Inhalt
Kaiserreich China zur Zeit der Ming-Dynastie. Sogenannte Wokou, japanische Piraten- und Seeräuberbanden, machen Chinas Küstenregionen unsicher. Wo die Banden auftauchen, tragen sie Tod und Zerstörung ins Land. Grausame Raubzüge lassen die Bewohner vor Angst erstarren. Begleitet werden die Räuber von einem abtrünnigen Shaolin-Mönch. Der Kaiser schickt seinen ergebensten General, mit einer Schar todesmutiger und hervorragender Kämpfer, um gegen die Mörderbande in den Kampf zu ziehen. Es kommt zum erbitterten Duell zwischen dem Anführer der Helden Wu Jiyuan und dem japanischen Heerführer der Piraten.
Kritik
Die Martial-Arts Perlen der goldenen 70er Jahre des Hongkong-Kinos zählen schon längst zu den vergessenen Klassikern. Umso interessanter sind da immer wieder kleine Neuveröffentlichungen, die auf die Zeit aufmerksam machen und gerade Genre-Fans Einblicke gewähren, die immer wieder für Überraschungen sorgen. Seien dies bekannte Geschichten, die heute als Innovation angepriesen werden, Schauspieler, die zu dieser Zeit ihre ersten Schritte wagten oder eben Filmemacher, die mit wenigen Mitteln oftmals spannende wie actionreiche Opern erschufen. Einer dieser Regisseure war King Hu (1931–1997), der mit Filmen wie „Ein Hauch von Zen“, „Das Schwert der gelben Tigerin“ oder „Die Herberge zum Drachentor“ längst als unsterblich gilt. Dank Alive und Castle View kommen wir seit dem 25.09.2015 in den Genuss einer seiner eher unbekannteren Werke: „Die Piratenbande des weißen Tigers“ (OT: "Zhong lie tu"). Langezeit auch unter dem Titel „Die Mutigen“ bekannt, liefert uns hierbei Hu eine Sage voller Piraten, mutiger Kämpfer, einem bitteren Finale sowie ausufernder Action. Eben schönes Martial-Arts-Kino in seiner historischen Form.
„Die Piratenbande des weißen Tigers“ hat jedoch ein großes Problem: Die deutsche Synchronisation. Während diese oftmals bei Werken aus Asien für einen Fluchtreflex sorgt, ist es hier regelrecht eine kleine Schande wie unbeholfen manche Sprecher agieren (gerade die Off-Stimme die viel der eigentlichen Geschichte zu erklären versucht). Und so kommt es, dass gerade die ersten 10 Minuten des Films eine ziemliche Qual für den Zuschauer darstellen. Wechselnde Charaktere, eine unpräzise Off-Stimme, angedeutete politische Ränkespiele und Korruption sowie keinerlei eingeführte Figuren. Erst nach und nach entfaltet Regisseur und Autor King Hu dann seine eigentliche Handlung rund um den Kämpfer Wu Jiyuan (zurückhaltend und angenehm mysteriös von Ying Bai gespielt) und dem Plan, die Piraten an den Küsten zu vernichten. Basierend auf Volkssagen und teilweise wahren Begebenheiten, entwickelt sich so ein kleines Katz- und Mausspiel, welches immer wieder mit politischen Possen untermalt wird. Dies ist nicht immer punktgenau, führt aber gerade zum Ende hin zu einem durchaus gelungenen Abschluss, der keineswegs vorhersehbar erscheint. Überraschend ist zudem auch, dass wir Sammo Kam-Bo Hung in einer Nebenrolle als Piratenboss erleben dürfen (natürlich mit einem furiosen Endkampf) und auch Biao Yuen (zwei des Jackie Chan Trios) darf kurz als Nebenfigur glänzen.
In Sachen Action liefert uns „Die Piratenbande des weißen Tigers“ hingegen typische Genre-Kost ohne wirkliche Highlights. Zu schnell sind dafür die Schnitte und zu hastig die Inszenierung. Was bleibt ist aber kurzweilige Action, die die recht spannende Hatz nach den Piraten gekonnt verstärkt. Für Fans auf jeden Fall einen Blick wert.
Fazit
„Die Piratenbande des weißen Tigers“ ist ein vergessener Klassiker, der dank Castle View endlich das Licht der Welt in unseren Heimkinos erblickt. Und ein Blick lohnt sich: Neben einer frühen Rolle von Sammo Hung, gibt es kurzweilige Action, eine durchaus spannende Geschichte und eine typische ruhige King Hu Inszenierung. Einzig die verwirrende Einführung und die schlechte Synchronisation trüben den Spaß.
Autor: Thomas Repenning