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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Auftragskiller Raven wird von seinem letzten Klienten, dem schmierigen Nachtclubbetreiber Gates, nach getaner Arbeit an die Polizei verpfiffen. Raven kann untertauchen und will es dem Verräter heimzahlen. Dabei kreuzt sich sein Weg mit der verführerischen Sängerin Ellen, die als Spitzel bei Gates eingeschleust wurde.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit Die Narbenhand (nach einem Roman von Graham Greene, Der dritte Mann) liefert Regisseur Frank Tuttle (Lucky Jordan) einen in vielerlei Hinsicht stilbildenden Beitrag des zu dieser Zeit gerade aufblühenden Film noir ab. Der Film etablierte nicht nur seine Hauptdarsteller Alan Ladd und Veronica Lake (beide wenige Jahre später auch gemeinsam in Die blaue Dahlie zu sehen) als Stars in Hollywood, viele seiner Ansätze und Motive wurde immer wieder nicht nur in der schwarzen Serie selbst, sondern auch noch Jahrzehnte später variiert. Insbesondere der Einfluss auf Jean-Pierre Melville’s 25 Jahre später entstandenen Meisterwerk Der eiskalte Engel (Le Samourai) scheint kaum von der Hand zu weisen. Zu sehr ähneln sich Ausgangslage und besonders die Hauptfiguren (selbst optisch trennt Alan Ladd und seinen „Nachfolger“ Alain Delon hier gar nicht so viel), zumindest in der ersten, eindeutig stärkeren Filmhälfte.

Philip Raven ist wie sein französisches Pendant Jeff Costello ein hochprofessioneller Auftragsmörder, der bei entsprechender Bezahlung keine unnötigen Fragen nach dem Wieso oder Warum stellt, das ist nicht seine Aufgabe. Der Job wird schnell, sauber und wenn notwendig auch ohne mit der Wimper zu zucken inklusive im Preis inbegriffenen Zusatz-Leichen erledigt, wenn sie unglücklicherweise zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Beide umgibt aber auch hinter ihrer harten Schale diese melancholische, sogar tieftraurige Aura der Einsamkeit, die sie minimal mit der Zuneigung zu bestimmten Tieren kompensieren. Bei Costello sein Kanarienvogel, Raven ist da eher der Katzenfreund, während er mit Menschen relativ wenig anfangen kann…außer sie umzubringen und dafür zu kassieren. Hier wie dort wird ein an sich skrupelloser Mörder nicht zum Antagonisten, sondern zum in den Mittelpunkt der Erzählung gerückten Anti-Helden, mit dem man nicht moralisch konträr geht, aber situationsbedingt zwangsläufig mitfiebert, nachdem er von seinen Auftraggebern hintergangen wird. Inhaltlich und von ihrer ursprünglichen Charakterzeichnung sind die Parallelen so deutlich, dass es da keinem klaren Statement zu der Einflussnahme von Die Narbenhand auf Der eiskalte Engel bedarf.

Was Melville dafür vermied (und seinen Film letztlich unter anderem um einige Klassen größer macht): Sein Samourai musste nicht im Verlauf der Geschichte mit seinem Anti-Helden-Status so deutlich brechen. Sich und seinen Charakter im Hauruck-Verfahren mit einem hastigen, oberflächlich-simpel erläuterten Traumata zu erklären und irgendwo rechtfertigen , um am Ende den Versuch zu starten, für seine Verfehlungen Buße zu tun. Das – dieser Hang zum offenbar immer für leicht notwendigen gehaltenen Happy-End (auch wenn es Frank Tuttle damit nicht gänzlich übertreibt und es im Film noir häufiger mal diese Tendenz gab) – trübt bei Die Narbenhand das Gesamtbild etwas. Den zu plötzlichen, heroisch-geschwängerten Schlussspurt (auch beeinflusst durch den für die USA gerade „wahren“ Beginn des Zweiten Weltkriegs, ein paar Jahre später hätte das wahrscheinlich geringfügig anders ausgesehen) ausgeklammert, wird der Film seinem Status als Klassiker und zu einem gewissen Grad auch Vorreiters des Genres absolut gerecht. Gerade der Anfang ist großartig, von groben Pessimismus geprägt, liefert eine spannende Figuren- und Plot- Konstellation. Mit hohem Tempo (was hier in gerade mal 78 Minuten alles passiert ist schon beachtlich), reizvollen Set Pieces und einem erstklassigen Cast, bei dem zwingend auch Laird Cregar (Jack the Ripper – Scotland Yard greift ein) als Paradebeispiel eines unsympathisch, hinterhältigen und feigen Fettsack-Fieslings erwähnt werden muss.

Fazit

Stilistisch unanfechtbarer, rasanter und top-besetzte Noir-Klassiker, dem nur am Ende der Mut fehlt, den eigeschlagenen Weg konsequent beizubehalten. Auch ein Zugeständnis an seine Zeit und damalige Sehgewohnheiten, wogegen man sich aber – das bewiesen einige Kollegen – trotzdem erfolgreich aufbäumen konnte und dadurch rückwirkend betrachtet noch bedeutsamer wurde. Filme wie „Goldenes Gift“ oder „Brighton Rock“ waren da deutlich weniger kompromissbereit und wankelmütig in ihrer Identität. Unabhängig davon dennoch ein empfehlenswerter, für Noir-Fans sogar nicht auszulassender Film, der über die Jahre von der (von ihm klar inspirierten) Konkurrenz einfach überholt wurde.

Kritik: Jacko Kunze

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