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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Insgesamt mehr als zehn Jahre sind vergangen, seitdem BOPE-Captain Roberto Nascimento (Wagner Moura) seinen harten wie blutigen Kampf in den Straßen der Favelas von Rio de Janeiro führte und so versuchte für Recht und Ordnung einzustehen (Elite Squad). Geändert hat sich an der prekären Situation in den Elendsvierteln jedoch nichts. Weiterhin beherrschen Drogenbanden die Viertel, weiterhin verdienen korrupte Polizisten an dem totbringenden Geschäft ein Vermögen. Nachdem Nascimento allerdings nach einem Einsatz im Hochsicherheitsgefängnis Bangu-I, welches in einem katastrophalen Blutbad endete, zum Staatsschutz befördert wird, sieht er endlich seine Chance gekommen: Er hat die Macht endgültig den Drogenhandel zu unterbinden sowie die Kartelle zu zerschlagen. Innerhalb kürzester Zeit gelingt ihm so ein Rundumschlag, wobei er einen regelrechten Krieg gegen die kriminellen Organisationen führt. Der gewünschte Effekt bleibt jedoch aus. Denn während die kleinen Straßengangs verschwinden, übernimmt die Militia, eine Mafiaähnliche Verbindung bestehend aus ehemaligen Polizisten, die Kontrolle über das entstehende Machtvakuum. Und auch die Politik hat am blutigen Geschäft ein großes Interesse…

Kritik

Elite Squad (OT Tropa de Elite) von Regisseur José Padilha war im Jahr 2008 ein regelrechter Paukenschlag: Ungeschönt, unglaublich hart und mit brutalen Bildern, zeigte Padilha ein Brasilien, welches sich fest in der Hand von Drogenhandel, bitterer Armut sowie brutaler Kriminalität befindet. Die Antwort der Politiker war indes die Eliteeinheit BOPE, eine scheinbar blutrünstige Polizeieinheit Rio de Janeiros, die in den Favelas aufräumen sollte. Frei nach dem Motto –  erst schießen dann fragen – wurde so das Verbrechen mit jedem erdenklichen Mittel bekämpft. Eine Position nahm Regisseur Padilha dabei nicht ein, viel mehr war es die Aufgabe des Zuschauers, das Geschehen zu interpretieren und gerade im Hinblick auf die viele Korruption, sich seine eigene Meinung zu bilden. Besonders dadurch wurde der Film ein voller Erfolg, was Padilha auf der Berlinale 2008 einen Goldenen Bären einbrachte. Nun meldet sich der Brasilianer mit Elite Squad 2 – Im Sumpf der Korruption zurück und holt hierbei zum ganz großen Schlag aus. Denn während sich der erste Teil noch um die Darstellung von BOPE drehte, geht es nun um das große Ganze in Form des Machtsystems von Brasilien. Herausgekommen ist ein grandioser halbdokumentarischer Polit-Thriller im Gewand eines spannenden Mafia-Krimis, der mehr als eindeutige Aussagen liefert. Regisseur Padilha wirft so ein Blick auf Brasiliens System, welches mehr als nur marode und korrupt ist. Ein System, welches weder Gut noch Böse kennte, kein schwarz kein weiß, sondern nur aus eine Verbindung abscheulicher Interessen zu bestehen scheint, aus dem es kein Entkommen gibt.

