{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Obwohl die Kneipe von Wirt Heikki im Corona-Lockdown geschlossen ist, öffnet er sie an einem Abend für seinen Freund Risto, der nach einer tragisch verlaufenen Schicht im Krankenhaus aufgelöst vor seiner Tür steht. Heikki selbst plagt wegen der Pandemie große finanzielle Not. Das Männerduo öffnet eine Weinflasche nach der anderen und spendet sich gegenseitig Trost. Die Konstellation wandelt sich abrupt, als unerwartet ein Fremder auftaucht, der sich partout weigert, die Bar wieder zu verlassen und vorgibt, auf die Geburt seines Enkelkindes zu warten. Misstrauisch wird er beäugt – erst recht, nachdem im Radio von einem Mord in der Gegend berichtet wird. Aber Heikki und Risto haben ganz eigene Geheimnisse…

Kritik

Zum Glück stehen nur selten die Umstände selbst im Vordergrund, unter denen  (Master Cheng in Pohjanjoki, Helsinki-Naples All Night Long) seinen neusten Film inszenieren musste. Oft bilden sie lediglich einen Rahmen, in dem drei Männer des nachts in geschlossener Gesellschaft zusammenfinden. Haupthandlungsort des neuen finnischen Spielfilms ist unkommentiert die Corona-Bar, das hauseigene Lokal der Kaurismäki-Brüder, welches sich in Eine Nacht in Helsinki zur vierten Hauptfigur entwickelt. 

Anders als das schweigsame Umfeld offenbaren sich die drei männlichen Hauptcharaktere als äußerst redselig und schildern einander in geselliger Therapiesitzung mit genügend Alkohol ihre kleinen und großen Problemen. Da ist der Barbesitzer Heikki (), der in finanziellen Nöten steckt, der von Krisen gezeichnete Arzt Risto () und ein geheimnisvoller Fremder (), die sich ausführlich von persönlichen Lebensabschnitten erzählen und eine Gemeinschaft in pandemiebedingter Einsamkeit suchen. Dass sich Dialoge und Monologe dabei ganz ohne Drehbuch entwickeln und die Darsteller zu Beginn der Dreharbeiten nur grobe Charakterisierungen ihrer Figur verinnerlicht hatten, sorgt für eine authentische, zuweilen fast schon dokumentarische Beobachtung. 

Die angesprochenen Themen sind so vielfältig wie das Sortiment an Spiritousen, reichen von persönlichen Geschichten und privaten Auseinandersetzungen bis zu grundlegenden philosophischen Diskursen wie dem Freiheitsbegriff, dem Helden-Ethos oder der Frage nach der Schuld. Kaurismäki verzichtet auf eine ausgewalzte Geheimniskrämerei, lässt seine Figuren lieber miteinander sprechen. Er reizt die einfachen Kniffe seiner Erzählung, einer der drei ist ein gesuchter Mörder, nicht aus, sondern versucht, die Menschen dahinter auszukundschaften. Eine Nacht in Helsinki ist, auch wenn es sich in mancherlei Werbetexten anders liest, mehr Charakterstudie als Whodunit. 

Dementsprechend gespannt und konzentriert fängt die Kamera die Mono- und Dialoge der wenigen Figuren in unaufgeregten Bilder ein. Die Einzelschicksale bieten indes keine inhaltlich bahnbrechenden Dimensionen, aber durchaus reizvolle und differenzierte Gedanken, die bei längerer Spielzeit noch tiefschürfender hätten behandelt werden können. So überwiegt der Eindruck eines geselligen Aufeinandertreffens, das sich viele Themen auferlegt, aber nicht allen nachgehen kann. Ahnlich wie in einem natürlichen Gespräch. 

Das Setting des verlassenen Lokals wird einerseits zur eingeengten Quelle verdrießlicher Einsamkeit, birgt andererseits aber auch seine ganz eigene Heimlichkeit, die nur durch eine ungelenke Feierszene aufgebrochen wird. Beginnt der Film in solchen Szenen und gegen Ende seiner Erzählung weiteren Figuren Zutritt zu der Bar zu erlauben, verflüchtigt sich der Fokus der Geschichte eilig und nachfolgende Dialoge verlieren ihren Bann. 

Fazit

„Eine Nacht in Helsinki“ ist ein dialoglastiges Zusammentreffen dreier Männer in einer vereinsamten Bar. Ein Kammerspiel, welches der Reflexion eigener Lebensabschnitte und philosophischen Aussprachen mehr Zeit einräumt als einer anfänglichen Kriminalgeschichte. Der Film interessiert sich für Einzelschicksale inmitten einer Pandemie und gleichzeitig für Geselligkeit in besonders verschlossenen Momenten. Unaufgeregt erzählter, nicht immer zugkräftiger, aber durchweg authentisch gespielter Einblick in nächtliches Treiben.

Kritik: Paul Seidel

Wird geladen...

×