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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Paul ist Anfang 20 und aufstrebender DJ. Während die elektronischen Beats die Underground Clubs der Stadt erobern, beginnen Pauls Freunde von "Daft Punk" und sein Duo "Cheers" ihren Siegeszug auf den Dancefloors. Es folgen schillernde Jahre im flüchtigen Nachtleben, mit wechselnden Liebschaften und manchem Drogenrausch. Paul lebt seinen Traum gegen alle Widerstände, doch verliert er sich dabei immer mehr in den Tiefen dieser Parallelwelt.

Kritik

„Eden – Lost in Music“ ist unverkennbar ein Herzensprojekt. Regisseurin Mia Hansen-Løve („Der Vater meiner Kinder“) entwickelte das Skript zusammen mit ihrem Bruder Sven Hansen-Løve, der sehr viele persönliche, teils autobiographische Erfahrungen mit einfließen ließ. Die Figur von Protagonist Paul (Félix de Givry, „Die wilde Zeit“) kann zu gewissen Teilen als sein Alter Ego betrachtet werden. Über drei Jahre dauerte die Fertigstellung, da vor allem die (für den Rahmen der Produktion) kostspielige Lizensierung der im Film verwendeten Musik gestemmt werden musste. Musste ist der richtige Begriff, den ohne die Musik wäre „Eden – Lost in Music“ einfach nicht zu realisieren gewesen. Erst als das legendäre Duo „Daft Punk“ – das auch in der Handlung einen nicht unwichtigen Part einnimmt – zustimmte, seine Tracks mehr oder weniger für einen Appel und ein Ei zur Verfügung zu stellen, war alles in trockenen Tüchern.

„Eden – Lost in Music“ kann gut und gerne als Szene-Film bezeichnet werden, grob vergleichbar mit „Berlin Calling“ aus dem Jahr 2008, wobei es hier weniger um einen kompakten, in der Elektro-Szene verankerten Plot geht. Vielmehr beschreibt er den Werdegang eines jungen Menschen, der – wie es der deutsche Untertitel mal ausnahmsweise sinnvoll und richtig beschreibt – sich in eben dieser Szene, ihrer Musik und dem damit einhergehenden Lebensgefühl immer tiefer verliert; sich treiben lässt; alles rund um sich herum nicht unbedingt vergisst, es eher weg- und vor sich herschiebt, um seinen großen Traum nicht aus den Augen zu verlieren. Zusammen mit seinem besten Freund Stan (Hugo Conzelmann, „Die wilde Zeit“) als Garage-House-Dou „Cheers“ voll durchzustarten.

Knapp 20 Jahre begleitet der Zuschauer ihn auf seinem Weg: Von den frühen 90er Jahren, als der angehende, talentierte Literaturstudent in der französischen Underground-Club-Landschaft seine Liebe zum Chicago-Sound entdeckt, der in den späten 80ern aus den USA nach Europa schwappte. Basierend auf klassischer Disco-Musik, stark Vocal-lastig, unterlegt mit treibenden House-Beats. Nur mehr Besucher dieser Partys zu sein reicht ihm nicht. Es wird sich selbst eine stattliche Plattensammlung aufgebaut, die notwendigen DJ-Skills erlernt, die eigene Party-Reihe ins Leben gerufen und sogar der erste, eigene Track steht bereits in den Startlöchern. Möglicherweise der Beginn einer großen Karriere für „Cheers“, denn ihre guten Freunde Thomas (Vincent Lacoste, „Jacky im Königreich der Frauen“) und Guy-Manuel (Arnaud Azoulay, „Eine Jugendliebe“) sind gerade mit ihrem Duo „Daft Punk“ und ihrem ersten, selbstproduzierten Track „Da Funk“ in aller Munde, nicht nur mehr im engeren Kreis der Subkultur.

