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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ende des 19. Jahrhunderts strandet der Schiffbrüchige Braddock auf einer Insel im Südpazifik. Der Wissenschaftler Dr. Moreau nimmt ihn in seiner selbsterbauten Forschungsstation auf, wo er, seine Ziehtochter Maria, der Fremdenlegionär Montgomery und ein missgebildeter Diener leben. Dr. Moreau gibt vor, dass sie die einzigen Menschen auf der Insel sind, doch Braddock bemerkt bald andere Lebewesen im Dschungel…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der 1887 veröffentlichte Roman Die Insel des Dr. Moreau vom legendären Science-Fiction-Autor H.G. Wells zählt neben Die Zeitmaschine zu seinen bekanntesten Werken und auch dessen erste Verfilmungen Island of Lost Souls von 1932 gilt – nach anfänglichen Schwierigkeiten wie z.B. einer jahrelangen Indizierung in Großbritannien – heute zu den großen Klassikern des phantastischen Abenteuer- bzw. Horrorfilms. Im Zuge einiger Wells-Adaptionen in den 70er Jahren wie Die Insel der Ungeheuer und In der Gewalt der Riesenameisen erlebte auch Dr. Moreau eine filmische Wiedergeburt, erneut mit sehr überschaubarem Erfolg und ernüchternden Kritiken. Im Gegensatz zum Original wurde diese Version nicht Jahre später rückwirkend rehabilitiert, stattdessen folgte 1996 mit D.N.A. – Experiment des Grauens ein weiteres, diesmal wirklich unbestreitbar katastrophales Remake, was jegliche Diskussion über die Existenzberechtigung jeder Neuauflage des Originals wohl im Keim erstickte. Bezogen auf dieses Exemplar: Zu Unrecht.

-„Wo bin ich hier?“

-„Was für eine Frage: Natürlich im Paradies.“

Der idyllische Schein trügt, das stellt der Schiffbrüchige Braddock (Michael York, Flucht ins 23. Jahrhundert) schnell fest. Die anfängliche Freude über die Rettung nach 17 Tagen auf dem offenen Meer und die Gastfreundschaft des Wissenschaftlers Dr. Moreau (Burt Lancaster, Der Zug) auf „dessen“ abgelegenen Insel irgendwo im Pazifik weicht gesunder Skepsis bezüglich der streng geheimen Arbeit des Mediziners, der sich offenbar sehr für Zellforschung interessiert und glaubt auf diesem Gebiet bald Sensationelles zu erreichen. Die Warnungen in der Nacht nicht das Anwesen zu verlassen, merkwürdige Laute und unheimliche Silhouetten im dichten Urwald bestätigen den Eindruck nur, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Wer die Grundgeschichte nicht kennt soll an dieser Stelle nicht unnötig gespoilert werden, keine Bange. Auch Regisseur Don Taylor (Der letzte Countdown) vertraut wohl etwas darauf, dass nicht jeder Zuschauer über den Inhalt des Romans oder der ersten Verfilmung Bescheid weiß und lässt ihn langsam mit Protagonist Braddock das unheimliche Geheimnis der Insel erkunden.

Auch dank des einprägsamen, stimmungsvollen Score von Laurence Rosenthal entsteht ein wohlig-unbehagliches Gefühl. Atmosphärisch funktioniert Die Insel des Dr. Moreau einwandfrei und versteht es durchaus gekonnt, den Geist der literarischen Vorlage auf seine Weise neu zu interpretieren, auch wenn er deren gesellschaftskritischen Subtext etwas zugunsten der reinen Genre-Zugehörigkeit zurückschraubt. Der mahnende Grundton bleibt jedoch erhalten und neben dem klassischen, immer wieder faszinierenden da so wahrhaften und zeitlosen Mad-Scientist-Thema, bei dem ein genialer Geist mit der ursprünglichen Motivation im Wohle der Menschheit zu handeln sich zum gottesgleichen Herrscher aufschwingt und die Kontrolle über die eigene Schöpfung verliert (wie auch in Frankenstein), erweist sich der Film trotzdem noch als Extrembeispiel einer Sci-Fi-Horrorfabel, die ihre Aussagekraft hinter dem schlichten Genre-Anspruch nicht gänzlich einbüßt. Masken, Make-Up und Effekte entsprechen dem ordentlichen Standard seiner Zeit, wirken aus heutiger Sicht natürlich überholt, aber das sollte wenn man sich bewusst auf so einen Film einlässt nun wirklich nicht das Problem darstellen, sonst kann man es auch gleich sein lassen.

Darüber hinaus ist der Einsatz echter Tiere im Finale durchaus heute noch ziemlich sehenswert, derartige Dressuren – gerade in Verbindung mit Feuer, Hektik und menschlichen Akteuren – ist man heutzutage ja kaum noch gewohnt. Die Darsteller sind für eine derartige Produktion beinah luxuriös gut, besonders Leinwandlegende Burt Lancaster nimmt die Rolle sichtlich ernst (nicht etwa wie der als absurder Knallcharge vor sich hin spinnende Marlon Brando in der Fassung von 1996), was dem Film guttut, ihn in seiner düsteren, kritischen, fast sogar fatalistischen Stimmung in die richtige Bahn lenkt. Schnell könnte das Ganze nämlich auch in eine ungewollt trashige Richtung kippen, das wird konsequent vermieden, wofür allen Beteiligten ein großes Lob auszusprechen ist. Das gelungene Finale bietet in seiner letzten Einstellung des brennenden Königreichs eines gefallenen Sonnengottes sogar viel Symbolträchtiges und stellt kurz zuvor auch die Irritation seiner Untertanen bezogen auf ihr eigene Identität besonders in den Vordergrund: Wer sind die, wer sind wir, wo ist der Unterschied? Die Natur lässt sich beugen, aber nicht komplett brechen. Am Ende ist auch der Mensch nur ein Teil von ihr und muss sich unterordnen. Oder alles wird versinken in Chaos, Flammen und Tod.

Fazit

Entgegen seines mittelprächtigen Rufes ist die zweite Adaption von H.G. Wells‘ Roman kein überflüssiges Remake, auch wenn er sich was seine cineastische Bedeutung angeht klar hinter der ersten Verfilmung einzusortieren hat und letztlich sicher nicht mehr ist als ein relativ hochwertig umgesetztes B-Movie seiner Zeit. Aber das reicht doch schon vollkommen, wenn so konzentriert und ambitioniert gearbeitet wird wie in diesem extremen Positivbeispiel einer Klassiker-Frischzellenkur. Die faszinierende, hervorragende Grundgeschichte ist dafür natürlich eine ideale Basis, aber auch das muss man erstmal erfolgreich stemmen. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, sieht man oft genug. In dem Fall auch gut 20 Jahre später auf besonders krasse Weise…

Kritik: Jacko Kunze

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