Gerade das verschwimmen der bekannten Schemata, zeichnet hierbei Elite Squad 2″ aus. Hier gibt es keine Helden und keine Saubermänner, sondern alle sind nur kleine Rädchen in einem riesigen korrupten System, bei dem jeder scheinbar nur seine eigenen Interessen verfolgt. Egal ob Dealer, Polizist oder gar Politiker, alle sind ein Teil des Problems. Und während sich Regisseur José Padilha noch 2008 die Frage stellte, wie weit man für den Kampf gegen Kriminalität gehen kann, stellt sich nun eine deutlich andere. Wie kann man überhaupt einem allumfassenden System entkommen, wo Manipulation, Interessen, Wahlkampf sowie Geld an erster Stelle kommen und stets das Leben erst an zweiter? Selbst BOPE-Captain Roberto Nascimento, der vornehmlich immer daran glaubte das richtige zu tun, hilft letztlich dabei, dass sich die Militia positionieren kann, wodurch noch mehr Elend über die Favelas hereinbricht. Ein bösartiger Tumor wird entfernt, während sich ein anderer bereits festsetzt. Stets im Off begleitend, erklärt Nascimento hierbei seine Gedanken und Beweggründe und offenbart in einer Rückblende selbst, dass er nur dazu beigetragen hat, dass sich die machtbesessenen Politiker weiterhin bereichern konnten. Er diente keinem höheren Zweck oder gar einer Gerechtigkeit, sondern nur anzugtragenden Wieseln, die sich gerne aus jeder Situation herausreden und nur an den nächsten Wahlkampf denken. Und wäre dies nicht schon Profil sowie Spannung für 115 Minuten fantastischer Unterhaltung genug, begleitet der Zuschauer Nascimento auch bei der Bewältigung seiner familiären wie freundschaftlichen Probleme. Seine Frau hat sich getrennt und den Menschenrechtler Fraga (Irandhir Santos) geheiratet, der anfangs Nascimentos größter Gegner scheint, sein Sohn entfremdet sich aufgrund der Taten seines Vaters und sein bester Freund Captain André Matias (André Ramiro) muss darunter leiden, dass er für Bangu-I zur Rechenschaft gezogen wird, während Nascimento zum Volkshelden deklariert wird.

Während sich so eine fantastische Geschichte offenbart, die nicht nur Spannung sondern auch Intelligenz besitzt, wird auch die Inszenierung bis auf das äußerste stilistisch perfekt in Szene gesetzt. Besonders die anfängliche Situation in Bangu-I besitzt eine faszinierende Intensität, die sogar den ersten Teil noch um Längen schlägt. Stets in rauer dreckiger Wackeloptik präsentiert und mit leiser Musik untermalt, gibt es eine schmutzige wie realistische Inszenierung, die abermals ungeschönt einen Blick auf eine brutale Welt wirft. Die Atmosphäre wird dabei von Regisseur José Padilha so dicht gehalten, dass der Zuschauer förmlich gebannt mit der Situation mitfiebert und gespannt darauf wartet, was als nächstes passiert. Doch nicht nur der Überfall ist hervorragend inszeniert, sondern auch die vielen verschiedenen Schießereien (die teils einem Heat in nichts nachstehen) sowie die unzähligen messerscharfen Dialoge. Außerdem versteht es Elite Squad 2″ gekonnt, immer wieder mit Überraschungen zu punkten, wobei einige der drastischen Szenen förmlich wie ein Schlag in die Magengrube wirken. Im Bereich der Darstellung zeigt sich der Film indes wie schon sein Vorgänger durchweg hervorragend. Wagner Moura kann als allmählich müder werdender BOPE-Captain Roberto Nascimento ebenso überzeugen, wie Bösewicht Rocha, gespielt von Sandro Rocha, sowie Irandhir Santos, der als flammender Menschenrechtler stets versucht für das Gute zu kämpfen.

Letztlich bleibt noch zu erwähnen, dass Elite Squad 2″ keineswegs ein Actionfilm ist oder gar leichte Kost bietet. Viel mehr offenbart Regisseur José Padilha ein starkes Stück Kino (welches hier zu Lande leider nur auf DVD/BD erscheint), dass gerade durch seine politische Sprengkraft punkten kann. Der Zuschauer bekommt einen gnadenlosen Blick in das Brasilianische System präsentiert, der alles andere als hoffnungsvoll scheint. Korruption, Machtkämpfe, Eigeninteressen sowie brutale Gewalt sind in Rio de Janeiro an der Tagesordnung. Und angesichts einer wahren Realität, in Brasiliens Gefängnissen sitzen über 400 Tausend Menschen und auch die Mordrate in Rio gehört zu den höchsten der Welt, wird die Aussagekraft des Filmes umso stärker.

Fazit

Es ist wahrlich unverständlich, dass "Elite Squad 2" in Deutschland keinen Kinostart bekommen hat. Denn der Film von Regisseur José Padilha ist ein fantastisches Werk voller aufwühlender wie rauer Bilder über ein korruptes System, welches für den Profit gerne über Leichen geht. Zudem wird der spannende Thriller in einer halbdokumentarischen Art erzählt, wodurch zusätzlich viel Faszination offenbart wird. Letztlich präsentiert Padilha so ein Meisterwerk gewaltvoller wie intensiver Unterhaltung, die zum Nachdenken anregen soll und dieses auch perfekt schafft. Eine klare Empfehlung also für alle, die gute wie starke Filme lieben.

Kritik: Thomas Repenning

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