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Inhalt

Die jungen Briten Omar, Waj, Islam-Konvertit Barry und Faisal wollen aus sehr unterschiedlichen Gruenden in den Heiligen Krieg ziehen und es mit einem verheerenden Terroranschlag in London der westlichen Welt zeigen. Doch sie sind nicht die Schlauesten, und als Selbstmordattentaeter muss man ja auch gewisse Opfer bringen. Dann werden sie auch nach aus einem pakistanischen Ausbildungslager geworfen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Reichlich uneinig zeigte man sich im Jahre 2010 darüber, ob man Chris Morris' ersten Spielfilm Four Lions wirklich in die Kinos bringen sollte: Darf man sich wirklich über fundamentalistisch geprägten Terrorismus lustig machen? Hat der 11. September 2001 nicht mit Nachdruck bewiesen, dass uns das Lachen endgültig vergangen sein sollte? Und: Könnte ein Werk wie Four Lions nicht auch als massive Provokation aufgefasst werden und eine neue Welle des islamistischen Terrors initiieren? Grundsätzlich berechtigte Fragen, gerade in Bezug auf ein so sensibles und immerzu aktuelles Thema; und doch kann die Antwort folgerichtig nur lauten: Wenn wir beginnen, uns Gedanken darüber zu machen, worüber wir ein Schmunzeln verlieren dürfen und worüber nicht, wird der anvisierten Schreckensherrschaft verblendeter Gotteskrieger doch vollends in die Karten gespielt.

Und das wäre, nicht zuletzt für das ausbalancierte Gefühl innerer Sicherheit, mehr als kontraproduktiv. Macht Chris Morris, der als geistiger Vorreiter von entlarvender Satirikern wie Sascha Baron Cohen (Borat) gilt, sich aber wirklich über islamistische Selbstmordattentäter lustig? Diffamiert er sie in ihrer Überzeugung, so dass Four Lions tatsächlich als eine Art Affront für jede Terrorzelle auf dieser Welt wahrgenommen werden könnte? Nein, mit Sicherheit nicht. Man muss vielmehr sagen: Wahrscheinlich ist Four Lions einer der wenigen Filme, die sich wirklich akkurat mit dem Wesen des Dschihad auseinandergesetzt haben und aus der Komik, die den Film immer wieder gekonnt einholt, eine lähmende Tragik destilliert. In Wahrheit ist Morris daran interessiert, aufzuzeigen, auf welchen ideologischen Stützpfeilern dieser in der westlichen Kultur ausgetragene 'Heilige Krieg' wirklich basiert.

Im Zentrum der Handlung stehen die fünf, sagen wir, verwirrten Glaubensbrüder Omar (Riz Ahmed), Hassan (Arsher Ali), Barry (Nigel Lindsay), Waj (Kayvan Novak) und Faisal (Adeel Akhtar). Sie alle sind Teil der westlichen Kultur, sind hier geboren und wurden nachhaltig von der hiesigen Popkultur geprägt – und sehen sich nun dazu berufen, gegen genau die Zivilisation das Schwert (oder den Sprengstoffgürtel) zu erheben, aus der sie doch eigentlich entwachsen sind. Chris Morris zeigt die Männer immer wieder in einer possierlichen Buddy-Movie-Mentalität, was dem Film auch zu seiner wunderbaren, oftmals pechschwarzen Situationskomik verhilft. Dahinter steckt indes nicht die Intention, einzig und allein Posse mit den Hauptfiguren zu treiben - oder den Kontext zu verharmlosen -, sondern zu veranschaulichen, dass sich dieser Dschihad, in dem die eigentlich liebenswerte Gruppe involviert ist, aus Willkür, Machtphantasien, Lügen und Opportunismus erbaut.

Alle sind sie offenkundige Amateure, die einem Ruf folgen, der in seiner Essenz so widersprüchlich ist, dass es im Herzen weh tut, diese Männer auf ihrem Pfad in die Irreführung zu begleiten. Chris Morris setzt dabei auf – zumeist – ambivalente Charakterprofile, findet Menschlichkeit und (mehr oder weniger überzeugte) Verblendung. Hiram Johnson, ehemaliger Gouverneur von Kalifornien, sagte einmal: „Das erste Opfer des Krieges ist immer die Unschuld.“ Four Lions macht an dieser Stelle weitergehend deutlich: Das erste Opfer des Terrorismus ist immer die Wahrheit. Und dort verhallt das Lachen, welches Four Lions sonst so treffsicher auffächern konnte, denn der bittere Nachklang bleibt bestehen, in den Köpfen und Herzen der Zuschauer. Terrorismus hat und wird es immer geben – und er wird von vielen Menschen angetrieben, die denken, dass das Paradies eine riesige Wasserrutsche ohne Schlange vor dem Eingang wäre.

Fazit

Mit "Four Lions" hat Chris Morris einen wunderbaren Beitrag zum brisanten Thema kontemporärer Terrorangst abgeliefert. Dabei macht sich der Film zu keiner Zeit über die Vehemenz islamistischer Selbstmordattentäter lustig, sondern findet zwischen all der wunderbaren, schwarzen Situationskomik bedrückende Wahrheiten von überzeitlicher Beschaffenheit.

Kritik: Pascal Reis

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