Italienische Zombiejäger unter Boll’scher Schirmherrschaft
Zombiefilme, unterschiedlichster Herkunft und Qualität, gibt es anno 2011 bereits wie Sand am Meer. Es gibt die einflussreichen Klassiker wie George A. Romeros „Night of the Living Dead“ und Amando de Ossorios „Die Nacht der reitenden Leichen“, die in den späten 60er und frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ein ganzes Genre quasi aus dem Nichts erschaffen haben. Es gibt die frischen Neubelebungen der 90er und 00er Jahre wie Peter Jacksons „Braindead“, Danny Boyles „28 Days later“ und Ruben Fleischers „Zombieland“, die untote Kannibalen wieder salonfähig gemacht haben. Nicht außer Acht zu lassen sind natürlich auch die unterhaltsamen No-Brainer wie Tommy Wirkolas „Dead Snow“ und Mark McQueens „Devil’s Playground“, die als Appetizer für Zwischendurch genießbar sind. Außerdem gibt es noch die Vertreter der Kategorie entbehrlicher Müll wie David Priors „War of the living Dead“ und Uwe Bolls „House of the Dead“, die eher verärgern als unterhalten. Irgendwo zwischen gut und entbehrlich und weit entfernt von innovativ und einflussreich, wo sich die Masse aller (Low-Budget-)Filme dieses blutigen SubGenres gute Nacht sagt, ist „Eaters“ einzuordnen.
Die deutsch/italienische Koproduktion aus dem Hause Extreme Video Snc, ist der Debüt-Streifen des Regieduos Luca Boni und Marco Ristori, lief bereits auf dem Brussels International Festival of Fantasy Film und erschien am 29.Juli in Deutschland auf DVD und BluRay. Ob seines geringen Budgets (knapp 100.000 Dollar) und des überdeutlich erkennbaren Bemühens aller Beteiligten, aus den geringen (finanziellen) Mitteln alles Menschenmögliche herauszuholen, ist „Eaters“ einer jener Filme, denen man als Horrorfan erfahrungsgemäß aufgeschlossener entgegentritt (bzw. entgegentreten muss) als Big-Budget Schlachtpaletten ohne Herz und Seele. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist der (streckenweise langwierige) Film eine durchaus positive Überraschung, da den beiden Regisseuren mit minimalsten Mitteln die gekonnte Visualisierung einer zerstörten postapokalyptischen Welt und ihrer Bewohner gelungen ist.
Was bereits am Cover der BluRay polarisierend wirkt, ist der markant ins Blickfeld tretende Zusatz: Uwe Boll präsentiert. Ob diese Aussage auf einem Filmcover verkaufsfördernd wirkt oder eher nicht, sei dahingestellt. Klar ist hingegen, dass einer Produktion mit diesem fragwürdigen Qualitätssiegel eine gewisse Vorbelastung nicht abzusprechen ist. Denn in Filmkreisen gilt weithin das Motto: Einige lieben Boll, die meisten hassen Boll. All jene Personen, die eher zur zweiten Gefühlsregung tendieren, können beruhigt aufatmen. Der deutsche Thrash-Papst mit Boxergenen, hat nur am Rande mit dieser durchaus passablen Zombie-Apokalypse zu tun, da sich seine Beteiligung tatsächlich nur auf Finanzierung und besagten Schriftzug beschränkt.
„Eaters“ sieht man in jedem Moment der knapp 90 Minuten Laufzeit seine geringen finanziellen Mittel an, wobei das in diesem speziellen Fall fast sympathisch wirkt. Die Dialoge beschränken sich auf das Notwendigste, wobei Inhalt und Substanz etwas zu wünschen übrig lassen. Die spielfreudigen Hauptdarsteller werden gut eingeführt, dürfen einige markige Sprüche vom Leder lassen, sowie ein paar Zombies ins Jenseits befördern - dieser Hauptaufgabe eines Zombiejägers kommen sie jedoch etwas zu selten und überraschend unspektakulär nach. Luca Boni und Marco Ristori holen prinzipiell zwar das Beste aus der einfachen Story heraus, konzentrieren sich aber spürbar mehr auf die Optik der verwahrlosten Landschaft und die Gespräche der beiden Freunde, als auf Action und Handlungsfortschritte. Die Splattereffekte sind rar gesät, jedoch überdurchschnittlich gut gelungen und ansprechend brutal in Szene gesetzt. Musikwahl und Kameraarbeit tragen ihr übriges dazu bei, den Film in ein passables Licht zu rücken.
Was bleibt ist das Gefühl, dass die sehenswert verwüstete, postapokalyptische Landschaft und die darin hausenden Kreaturen, die absurden Gespräche über die Abwesenheit von Frauen im Leben der beiden Jäger und einige blutige und ironisch angehauchte (Zombie-)Kills, die auffälligsten Gründe dafür sind, sich den deutsch geförderten Italiener „Eaters“ zumindest einmal anzusehen.