1981 war vielleicht DAS Jahr für den US-Slasher, zumindest gemessen an seinem Output. Neben den bereits zweiten Teilen zu den allseits populären Halloween- und Freitag der 13.-Reihen erschienen schier endlose Einzeltäter mit mal mehr, mal weniger großem Impakt. Neben (zurecht) weniger prominenten Werken wie Graduation Day oder Terror Eyes – Der Frauenköpfer gesellten sich bis heute oftmals übersehene Perlen (Vor Morgengrauen), als auch damals nicht unbedingt wohlwollend aufgenommene, später aber zu wahren Kultklassikern erhobene Streifen wie Blutiger Valentinstag oder eben Die Forke des Todes, die seltsamerweise nicht zu einem eigenen Franchise ausgebaut wurden. Vermutlich begriff man auch damals noch nicht im vollen Umfang, was der Videotheken-Boom für das Genre bedeuten und ein zumindest halbwegs solides Franchise für eine jahrelange Goldgrube darstellen würde. Dafür bedurfte es noch nicht einmal eines zeitlosen Meisterwerks wie beispielsweise dem ersten Auftritt von Michael Myers. Sondern schlicht und ergreifend so einem markanten, nur punktuell aus der Masse herausstechenden Wüterich wie Die Forke des Todes, der seine zahlreichen Kritikpunkte mit einer unbedarften und nicht zuletzt ziemlich tollpatschigen, aber sympathischen Leichtigkeit nicht komplett, aber zumindest ausreichend genug aus dem Fenster wirft.
Krieg ist scheiße. Wissen wir. Krieg unbeschadet überleben und sogar gewinnen ist schon etwas besser, aber noch an der Front von der Liebsten per Post abserviert werden schmälert den persönlichen Triumph sicherlich erheblich. So ging es wohl auch dem bis zum Finale unbekannten Wehrdienstleistenden aus Avalon Bay, der dafür bei der Abschlusssause des Jahrgangs 1945 blutige Rache nimmt. Die untreue Ex-Geliebte und der frische Nebenbuhler werden noch im Frontoutfit aufgespießt – mit einer Mistgabel. Warum, wenn man denn auch ein Kampfmesser im Stiefel hat? Erfahren wir nie, scheinbar gab es da eine Spezialeinheit, um auf deutschen Bauernhöfen spontan für Ordnung zu sorgen und das eigene Material zu schonen. Infolgedessen findet 35 Jahre lang kein Abschlussball mehr statt und offenbar auch kein Mathematikunterricht, da alle im Jahr 1980 davon reden, dass dies seit 40 oder sogar „über 40 Jahren“ der Fall sei. Who cares, denn da der verbitterte Partymuffel von Bürgermeister (Lawrence Tierney, Reservoir Dogs) nun im Rollstuhl vor sich hin spannert und nichts mehr zu melden hat, ist wieder Party angesagt. Hoch die Tassen und auch der einst gehörnte Rächer mit der höchst unpraktischen Lieblingswaffe schnürt wieder die Kampfstiefel, auf das wieder unzüchtige Teenager durchlöchert werden dürfen.
-„Ich habe ein offenes Grab gefunden!“
-„Es ist offen!“
Ach, guck an. Nicht nur bei so einer Rambo III-würdigen Knaller-Schlussfolgerung schlägt der Blitzmerker-Tacho tief in den dunkelroten Bereich aus. Genre-Grobian Joseph Zito (Missing in Action) wird seinem Ruf als zünftiger und nicht gerade filigraner Grobmotoriker absolut gerecht und liefert hier Licht und Schatten des frühen US-Slasher-Kinos so präzise ab, dass es zwischen Blaupause und Parodie gleichzeitig pendelt. Die Dialoge sind zum Teil scheiß-dumm, die meisten Darsteller (als Sheriff hat es auf seine alten Tage tatsächlich Hitchcock-Veteran Farley Granger – Cocktail für eine Leiche & Der Fremde im Zug – hierher verschlagen, kann passieren) ein schlechter Witz, über den (modisch und stylisch) allgemeinen Grusel-Look der frühen 80er müssen wir eh nicht sprechen und was hier stellenweise für absurde Momente aufgefahren werden, spottet jeder Beschreibung. Der durch Abwesenheit des Chefs hauptverantwortliche Deputy und seine Flamme versuchen im Alleingang eines Serienkiller zu stellen, obwohl sie komplett hilflos durch die Gegend torkeln und Unterstützung jederzeit anforderbar wäre (nehmen wir mal an), zwischendurch tauchen immer mal wieder super-skurrile Nebencharaktere auf (Krämer Kingsley und sein primitiver Hinterzimmer-Knecht Otto) und es werden am laufenden Band völlig unsinnige Entscheidungen getroffen. Am Ende sucht der verwirrte Rosenkavalier mit seiner Forke noch Nazis unterm Sofa, aber was wäre auch passender?
Das ist natürlich alles himmelschreiender Unfug und mitunter auch recht klumpig vorgetragen, dafür ist der Entertainment-Faktor unbestreitbar. Gerade da sich der Film (vermutlich) relativ ernst nimmt und doch so unfreiwillig seltsam vor sich hin ruckelt, entstehen einige sehr amüsante Momentaufnahmen. Und zwischendurch gibt es richtig deftige Genre-Hausmannskost. Wenn der Prowler drauflosprowlert, heißt es nicht nur „Zack & weg“, da wird gnadenlos und genüsslich etliche Sekunden draufgehalten, was für damalige Verhältnisse extrem drastische Mordsequenzen sorgt. Für deren optische Pracht ist selbstredend der Godfather of Gore Tom Savini (Zombie – Dawn of the Dead) verantwortlich und liefert vielleicht einige seiner besten Arbeiten ab. In den entsprechenden Sequenzen wird der Film plötzlich sogar spannend und enorm atmosphärisch, wozu auch die (für so eine Produktion) überdurchschnittlich gute Kameraarbeit von Raoul Lomas und der abwechslungsreiche Score von Richard Einhorn Entscheidendes beizutragen hat. Obendrein birgt der Killer mit seinem individuellen Look und seiner Vorliebe für ein extravagantes Mordwerkzeug handfestes Potential für einen waschechten Serientäter. Absolut erstaunlich, dass dies nie in Angriff genommen wurde, selbst mit Verspätung.