Inhalt
Sind Feuerwerksblumen auch von der Seite aus betrachtet rund? Diese tiefgründige Frage beschäftigt die Schuljungen Norimichi, Yusuke und Junichi zutiefst. Und so beschließen die drei, diesem Geheimnis bei einem anstehenden großen Feuerwerkfest vom örtlichen Leuchtturm aus auf die Spur zu kommen. Zeitgleich ist die junge Nazuna zusehends unzufrieden mit ihrem Dasein in dem kleinen Küstenstädtchen, welches die Kinder ihr Zuhause nennen. Als einzigen Ausweg sieht sie ihren Plan, mit Norimichi oder Yusuke davonzulaufen. Doch wer von den beiden mag wohl die bessere Wahl für ihre Flucht sein?
Kritik
Die Verheißungen von Fireworks - Alles eine Frage der Zeit (OT: Uchiage hanabi, shita kara miru ka? Yoko kara miru ka?) sind wahrlich groß: Mit dem Namen Your Name in der Werbung, einem markanten Cover sowie der Frage, ob Feuerwerksblumen rund oder kreisförmig sind, erwartet den Zuschauer scheinbar eine fantasievolle wie romantische Reise, in der Tragik und Leid nah beieinander liegen. Ist das Leben nur eine Frage der Perspektive? So zumindest versuchen es die Autoren Shunji Iwai und Hitoshi Ône mit der Liebesgeschichte von Norimichi (Masaki Suda) und Nazuna (Suzu Hirose) zu erzählen. Mit einem magischen Zeitspringer als Narrativ entwickelt sich daraus eine Parabel auf das Erwachsenwerden selbst. Auf Liebe, Hoffnung, Freundschaft und Sehnsucht. Jedoch hat Fireworks dabei ein gewaltiges Problem. Denn trotz der guten Voraussetzungen und des doch sehr ansehnlichen Stils (der dennoch hätte weicher und detaillierter hätte ausfallen können), bleibt der Film der Regisseure Akiyuki Shinbo und Nobuyuki Takeuchi erschreckend leer.
Dies liegt vor allem an der Charakterzeichnung von Fireworks: Zwar werden Norimichi und vor allem Nazuna gut in die Geschichte eingeführt und ihre bedingungslose und sehr verbundene innige Liebe wird zum Leitmotiv des Films, doch die Versatzstücke sind zu stark ineinandergeflochten, sodass niemals etwas Eigenes entsteht. Weder der Coming-Of-Age Aspekt, noch die romantische Suche nach dem Sein und dem Leben bieten wirklich etwas Neues. Und immer wenn die Geschichte ins stocken gerät, wird der magische Gegenstand zum Sinnbild für eine Kreativitätslosigkeit, die so nicht hätte sein müssen. Weder wird die Zeitreise näher beleuchtet, noch die Welten, die die beiden gemeinsam erschaffen und wieder zerstören. Wie ein Funkenflug des Feuerwerkes, zerbricht hierbei die Geschichte in ihre Einzelteile, ohne sich jemals vollendet anzufühlen. Dies wird auch bei den vielen Nebenfiguren und Handlungen deutlich: Warum ist der Umzug für Nazuna so ein Problem, wo sie scheinbar nie in der Schule oder der Stadt richtig angekommen scheint? Wieso ist der Freund von Norimichi so rachsüchtig, obgleich er sich nicht entscheiden kann, wie seine Gefühle überhaupt aussehen?
Diese kleinen „Fehler“ mischen sich mit immer wieder sehr ärgerlichen sexuellen aufgedrehten Anspielungen oder peinlichen Dialogen, die weder den Charakteren noch dem Film zu gute stehen. Eine gefühlvolle, respektvolle und eindringliche Herangehensweise an das Thema sieht auf jeden Fall deutlich anders aus. Dies ist insofern schade, da der Film selbst viel Potenzial innehat. Den Regisseuren gelingt es an vielen Stellen eine gewaltige Bildsprache zu erzeugen, die jedoch wenig genutzt wird. Und auch die philosophische Grundhaltung des Films – sind Feuerwerke nun wirklich rund oder flach? – ist angenehm und erzeugte eine eigentümliche Sogwirkung, die zu gefallen weiß. Was bleibt ist aber schlichtweg Ernüchterung, da all die verschiedenen Elemente niemals ineinander wirklich übergehen und sich so entfalten. Und dennoch: Die Liebesgeschichte kann über große Strecken dennoch überzeugen und liefert ein kraftvolles wie buntes Finale, welches aber noch tausend Mal intensiver hätte sein können. Schade.
Fazit
"Fireworks - Alles eine Frage der Zeit" verspricht viel, kann davon aber letztlich sehr wenig halten. Die Liebesgesichte ist im Kern gut erzählt und farbenprächtig inszeniert, aber inhaltlich auch an vielen Stellen zu bekannt und merkwürdig leer. Dies zusammen mit den vielen erzählerischen Versatzstücken – die niemals wirklich gut ineinander übergehen können – erzeugt eine Mittelmäßigkeit, die angesichts des eigentlichen Potenzials sehr enttäuschend ist.
Autor: Thomas Repenning