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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Geschwister Hannah und Timotheus, die in einer streng evangelikalen Freikirche in Deutschland aufwachsen, stehen zwischen Glauben und Selbstfindung. Hannah hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt, doch als sie sich in den neu zugezogenen Nachbarsjungen Max verliebt, gerät ihre Überzeugung ins Wanken. Ihr Bruder Timotheus ringt mit seiner sexuellen Identität und sucht verzweifelt nach „Heilung“, weil er glaubt, seine Liebe zu einem Schulkameraden Sünde sei. Beide stehen vor der Entscheidung, den Erwartungen ihrer gläubigen Eltern zu folgen oder ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen.

Kritik

Teenager warten gespannt in einer Club-Halle auf die Show. Scheinwerfer beleuchten die Bühne, Jubel bricht aus, ein Performer tritt vors begeisterte Publikum. Doch was wie ein Rock-Konzert aussieht, ist ideologische Indoktrinierung. Der Mann mit dem Mikro ist kein Popstar, sondern Prediger; gegen Rauschmittel, sexuelle Kontakte und vor allem gegen das, was gerade jungen Menschen meist am wichtigsten ist: Selbstbestimmung. Jene sei nur ein Freibrief zur Sünde in einer verkommenen Welt ohne Werte und moralische Grenzen. 

Diese setzen der Herrgott und Jesus Christus. Aber da beide sich eher selten blicken lassen, macht auf Erden das für sie die Kirche. Diejenige, die Frauke Lodders (Unzertrennlich) in ihrem aufrüttelnden Spielfilm-Kinodebüt abbildet, steht nicht etwa in den USA, wo das Publikum christliche Hardliner wie die jugendliche Protagonistin und ihre Familie erwartet, sondern in einer deutschen Kleinstadt. Auf den ersten Blick scheinen Hannah (Flora Li Thiemann, Der Greif), und ihr fast gleichaltriger Bruder Timo (Serafin Mishiev, Nackt über Berlin) bedrückend normal.

Doch der rationale Firnis ist so dünn wie die liebevolle Fassade. Vater David (Mark Waschke, Tatort: Am Tag der wandernden Seelen) kontrolliert die Kinder mit körperlicher und seelischer Gewalt, die alle Vier psychisch tief geprägt hat. Die älteren Geschwister im Fokus der unsentimentalen Story sind zu schwerwiegend geschädigt, um ihrem toxischen Umfeld aus eigener Kraft zu entkommen. Nach außen hin fromme Vorbilder, stürzt die erste Verliebtheit beide in existenzielle Zweifel - nicht an der ihnen eingetrichterten Lügenlehre, sondern ihrem menschlichen Wert und Seelenheil. 

Für Hannah öffnet die von ihrem Vater als Missionierung initiierte Freundschaft zu Max (Michelangelo Fortuzzi, WatchMe Sex sells), der mit seiner kürzlich verwitweten Mutter ins Nachbarhaus gezogen ist, eine Tür in eine Welt ohne drakonische Verbote, Fremd- und Selbstverdammung. Sie zu durchtreten erfordert mehr als Max‘ verzweifelten Kampf gegen den geschlossenen Kreis der Gemeinde. Deren sektenartige Strukturen schaffen erst den radikalen Rahmen für die Manipulation durch Krisen erschütterter Gemüter wie Max‘ Mutter und emotionale Misshandlung der tragischen Titelfiguren.

Fazit

Basierend auf intensiver Recherche in evangelikalen Gemeinden in Deutschland eröffnet Frauke Lodders eindringliches Langfilm-Debüt einen beklemmenden Blick in den inneren Kreis familiären Fundamentalismus. Jener eskaliert die destruktive Demagogie, die in einem nur scheinbar säkularen Staat erschreckend etabliert ist. Auch wenn die Verknüpfung der allzu exemplarischen Schicksale der jungen Hauptfiguren mitunter zu konstruiert scheint, verleihen starkes Schauspiel und der reale Hintergrund dem Geschehen emotionale Integrität. Ein alarmierend aktuelles Drama, ohne falsche Hoffnung: auf Gott oder Gesellschaft.

Kritik: Lida Bach

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