So manche Remakes jagen uns bereits bei ihrer ersten Ankündigung einen Schauer über den Rücken, da sie quasi von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Neuinterpretationen zu Werken wie Oldboy oder Ben Hur beispielsweise, die man lieber ganz schnell wieder vergisst. Im Falle von Flatliners aus dem Jahre 1990 ist ein Remake aber gar keine so schlechte Idee. Joel Schumachers Thriller war seinerzeit ein absolut solider Film, dennoch gab es auch dort noch Luft nach oben. Zudem erlaubt die Zeitspanne von mittlerweile 27 Jahren eine tiefergehende Herangehensweise an die durchaus interessante Thematik, da die Medizin in dieser Zeit weiter fortgeschritten ist. Und auch die Tricktechnik in Hollywood erlaubt nun eine ansprechendere Visualisierung des Ganzen, was das Projekt in seiner Theorie durchaus legitim macht.
Niels Arden Oplev (Verblendung) ist diesmal für die Regie verantwortlich, geschrieben wurde das Drehbuch von Ben Ripley (Source Code). Herausgekommen ist ein uninspirierter Horror-Thriller, der sich zu sehr auf seiner Vorlage ausruht, über die ordentliche Spielfilmzeit von 110 Minuten mit einem unbefriedigenden Pacing kämpft und zudem zahlreiche inhaltliche Probleme aufweist.
Während das Original mit einer Reihe angesagter Stars wie Kiefer Sutherland, Julia Roberts und Kevin Bacon punkten konnte, die ihre Rollen gut auszufüllen wussten, tut sich das Remake mit seinen Schickimicki-Youngsters dahingehend schwer. Ellen Page gibt sich zwar noch sichtlich Mühe, etwas aus ihrer limitierten Rolle herauszukitzeln, gegenüber den anderen vier Hauptdarstellern fällt ihr Charakter vergleichsweise immerhin noch am interessantesten aus, auch wenn hier im Script noch weitaus mehr möglich gewesen wäre. Zumindest kann man Page keine Schuld daran geben. Ihre Kollegen jedoch erwischt es da weit schlimmer. Generell sind sie allesamt blasse, oberflächlich gestrickte Figuren, die durch ihre arrogante, selbstgefällige und naive Art auch überaus unsympathisch rüberkommen. Die von Diego Luna dargestellte Figur sei an dieser Stelle teilweise ausgeklammert, als einzige Person mit einem Hauch von Vernunft stellt er das Handeln der anderen zumindest ansatzweise in Frage, auch wenn davon letztendlich nicht viel rüberkommt.
Von fünf Medizinstudenten, die sich gemeinsam auf ein derart gefährliches, aber auch spannendes Thema stürzen, sollte man erwarten, dass sie auch tatsächlich an der Analyse ihrer ermittelten Daten interessiert sind. Flatliners stellt die Ausflüge ins Totenreich aber wie spaßige Abenteuertrips dar, bei denen man sich gegenseitig zu überbieten versucht, eine Menge Spaß hat und die letztendlich nur noch dazu dienlich sind, Leistungssteigerungen des Hirns für das eigene Studium zu erzielen. Dazwischen gibt es viele ausgelassene Parties, und hemmungslos rumgemacht wird untereinander auch. Das ist nicht nur vollkommen hohl und belanglos gefüllte Spielfilmzeit, wer kann die Truppe dann noch bitte ernst nehmen? Von all den möglichen Fragen auf moralischer, philosophischer oder auch wissenschaftlicher Ebene fehlt jede Spur.
In seiner zweiten Hälfte entwickelt sich Flatliners zum typischen Haunted-Horrormovie. Geister gibt es in dem Sinne zwar nicht im Film, die Jugendlichen leiden aber an Halluzinationen, bei denen sie von ihren Sünden aus der Vergangenheit heimgesucht werden. Dargestellt wird das in der Regel durch finstere Gestalten, die sich per lahmen Jump-Scare bemerkbar machen. Spannend ist das nicht wirklich, und aufgrund der Antipathie zu den Figuren, die Sühne nur leisten wollen, um sich selbst zu retten, ist einem ohnehin egal, was ihnen passiert.
Kiefer Sutherland hat es übrigens als einziger Hauptdarsteller des Originalcasts auch in den neuen Film geschafft, dabei bleibt es aber auch viel mehr bei einem vergeudeten Cameo, der nichts Tragendes hinzuzufügen hat.