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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Kurz vor Beginn der Regenzeit verschwinden die Hochhäuser Tokyos immer öfter in dunklen, schweren Wolken. An solchen regnerischen Morgen schwänzt Oberschüler Takao die Schule, um die Ruhe im Pavillon eines idyllischen Parks zu genießen. Abgeschottet von Lärm und Hektik der Großstadt begegnet er dort einer Frau, die ihren Job ebenfalls nicht allzu ernst zu nehmen scheint. Während Takao davon träumt, Schuhmacher zu werden und Entwürfe zeichnet, verbringt die seltsame Unbekannte die regnerischen Vormittage im Pavillon mit Alkohol und Schokolade. Inmitten ihrer einsamen Insel nähern sich die beiden an und warten bald ungeduldig auf Regentage, damit sie sich erneut begegnen können. Doch es dauert nicht lange, bis die heiße Sommersonne die dicken Wolken über Japan zu verdrängen droht …

Kritik

Nachdem der japanische Meister des Melodrams, Makoto Shinkai, sich in seinem letzten Projekt „Children Who Chase Lost Voices“ („Hoshi o Ou Kodomo“) in etwas abenteuerlichere Gefilde begab und sowohl Presse als auch Fans mit einem dezenten Gefühl der Enttäuschung zurückließ, wandelt er in „Garden of Words“ („Kotonoha no Niwa“) wieder auf wohl bekanntem Terrain. Dass der 41-jährige sich mit äußerst schlichten (und dadurch sehr realistischen) Charakteren, distanzierter und unmöglicher Liebe, Hoffnung, Verlust und der damit einhergehenden Melancholie schon immer am besten auszudrücken wusste, ist kein Geheimnis. Vorgeworfen wird dem Japaner sogar, sich in seinen Filmen immer nur auf das gleiche Thema und eine bestimmte emotionale Bandbreite zu fokussieren. Und obwohl diese Kritik nach den bisher fünf Filmen Shinkais absolut zutrifft (selbst das wildere „Children Who Chase Lost Voices“ versprühte diese typische Shinkai-Melancholie), weiß sich Shinkai mit diesen Themen so gut auszudrücken und diese auf die Leinwand zu projizieren, wie kein Zweiter. Da muss man sich fragen, ob es denn wirklich so schlimm wäre, wenn sich Shinkai nie aus seiner Comfortzone herauswagt und weiter nur jene emotionale Geschichten erzählt, in denen er sich am wohlsten fühlt, wie beispielsweise in „Garden of Words“.

Wie schon in der melodramatischen Perle „5 Centimeters per Second“ fallen auch in „Garden of Words“ die Hauptcharaktere Takao und Yukino fast schon zu simpel aus, was jedoch exakt der Grund ist, weshalb sie so realitätsnah wirken. Wie es Shinkai vollbringt so viele Facetten seinen Charakteren in nur 46 Minuten mithilfe von Mimik und Gestik zu verleihen ist äußerst beeindruckend. Wie sich Yukino beispielsweise nach einem stress- und anstrengungslosen Tag im Park seufzend auf ihr Bett fallen lässt, sagt mehr über ihre lebenssatte Depression, als es so mancher Dialog je könnte. Trotz schlichter Handlung und unkomplizierter Charakterzeichnung, mangelt es den beiden Hauptcharakteren keineswegs an Tiefgang. Takao, der fast schon fanatisch seinem Traum, Schuhmacher zu werden, hinterherhechelt, Geld, Energie und Zeit in seine Ambitionen pumpt und in seiner ungewöhnlichen Blase lebt, die er sich erschaffen hat, in welcher so standardisierte Prioritäten wie „Schule“ keinen Platz haben. Yukinos Beruf als Lehrerin, die sie hingegen täglich in die Schule führt, entpuppte sich als Alptraum, ihr soziales Leben ist ein einziges Desaster, ebenso verhindern ihre daraus resultierende Unsicherheit und ihre Sozialphobie jegliche Fortschritte im Leben. Takao und Yukino, die beide an regnerischen Tagen immer die Schule schwänzen, begegnen einander im Park und entwickeln eine seltsame platonische Beziehung, wobei Yukino beichtet, dass sie das „Laufen“ verlernt habe, auf ihre hilflose Unfähigkeit im Leben voranzukommen verweisend. Dass Takao ihr Schuhe herstellen möchte, in denen sie wieder „gerne läuft“, ist wiederum seinem Traum Schuhmacher zu werden, dienlich. Takao nimmt, in seiner doch relativ offensichtlichen Podophilie, Maß an Yukinos Fuß und es entsteht eine melancholische und doch herzerwärmende Symbiose zwischen dem 15-jährigen Schüler und der 27-jährigen Lehrerin.

