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Inhalt

Drama von Peter Weir aus dem Jahr 1993. Der Architekt Max Klein überlebt ein Flugzeugunglück, bei dem fast alle Fluggäste sterben. Fortan hält er sich für unverwundbar.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Fearless – Jenseits der Angst beginnt bereits mit einer Szene voller Gegensätze. Ein Mann, den wir später als Max Klein (Jeff Bridges, Crazy Heart) kennenlernen werden, schreit mit einem Jungen an der Hand und einem Baby auf dem Arm durch ein Maisfeld. Um sie herum scheint das Chaos zu toben, doch Max bleibt nach außen hin ganz ruhig. Ohne in Hektik zu verfallen, bringt er die Kinder in Sicherheit, während Rettungskräfte verzweifelt versuchen, Schwerverletze zu versorgen und andere Menschen aus den brennenden Trümmern eines Flugzeuges zu bergen, das gerade in jedem Maisfeld eine dramatisch gescheiterte Notlandung hinlegen musste. Max war ebenfalls in diesem Flieger, doch wie durch ein Wunder blieb er praktisch unverletzt. Später im Hotel wird er eine kleine Schnittwunde am Rippenbogen feststellen (die auffällig an die Darstellung von Jesus am Kreuz erinnert), ansonsten ist er unversehrt. Nicht nur das, er rettete durch sein intuitives Handeln gleich mehreren Mitreisenden das Leben. Max hat dem Tod ins Antlitz geblickt, sich vom Leben verabschiedet und hat nun das Gefühl, dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen zu haben. Befreit von jedweder Form von Furcht und Selbsterhaltungstrieb eröffnet ihm diese Tragödie eine ganz neue Perspektive auf das Leben und sein Dasein. Für Max hat sein eigentliches Leben an diesem Tag geendet. Für die Medien ist er ein „Schutzengel“, er selbst sieht sich als Geist. Ein Geist, der zwar noch unter den Lebenden weilt, aber sich nicht mehr mit ihnen identifizieren kann. Umso mehr sucht er den Kontakt zu anderen „Geistern“, wie z.B. zu Carla (Rosie Perez, Weiße Jungs bringen’s nicht), die bei dem Unglück ihren kleinen Sohn verlor.

Der Australier Peter Weir (Die Truman Show), ein Garant für qualitativ hochwertige Filme, erzählt mit der Romanverfilmung nach Rafael Yglesias (Der Tod und das Mädchen, der das Drehbuch selbst verfasste) eine vielschichtige Charakterstudie über die zahlreichen Facetten und Blickwinkel, die eine solche Tragödie mit sich bringen. In erster Linie geht es natürlich um den von Jeff Bridges nuanciert und sensibel verkörperten Protagonisten, der die schrecklichen Ereignisse mit einer für Außenstehende zunächst diffus wirkenden Ausgeglichenheit verarbeitet, was sich schlussendlich als ein tiefsitzendes, diffiziles Trauma herausstellen soll. Aber es werden auch die zahlreichen „Nebenschauplätze“ behandelt. Es geht um die Oper, die Überlebenden, insbesondere aber auch über die Hinterbliebenen, die trotz bemühter Betreuung mit ihrer Trauer alleingelassen wirken. Die Ausmaße eines solchen Schicksalsschlages, sie lassen sich gar nicht in ihrem gigantischen Umfang greifen. Da geht es einerseits um kühle und beinah pietätlose anmutende, justizielle Schritte, die auf der anderen Seite aber genauso existenzsichernd und notwendig sein können. Oder auch schnell missbraucht werden können, um als eine Art Cash-Cow dienlich zu sein. All das behandelt der Film, wenn auch sicher nicht in aller Ausführlichkeit, aberist sehr bemüht darum, die brutale Realität nicht aus den Augen zu verlieren.

Im Kern dreht es sich jedoch primär um die ganz persönliche Verarbeitung einer Nahtoderfahrung und Trauerbewältigung und welche Auswirkungen dies auch für die nächsten Angehörigen hat. Die nicht verstehen können, was in diesen Menschen vorgeht, wodurch sie sich immer mehr voneinander entfremden. Während diese sich gleichzeitig zu denen hingezogen fühlen, die diese beinah abstrakte Gefühlswelt teilen und verstehen können. Sich dadurch sogar gegenseitig ein Stückweit therapieren können – oder endgültig von „den Lebenden“ zu distanzieren drohen. Dies zeigt Fearless – Jenseits der Angst in teilweise wahnsinnig emotionalen und berührenden Momenten auf und schafft tatsächlich ein Verständnis für emotionale Zustände, in denen die Meisten von uns sich – Gott sei Dank – wohl niemals befinden werden. Bleibt dabei aber rational und objektiv genug, um die gleichzeitige Ohnmacht und Unverständnis des Umfeldes ebenso schlüssig und fair darzustellen. Fantastisch inszeniert und speziell von Bridges und Perez mitreißend gespielt wirkt der Film am Ende lediglich etwas zu dick aufgetragen, übertreibt es dezent mit seiner Theatralik. Da wäre etwas Zurückhaltung wesentlich effektiver gewesen. Aber bei so einem Film kann das eben schnell geschehen und ist Angesichts der herausfordernden Thematik ein entschuldbarer Schönheitsfehler.

Fazit

Im letzten Akt wirkt das Ganze etwas zu überdramatisiert, bis dahin gelingt Peter Weir (mal wieder) ein packendes und vor allem von Jeff Bridges brillant gespieltes Psychodrama voller spannender Facetten, die allesamt nachvollziehbar und empathisch analysiert werden. Mit etwas mehr Feintuning an entscheidenden Stellen womöglich mit dem Potential zu einem Meisterwerk.

Kritik: Jacko Kunze

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