Kritik
Forget North vs. South it’s Mankind vs. Zombies
Noch bis vor etwas mehr als einer Dekade waren die meisten Zombiefilme eher auf ein Nischenpublikum ausgerichtete, innovationsarme Direct-to-Video Streifen, die primär Jungregisseuren als Fingerübung dienten, meist nur eine minderwertige Qualität offenbarten und nicht im Geringsten mit kommerziellem Erfolg rechnen konnten. Dahingehend selten, ernteten Vertreter dieses Genres, abseits gewisser Kreise, mehr als ein höfliches Achselzucken und den Verweis auf allseits bekannte und respektierte Klassiker des Z-Film-Genres aus den 60er und 70er Jahren. Im Laufe der letzten Jahre haben sich jedoch Bekanntheitsgrad und wirtschaftliche Verwertbarkeit der untoten Wiedergänger, vor allem durch das Aufkommen eines kostengünstigen wie qualitativ hochwertigen und massentauglichen Präsentationsmediums (DVD/BluRay), grundlegend verändert. Unzählige Vertreter dieses Subgenres des Horrorfilms überfluten sowohl amerikanische als auch europäische Videotheken und Kinosäle, wobei sich die Produktionen dabei sowohl in Umsetzungsqualität, Budget und Produktionsland als auch in Grundstimmung, Brutalitätsgrad und Setting unterscheiden.
John Geddes Horrorstreifen „Exit Humanity“, der bereits Ende 2011 auf einigen Festivals präsentiert worden ist und am 25. Mai 2012 via Splendid Film auch in Deutschland auf den Markt gebracht wurde, versetzt den geneigten Zuschauer nicht nur knapp 150 Jahre in die Vergangenheit, sondern auch ins Zentrum einer aufkeimenden Zombieepidemie, unmittelbar nach Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges.
John Geddes liefert mit „Exit Humanity“ nicht nur seine zweite Regiearbeit nach dem Slasher „Scarce“ ab sondern zeichnet sich auch noch für Drehbuch, Produktion und Schnitt des Zombiestreifens verantwortlich. Außerdem ist er in einer kleinen Nebenrolle zu bewundern. Trotz dieser Mehrfachbelastung und dem eher bescheidenen Budget von knapp $CAD300.000 versprüht die ambitionierte Produktion nicht den zu erwartenden C-Movie Mief, sondern präsentiert sich durchwegs als ernstzunehmender Genrebeitrag. Vor allem schnitt- und aufnahmetechnisch ist „Exit Humanity“ nicht von x-mal so teuren Hollywoodfilmen zu unterscheiden. Ohne besondere Hektik inszeniert und mit schönen Landschaftsaufnahmen, etlichen blutigen Close-Ups und äußerst interessant umgesetzten Stop-Motion-Zeichentrickszenen ausgestattet, fesselt der Film über den Großteil seiner doch recht üppigen 114 Minuten Laufzeit. Einziger Wermutstropfen hierbei ist die unterdurchschnittliche Bild- und Soundqualität, die man vor allem als BluRay verwöhnter Zuschauer überdeutlich zu spüren bekommt.
Bis auf jene, an „Kill Bill“ erinnernden, gezeichneten Sequenzen erweckt „Exit Humanity“ einen durch und durch klassischen, nahezu altmodischen Eindruck, der sich stark von ähnlich gearteten, aktuellen Produktionen dieses Subgenres unterscheidet. John Geddes nimmt sich mehr als genug Zeit für die Entwicklung seiner im Grunde äußerst einfach gestrickten Story, wartet mit einem einleitenden Erzähler (im Original mit der unverkennbaren Stimme von Brian Cox) auf und bietet immer wieder blutige Kopfschuss-Close-UPs mit daran anschließendem Kamerakreisen um den verzweifelten Schützen, der sich die Seele aus dem Leib schreit.
Trotz dieses durchwegs positiven Grundeindrucks gibt es, abseits der verständlichen Schwächen in den Bereichen Bild- und Tonqualität, einige vermeidbare Mängel, die der kanadischen Produktion doch sehr stark anhaften. Neben der viel zu langen Laufzeit – „Exit Humanity“ wäre im neunzigminütigen Bereich wohl weit besser aufgehoben gewesen – und der dadurch zeitweise spürbar zähen Inszenierung, stechen vor allem die Vorhersehbarkeit der allem zugrundeliegenden Geschichte und das mittelmäßige Schauspiel nahezu aller Beteiligten negativ hervor. Diese Schwächen können zwar fast bei jeder Independent-Produktion geltend gemacht werden, stören aber trotzdem das vielversprechende Gesamtbild des kanadischen Zombiefilms.