenheit sowie Gegenwart.
Regisseur Paul Weitz („About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“), der auch das Drehbuch schrieb, welches von Tomlins Erzählungen inspiriert sein soll, erschuf mit „Grandma“ eine weise, aber niemals starre Abhandlung über das Leben. Wenn die naive Paige und ihre resolute Großmutter Elle durch die verschiedenen Stationen abhaken, wird schnell klar, dass es im Leben kein Patentrezept für Glück und Zufriedenheit gibt. Es ist eine große Ansammlung von Niederschlägen und Höhepunkten und selbst im hohen Alter ist man nicht gefeit vor der Inbrunst des Lebens, sowie den Fehlern der Vergangenheit.
Dennoch ist „Grandma“ kein pessimistischer Film. Er zehrt auch nicht von der Phrase „Aus Fehlern lernt man“, aber er stellt allem Schlechten etwas Gutes gegenüber und zelebriert regelrecht die Ambivalenz des Lebens. Dass Elle und Paige dazu zwei Figuren sind, die sich erfrischend echt und ungekünstelt anfühlen, erhöht dabei nicht nur den launigen Ton der kurzweiligen Tragikomödie, sondern lässt „Grandma“ überdies auch nicht besserwisserisch oder überheblich erscheinen. Regisseur Weitz macht nie den Fehler seinem Publikum glauben zu machen, dass alles richtig wäre, was Großmutter und Enkelin auf ihrer Suche nach dem Geld widerfährt. Vielmehr ist es eine unaufgeregte, kluge wie gleichzeitig auch amüsante, aber niemals nur auf bloße Humoroffensive ausgelegte Studie, vorgetragen mit Charme, Melancholie und zuweilen auch einer deftigen, großen Klappe.
Fazit
Ein weiser Film, ohne das jemals wirklich heraushängen zu lassen, getragen von einer sensationellen Hauptdarstellerin: Willkommen bei „Grandma“ einer einnehmenden Abhandlung über das Leben vorgetragen mit großer Klappe und wohltuender Melancholie, die aber niemals zu einer unreflektierten, nostalgischen Huldigung wird,
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