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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Polarnacht am Rande des Eismeers - zwei Monate übersteigt die Sonne nicht den Horizont. Inmitten von Schnee, Eis und Dämmerung startet eine deutsche Auswandererfamilie den Neuanfang: Niels, Maria und Sohn Markus. Schon nach kurzer Zeit spüren Niels und Maria, dass auch das neue Umfeld die erkaltete Beziehung nicht retten kann: Niels stürzt sich in die Arbeit als Ingenieur und beginnt eine Affäre. Maria schiebt Überstunden im Hospiz und Markus muss an der Schule seinen Platz finden. Aber dann passiert in einer eisigen Nacht ein schrecklicher Unfall, der alles in Frage stellt...

Kritik

Die düstere Seite (zumindest zeitbedingt) Norwegens als letzter Versuch, eine tote Ehe (und Familie) wiederzubeleben scheitert grandios. Papa findet wieder was zum Vögeln, Sohnemann entfremdet sich noch weiter von seinen uninteressierten Erzeugern und Mama kann nicht Autofahren. Also ganz grob.

Stop. Das hat der Film natürlich nicht verdient. "Gnade" von Matthias Glasner ("Der freie Wille") ist einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre. Vor einer schönen wie melancholischen Kulisse wird eine schon erfrorene Ehe und tiefgekühlte Leidenschaft dargestellt, die ausgerechnet durch den persönlichen Super-Gau wieder entflammt. Bitter, irgendwie befremdlich, dadurch so echt, nachvollziehbar und real. Du findest in der größten Not das wieder, was du eigentlich immer hattest, schon vergessen hast, nicht mehr wolltest und jetzt wieder beginnst zu schätzen. Manchmal bedarf es extremer Situationen, um aus einer Lethargie zu erwachen. Das erzählt "Gnade", aber noch viel mehr. Dem Titel angemessen.

Was ist besser? Seine dunklen, ungeliebten Geheimnisse ewig im Verborgenen zu halten oder kurz durch die Brennnesseln zu laufen? Es wird wehtun, vielleicht stolperst du und bleibst drin liegen, es wird schwer, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Das thematisiert der Film, und er macht es verdammt gut. Manche Fehler lassen sich nicht wieder gut machen. Sie können totgeschwiegen werden, bis in alle Ewigkeit, aber du selbst wirst sie nie zum Schweigen bringen. Am Ende fragst du dich, hätte ich nicht besser reinen Tisch gemacht? Komme was wolle, aber ich bin mit mir im Reinen. Eine schwere Frage, die sich vielleicht jeder irgendwann in seinem Leben stellen muss. Den tonnenschweren Rucksack mit sich rumschleppen, auf die Gefahr hin, dass er irgendwann reißt...oder selbst wenn nicht? Ist das besser? Konsequent zu dem stehen, was schon geschehen ist, lieber an eine (hoffentlich) bessere Zukunft denken, als an der befleckten Gegenwart festhalten. Das behandelt "Gnade" und tut es dabei so authentisch und wunderbar charakterisiert (und gespielt!), dass dieser Film weit über dem üblichen (und besser beworbenen) Output der deutschen Kinolandschaft steht, die von massentauglicher Unterhaltung geprägt ist. Hier werden echte Figuren zur persönlichen, emotionalen Schlachtbank geführt, berührend, verständlich, empathisch. Jeder muss/kann sich die Frage stellen, wie er selbst entscheiden würde. Die Schuldfrage stellt sich hier nicht, nur der Umgang mit ihr. Das ist letztendlich auch wichtig.

Fazit

Großes Charakterkino aus der Heimat, wunderbar ruhig inszeniert und exzellent gespielt, nur etwas zu lang. 130 Minuten sind wirklich nicht nötig und leichte Längen nicht auszuklammern. Dennoch, am Ende bewegt und regt der Film zum Nachdenken an, hat eine große Schlusssequenz (ganz leicht an "Mystic River" erinnernd) und zeigt die Qualität deutscher Filme, wenn nicht die blanken Zahlen im Vordergrund stehen. Toll!

Kritik: Jacko Kunze

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