Neben seinen melodramatischen Handlungen über „einsame Trauer“ und „distanzierte Liebe“, haben seine Filme außerdem noch eines gemeinsam: Animationen, die so wunderschön aussehen, dass einen das Gefühl beschleicht, der Schönheit seiner Bilder mit Worten nicht gerecht werden zu können, gleichgültig wie hoch man nach adjektivischen Superlativen greift. Sie sind unbeschreiblich schön, jeder Frame ein Wallpaper für sich. „Garden of Words“ markiert definitiv Shinkais Höhepunkt in seiner Karriere als Animator und kann mit gutem Gewissen als bis dato schönster Anime bezeichnet werden. Die einzigen Konkurrenten wären Shinkais ältere Werke (allen voran „5 Centimeters per Second“), doch stiehlt sich „Garden of Words“ dank seinen überwältigenden Wetter-Animationen auch hieran vorbei. Der Regen nimmt sowohl in der Handlung als auch in der Optik eine äußerst wichtige Rolle ein, sodass Shinkai die zu Boden fallenden Regentropfen zu einem Hauptcharakter befördert. Jeder Regentropfen wirkt wie ein Teil einer größeren Choreographie. Die hektische und belebte Innenstadt Tokios und die idyllisch-ruhige, aber nicht weniger lebendige Atmosphäre im Park lassen einen grandiosen Kontrast entstehen, sodass alles, in Kombination mit dem tollen Piano-Score von Daisuke Kashiwa und den emotionalen Off-Texten von Takao und Yukino, zu einem Werk der puren Poesie fusioniert.

Ebenfalls erwähnt werden sollte hier der Song "Rain" am Ende des Films von Motohiro Hata, der den Film schön poppig abrundet und die Stimmung des Films gut einfängt.

Fazit

Aufgrund der ähnlichen Stimmung und der emotionalen Bandbreite wäre ein Vergleich zwischen „5 Centimeters per Second“ und „Garden of Words“ durchaus gerechtfertigt. Und obwohl Shinkais aktuellster Film mit anbetungswürdigen Animationen prunkt und mit tollen Charakteren und viel Tiefgang besticht, fehlt „Garden of Words“ dennoch das letzte Bisschen „Feels“, das dem Zuschauer den Kloß in den Hals treibt. Das klimaktische Ende zielt augenscheinlich auf eine emotionalere Reaktion des Zuschauers ab, dabei wird dem Anime vielleicht doch die etwas zu kurze Filmlänge zum Verhängnis, sodass es den Kürzeren zieht. Aber immerhin zieht es den Kürzeren im Vergleich zum Nonplusultra in Sachen „animiertem Melodram“, sodass behauptet werden kann, dass Shinkai sich mit „Garden of Words“ erneut übertroffen hat und das tut, was er am besten kann: Den Zuschauer in einem Rausch der traurig-schönen Melancholie versinken lassen. Wer auch nur ansatzweise mit einer gut geschriebenen Romanze etwas anfangen kann, sollte sich „Garden of Words“ auf keinen Fall entgehen lassen. Wer Liebesgeschichten und audiovisuelle Poesie nicht ausstehen und die Nicht-Existenz von Explosionen, Mechas, Dämonen und 12-jährigen Schulmädchen mit Monster-Brüsten nicht akzeptieren kann, dem sei dieser Anime abgeraten.

Kritik: Kadir Güngör

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