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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Kanada 1898. Emily Meyer will mit einer Gruppe deutscher Einwanderer quer durchs Land zu den kürzlich entdeckten Goldfeldern in Dawson reisen. Der Weg führt über 2.500 Kilometer durch unwirtliche, unbewohnte Wildnis. Die Strapazen zerren an den Nerven der Reisenden, die Konflikte eskalieren. Emily findet im undurchsichtigen Carl einen Verbündeten. Sie weiß genau: Eine Rückkehr in ihr altes Leben kommt nicht in Frage.

Kritik

Alles fängt mit naiven und hoffnungsvollen Vorstellungen der Migranten an. Laser (Peter Kurth), der Expeditionsleiter, macht es ganz einfach: Man zieht sechs Wochen lang durch die Wildnis Kanadas, natürlich ganz ohne Probleme, da der Reiseleiter alles genau geplant hat, und am Ende wartet das Gold. Symbolhaft streckt er die Hand Richtung Reisende aus und zeigt ihnen einen Gold-Nugget, den sie voller Bewunderung anstarren. Genau die Motivation, die scheinbar gescheiterte Existenzen brauchen, um dieses Risiko einzugehen. Unter ihnen befindet sich auch Emily (Nina Hoss), eine scheinbar starke Frau, die ohne männliche Begleitung die Reise antritt, was nicht von allen Reiseteilnehmern kommentarlos hingenommen wird. Ein Ehepaar, das ihr Restaurant verkauft hat, ein Mann, der seine Familie aus dem Drecksloch holen möchte, in dem sie im Moment leben, ein Reporter, der die Reise nur antritt, um darüber zu schreiben und ein „Cowboy“ (Marko Mandic), der für die Pflege der Pferde zuständig ist, gehören auch noch zum Trupp. Das ist die Ausgangssituation und die Geschichte entfaltet sich von da an – hin zu einem Überlebenskampf in der Wild- und Ödnis Kanadas, immer mit dem Ziel die Goldgebiete rund um den Klondike-River zu erreichen.

Von den naiven, schönen und hoffnungsvollen Wunschvorstellungen am Anfang geht die Tendenz immer mehr Richtung karger, hoffnungsloser Realität, die von der kanadischen Wildnis und ihren Gefahren ausgeht. Thomas Arslan, in seiner Funktion als Filmemacher, schafft es nun auf vielen Ebenen genau diese Entwicklung dem Zuschauer zu zeigen und in den besten Momenten des Films dem Zuschauer dies spüren zu lassen. So bestaunt man zu Beginn des Films die wunderschöne Natur und die herrlichen Bilder Kanadas, die der Film massenweise produziert. Im Verlauf aber nehmen diese Bilder eine ganz andere, ganz neue Funktion ein. Sie zeigen dem Zuschauer die unfassbare Weite und schwer zu fassende Ödnis eben dieser Wälder, Steppen und Berge, die vor den Reisenden liegt. Man wird von dieser quasi erschlagen und sieht kein Ende vor sich. Hinzu kommt ein psychedelischer Soundtrack, ein recht monotones E-Gitarren Riff, das sich ständig wiederholt (gerade in den langen und ständigen Reitszenen) und somit auch die ständigen bildlichen Wiederholungen und monotonen Abläufe hervorragend begleitet. Als Zuschauer leidet man mit und fühlt sich ähnlich bedrängt von der Ödnis, wie die Protagonisten. An denen wird die Entwicklung natürlich am besten deutlich, nicht nur weil sich die Zahl der Reisenden mit der Zeit verringert, was natürlich abzusehen war, sondern auch an dem Zustand ihrer Kleidung und der Gesichter. Mit der Zeit verschwindet die Hoffnung immer mehr aus ihrer Haltung, aus der Mimik und Gestik und je weiter der Film und die Reise voranschreitet, desto mehr zeigt sich das Leiden und die Strapazen ihrer Reise auch in ihrer äußeren Erscheinung.

Interessant ist zudem, wie Arslan die Genregeschichte des Western zitiert und mit ihr in den Dialog tritt, indem er sie konterkariert und Genreklischees abwandelt. Zitate, wie Indianer, die immer wieder auftreten, um dem Treck den richtigen Weg zu weisen, natürlich nicht ohne Geld zu verlangen oder Kopfgeldjäger die den Treck verfolgen, um eine Person zu stellen, die scheinbar Probleme aus der Vergangenheit mit auf Reisen genommen hat, begleiten den Film ohne wirklich in den Vordergrund zu treten. In den Dialog tritt er dann, wenn er typische Werte der Berliner-Schule, wie zum Beispiel den sehr biederen Dialog, mit der Abwesenheit eines verwobenen Plots kombiniert. Auch der Showdown wird dann nicht, wie in „High Noon“ Manier, zelebriert, sondern findet nach einigen Schnitten auch sehr schnell sein Ende.

Der Film macht es sich nicht zur Aufgabe eine „große Story“ zu erzählen. Heldengeschichten, Rachegeschichten oder sonstige Western-Klischees wird man vergebens suchen. Der Film befreit sich vielmehr von solchen erzählerischen Zwängen, um sich der Psyche seiner Charaktere, aber auch zu einem kleinen Teil der Psyche der Zuschauer zu verschreiben. Auch überschwängliche oder pathetische Emotionalität sind nicht Teil der Geschichte, denn die Charaktere wirken eher kühl, abweisend und gleichgültig. Das ist aber durchaus ihrer Situation geschuldet, lässt aber den Sinn einiger Momente im Film hinterfragen.

Fazit

Thomas Arslans Gold ist ein Highlight der diesjährigen Berlinale gewesen. Nina Hoss stellt ihre schauspielerische Klasse mal wieder unter Beweis und Marko Mandic zeigt, dass er zu den ganz großen neuen Gesichtern des europäischen Kinos gehört. Der Film schafft es auf vielen Ebenen die Entwicklung seiner Charaktere zu zeigen und diese mit dem Zuschauer zu teilen. In wunderschönen und immer mehr zur Ödnis tendierenden Bildern, spielt Arslan mit dem Western und zeigt eine sehr nüchterne und vielleicht auch deutsche Version dieses Genres. Ein rundum gelungener Film, den man in Ruhe und am besten auf der großen Leinwand genießen sollte. Bei solchen Filmen merkt man doch, dass das deutsche Kino noch zu leben scheint...

Kritik: Patrick Thülig

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