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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Er hat keinen Namen. Er braucht keinen Namen. Denn er ist schlicht und ergreifend der Gangster No. 1. Als sein ehemaliger Boss nach 30 Jahren aus dem Knast entlassen wird, tut er alles, um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Schließlich hat er selbst damals den Mann verraten, dem er seinen Aufstieg zu verdanken hat. Doch bald schon muß er schmerzlich feststellen, daß Vergebung nicht im Sonderangebot erhältlich ist.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Der König ist tot – lang lebe der König!“

Mit seinem gerade mal zweiten Spielfilm nach dem Episodenstück The Acid House (1998), gelang es dem damals erst 36jährigen Regisseur Paul McGuigan (Lucky # Slevin), ein wahrhaftes Monstrum von Film auf die Beine zu stellen, obwohl von den Grundvoraussetzungen eher kleinere Brötchen gebacken werden. Die Geschichte von Gangster No. 1 gewinnt auf dem Papier sicherlich keinen Innovativität-Preis, handelt es sich doch um die altbekannte Rise & Fall Story eines aufbrausendem Emporkömmlings. Wie einst Henry Hill in Martin Scorsese’s Jahrhundertfilm GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia gelingt dem hier namenlosen Protagonisten (in seiner ersten größeren Rolle: Paul Bettany, WandaVision) im London der späten 60er Jahre einen Fuß in die Tür des organisierten Verbrechens zu bekommen, um sich fortan mit zunächst euphorischem, später aber nur noch krankhaft-manischem Ehrgeiz bis an die Spitze der Organisation vorzuarbeiten. Dabei geht er im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen und macht auch vor seinem Mentor und Förderer Freddie Mays (David Thewlis, Enola Holmes 2), dem „Schlächter von Mayfield“, keinen Halt. Ganz im Gegenteil, begehrt er doch alles, was Freddie verkörpert. Und womöglich sogar viel mehr als nur das.

„Und da waren wir nun, hochelegant, viel zu schade für dieses vergammelte Lumpenpack!“

Schnell wird der Protagonist zum besten Pferd im Stall von Freddie. Ein Vollstrecker, skrupellos und ohne jeden Anflug von Menschlichkeit. Ein ideales Werkzeug, wenn es darum geht ein Ausrufezeichen zu setzen. Dabei erkennt niemand, was für eine Bestie dadurch großgezogen wird. In Freddie’s Windschatten blüht und gedeiht nicht nur das Ego der angehenden Nummer 1, exponentieller wächst sogar sein Wahnsinn. Die unbändige Eifersucht auf seinen Brötchengeber. Seines Status, seiner Luxusgüter, seines Lebensstils. Aber das Materielle, das Offensichtliche scheint bei Gangster No. 1 nicht die erste Geige zu spielen. Die Bereitschaft zum endgültigen Königs-Putsch – auch wenn er letztendlich nur durch bewusste Passivität stattfindet – wird erst manifestiert, als es zwischen Eddie und seiner neuesten, scheiß-dürren Braut (Saffron Burrows, Deep Blue Sea) droht ernst zu werden. Unser empathisch völlig unterernährter Soziopath sieht seinen Rivalen scheinbar nicht in Freddie, sondern in ihr. Seine Eifersucht, sie ist wahrhaftig nicht materieller Natur – es scheint wie eine verschmähte Liebe. Mit Frauen hat er offensichtlich nichts am Hut und erst als Freddie eben so eine ihm vorzieht, ist er bereit, sein Idol um jeden Preis über die Klinge springen zu lassen. Ist das noch Zufall, mehr als nur Subtext oder ist Gangster No. 1 eigentlich eine zynische Tragödie über eine verleugnete, homosexuelle Wunschbeziehung, die in dieser knallharten Männerwelt natürlich nie laut ausgesprochen werden kann?

„Liebe macht fett…Schwuchtel!“

Oberflächlich vielleicht wirklich ein GoodFellas aus der Gosse, praktisch aber weit mehr als das. Kompakt, kantig und mit der rohen Energie einer abgesägten Schrotflinte. Die Impulsivität der Hauptfigur wird durch die wuchtige Inszenierung von Paul McGuigan nur noch verstärkt, die mit cleveren Schnitten und Kameraperspektiven dem Ganzen nur noch mehr Impact verleiht. Dieser ganze Film fühlt sich durchgehend an wie ein brodelnder Vulkan, der irgendwann schier unkontrollierbar ausbricht. Während David Thewlis und Saffron Burrows ihre Rollen sowohl in den 60ern als auch 30 Jahre später verkörpern, bekommt der Protagonist zwei Darsteller spendiert. Neben dem beängstigend guten Paul Bettany darf Malcolm McDowell (Caligula) sich hemmungslos austoben und begibt sich mit seinem wüsten Spiel in die Grauzone zwischen Genie und Unsinn. Natürlich droht das in dieser bewussten Intensität gnadenlos zu kippen, zahlt sich aber am Ende unwahrscheinlich beeindruckend aus. Es gelingt eine glaubhafte Transformation von Bettany zu McDowell, während die anderen Darsteller quasi „in ihren Rollen bleiben“. McDowell erscheint wie das Resultat der ganzen aufgestauten Wut, des Wahnsinns, dieser unbändigen Rastlosigkeit, die den Protagonisten auch äußerlich völlig verzerrt hat. Obwohl er längst alles besitzt, was auch sein Vorgänger hatte. Es sogar krampfhaft erhalten hat, wie ein Museum oder sogar den eigenen Sarkophag („Schön, was du aus der Wohnung gemacht hast.“). Sich daran – an diese Erinnerung – klammert, nur um sich Freddie irgendwann präsentieren zu können. Ihm zu zeigen, was ihm entgangen ist. Nicht nur durch den Knast. Um am Ende bitterlich zu realisieren, dass sich alle um ihn herum (wenn sich nicht gestorben sind) weiterentwickelt haben. Bis auf ihn, den ewig Gestrigen. Den Untoten. Für den es, als er es endlich realisiert, nur noch einen Ausweg gibt.

„Ich bin Superman. King , der beschissene Kong!“

Fazit

Ein unterschätztes und viel zu unbekanntes Meisterstück. Paul McGuigan’s vertwistete Räuberpistole „Lucky # Slevin“ wird ja gerne als ständiger Geheimtipp herangezogen, dabei ist das hier sein mit Abstand bester Film. Aus den beschränkten Möglichkeiten holen er und sein spielfreudiger Cast das Maximum heraus. Immer wieder und immer noch überraschend beeindruckend, intensiv und mit einem abgebrühten Selbstvertrauen vorgetragen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Kritik: Jacko Kunze

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