Wie weit würdest du für das eigene Heim gehen? Nun, für Regisseur und Autor Ho-Cheung Pang war dies wohl die spannende Ausgangsfrage für seinen Home-Invasion und Thriller-Horror Mix „Dream Home“ (OT: "Wai dor lei ah yut ho"), der sich wahrer Begebenheiten aus dem Jahre 2007 annimmt. Ein Wechsel aus Satire, blutigem Gore-Schlachtfest und versuchter wirtschaftlicher Kritik. Und ja, gemessen am Genre liefert uns der Film durchaus ansprechende und vor allem brutale Unterhaltung. Nicht zu Unrecht, wird der Film daher von vielen als Geheimtipp gehandelt. Doch blickt man etwas hinter die Kulissen, entpuppt sich „Dream Home“ abseits seiner gut getimten Morde als recht belangloser Slasher mit vielen Nebenplots, die zwar ein Motiv liefern sollen, aber eher nur den Film in die Länge ziehen. Schade, denn Potenzial war definitiv vorhanden.
„Dream Home“ ist unterdessen vor allem optisch eine wahre Freude: Während die kargen wie seelenlosen Wolkenkratzer von Hongkong ein regelrechter Star des Films werden, und somit auch zum Fokus der gesellschaftlichen Kritik von Ho-Cheung Pang, ist es auch die Inszenierung selbst, die Fans ansprechen sollte. Die äußerst brutalen wie teils chaotischen Morde (in der deutschen Version um insgesamt vier Minuten geschnitten) sind überraschend, nicht unbedingt klischeehaft (bis auf manche skurrile Momente zum Finale) und vor allem in Sachen Gore kein Zuckerschlecken. Sogar an der einen oder anderen Stelle zu gewagt und ohne inhaltliche Botschaft. Und dennoch, all dies hätte bereits für einen schönen kurzweiligen Genre-Beitrag gereicht. Allerdings möchte „Dream Home“ noch weit mehr: Zum einen kapitalistische Kritik äußern, was gegen Ende mehr als deutlich wird, zum anderen aber auch der eiskalten Killerin Cheng Lai (eindringlich und intensiv von Josie Ho gespielt) ein Motiv geben, sodass die Taten gar in einer gewissen Weise sogar entschuldigt werden. Hier entwickelt sich dann auch eine merkwürdige Eigendynamik im Film, die oftmals gähnende Leere und langweilige Dialoge preisgibt.
So erschafft Regisseur und Autor Ho-Cheung Pang gleich mehrere Zeitebenen, die immer wieder in die Vergangenheit von Cheng Lai blicken und zeigen, wie es zu dem schicksalhaften Tag am 30.10.2007 kommen konnte. Hinzukommt ihr aktueller Liebhaber, ihre Jobs, ihre Familie sowie dann wieder der Sprung ins Brutale. Das so präsentierte Mosaik möchte sich jedoch nie als Gesamtheit anfühlen, sodass nicht nur das Tempo gedrosselt wird, sondern regelrecht Leerlauf entsteht. Zudem wird die Verwandlung von Cheng Lai hin zur Mörderin trotz der vielen Vorlaufzeit in einem halbgaren Moment erklärt. Hier hätte es definitiv mehr Feingefühl gebraucht.