Wie in einem guten Mix sind die Übergänge dabei kaum wahrnehmbar, ohne die eingeblendeten Jahreszahlen würde man es zunächst nicht großartig auffallen, dass schon wieder einige Jahre vergangen sind. Pauls Leben ähnelt einem Loop, einer Scheibe auf dem Plattenteller, die sich unaufhörlich um die eigene Achse dreht, nur das der Track scheinbar nie zum Ende kommt. Die Frauen an seiner Seite wechseln, kommen, gehen und manchmal sogar zurück, Höhen und Tiefen wie, nur nicht konzipiert wie in der Musik, zufälliger, ungeplanter oder eher planloser. Er jagt seinem Traum hinterher und merkt offenbar gar nicht, wie sein eigentliches Leben, abseits von Beats, Hooks und Koks an ihm vorbei zieht. „Eden – Lost in Music“ lässt dies den Zuschauer nicht nur schon sehr früh erkennen, er nutzt diese Stagnation als Stilmittel, zelebriert sie förmlich. Die Figuren, speziell Paul, scheinen auch äußerlich kaum zu altern. Kein Filmfehler oder Unachtsamkeit, es versinnbildlicht das Stemmen gegen das Erwachsen- und „Vernünftig“werden, was in einer Szene sogar direkt thematisiert wird. Wenn der völlig weggeschossene Paul von seinen Freunden das Treppenhaus hochgeschleppt wird und eine Nachbarin abfällig sich über „die Jugend von heute“ äußert, brüllt er ihr entgegen, dass er schon 34 sei. Wirklich zu sehen ist das nicht. Mit Absicht.

Mia Hansen-Løve ist ohne Zweifel ein enorm authentischer Film gelungen, was auch in erster Linie das Anliegen war. Szene-Kenntnis ist unverkennbar, das dürften zumindest die zu würdigen wissen, die sich zeitlich, musikalisch und (Sub)kulturell irgendwo dort einordnen können. Und die vielleicht selbst so manche Nächte (und Tage) gefeiert haben, ohne an den nächsten Morgen zu denken. Manchmal sogar über Wochen und Monate. „Eden – Lost in Music“ spult diesen Prozess über Jahre ab, was in Einzelfällen auch nicht unüblich ist. In der Hinsicht kann man den Film nur als gelungen bezeichnen. Problematisch wird es, wenn man auf narrative Höhepunkte oder gar eine deutlich, sich nicht schon nach kurzer Zeit glasklar andeutende Entwicklung hofft. Das soll zu gewissen Teilen sich auch so sein, trotzdem machen sich dadurch schnell Ermüdungserscheinungen breit.

Die Schauspieler machen einen guten Job, die Musik(Auswahl) ist erstklassig und gerade der rote „Daft Punk“-Faden, der sich als Parallelentwicklungen der identischen Ausgangspunkte fast schmerzhaft durch das Geschehen zieht, ist ein netter Einfall. Dennoch bleibt „Eden – Lost in Music“ nicht mehr als ein ambitionierter Versuch eines guten Films, den man schon sympathisch finden und zu gewissen Teilen auch mögen kann, aber irgendwie am Ende auch verpufft. Wer sich gar nicht mit dem ganzen Hintergrund identifizieren kann und somit keine kleine Gänsehaut aufgrund eigener Erinnerungen bei manchen Momenten erlebt, steht wohl dem Geschehen bald teilnahmslos gegenüber.

Fazit

„Eden – Lost in Music“ ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits echt, nah dran, voller Hingabe und Lieber gemacht, andererseits auch (gewollt) monoton und dadurch nicht so mitreißend wie angedacht. Ganz dem Thema des Films entsprechend lässt es sich mit einer Party vergleichen. Im Idealfall kommt man an, verliert sich im Beat und lässt sich mühelos treiben. Wenn es dumm läuft hat man nach einer Weile das Gefühl, seit Stunden immer den gleichen Track zu hören und setzt sich leicht angeödet lieber in die Chill Out Area. Mehr Chill Out Area als Dancefloor, leider.

Kritik: Jacko Kunze

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